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  • Verändertes Licht – und veränderte Gravitation?

    24.11.2007, Uta Lenkewitz
    Sie beschreiben in Ihrem oben bezeichneten Artikel die völlig anderen Lichtverhältnisse, mit denen sich die "Erdlinge" auf einer Erde mitten in einem Kugelsternhaufen auseinandersetzen müßten. Aber wären denn nicht auch alle auf der Gravitation beruhenden Vorgänge stark verändert? Es können sich ja "in dem dichten Sterngedränge ... keine stabilen Planetenbahnen herausbilden" und infolgedessen wären doch sicher auch Jahres- und Tageskalender völlig anders? Gäbe es unter diesen Umständen Ebbe und Flut, wie wir sie kennen? Oder Kometen?

    Wie würden Pflanzen, Tiere und dadurch natürlich auch die Menschen von diesen Zuständen beeinflußt?

    Allmählich erscheint es mir kein Zufall, daß das Leben, wie wir es kennen, auf einem Planeten außerhalb eines Kugelsternhaufens entstanden ist. Liege ich da richtig?

    Vielen Dank für die vielen hochinteressanten Anregungen in Ihrer
    Zeitschrift.
    Stellungnahme der Redaktion


    Sehr geehrte Frau Lenkewitz,


    Sie haben Recht, natürlich ist in einem Kugelsternhaufen mit seiner hohen Sterndichte zu erwarten, dass sich die Sterne gegenseitig viel stärker beeinflussen als das in der jetzigen Umgebung unseres Sonnensystems der Fall ist. Das betrifft selbstverständlich auch Schwerkraft-Einflüsse.


    Auf einen wichtigen Aspekt dabei hat Christoph Leinert vom Max-Planck-Institut für Astronomie hingewiesen: Wenn Sterne nahe an der Sonne vorbeifliegen, stört ihre Schwerkraft die Oortsche Wolke, die unser Planetensystem umgibt. Die Folge davon ist, dass zahlreiche Kometen ins Innere des Planetensystems gelenkt werden und mit den dortigen Himmelskörpern kollidieren. In einem Kugelsternhaufen mit seiner hohen Sterndichte wäre dieser Effekt – so Leinert – relativ stark ausgeprägt, so dass die Planeten dort einem stärkeren Kometen-Bombardement ausgesetzt wären als es in unserer Ecke der Milchstraße der Fall ist.


    Dass die Schwerkraft der anderen Sterne dort jedoch Ebbe und Flut auf der Erde beeinflussen würde (vorausgesetzt, sie befände sich in einem Kugelsternhaufen), ist unwahrscheinlich. Dazu sind die Sterne dann doch zu weit voneinander entfernt. Ihr mittlerer Abstand in einem Kugelsternhaufen beträgt 0,3 Lichtjahre – das ist hunderte Male weiter weg als die großen Gasplaneten in unserem Sonnensystem, und schon die haben trotz ihrer großen Masse keinen merklichen Einfluss auf die irdischen Gezeiten.


    Dass Planetenbahnen in Kugelsternhaufen gravitativ oft gestört werden, ist anzunehmen. Wie stark dieser Effekt ausgeprägt ist und wie er sich auf die Planetenpopulation auswirkt, ist jedoch noch weitgehend unverstanden, wie mir Achim Weiss vom Max-Planck-Institut für Astrophysik sagte. Er fasste es in dem schlichten Satz zusammen: "Wir wissen nicht, wie häufig Planeten in Kugelsternhaufen vorkommen".


    Interessant ist auch die Frage, wie stark die ionisierende Strahlung innerhalb von Kugelsternhaufen ist – und ob sie die Existenz von Leben dort ernsthaft beeinträchtigen würde. Weiss sagte mir, dass man derzeit annehme, dass die ionisierende Strahlung im Innern solcher Sternhaufen nicht viel intensiver sein dürfte als in unserer lokalen Umgebung, weil die Sterne dort kühler und leuchtschwächer sind.


    Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Spaß mit "astronomie heute",


    Viele Grüße,


    Frank Schubert

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