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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Salvia-Arten

Salvia-Arten

Fam.: Lamiaceae (Labiatae).

Salvia divinorum Epl. et Jativa-M.; Hierba de la Pastora.
Vork.: tropische und gemäßigte Klimazonen, besonders in Mittelamerika und Mexiko.
Droge: Salvia-divinorum-Blätter (syn. Folia Salviae divinorum), die frischen Blätter. Inh.: Diterpene, bes. die Neocleridan-Diterpene Divinorin A (Salvinorin A) vgl. Formel und Divinorin B (Salvinorin B) vgl. Formel sowie Loliolid. Anw.: altes Zaubermittel der Azteken Mexikos, der halluzinogene Wirkstoff ist das Salvinorin A, das bereits in geringer Konzentration von 150 bis 500 µg extreme psychische Reaktionen induzieren soll; traditionell in den Herkunftsgebieten in nicht-halluzinogener Dosierung bei Verdauungsproblemen, urologischen und rheumatischen Beschwerden, ferner für Wahrsagerituale.





Salvia lavandulifolia Vahl. (syn. Salvia hispanorum, S. lavandulaefolia, S. nivea); Spanischer Salbei.
Vork.: Spanien, vor allem Provinz Granada, mitunter auch Südfrankreich.
Droge: Salviae lavandulifoliae aetheroleum (syn. Oleum Salviae lavandulifoliae); Spanisches Salbeiöl, das durch Wasserdampfdestillation aus den oberirdischen Pflanzenteilen gewonnene äther. Öl. Inh.: Campher (ca. 26 %) und Cineol (ca. 20 %) als Hauptkomponenten, neben α- und β-Pinen, Camphen, Limonen und Myrcen, nahezu frei von Thujon. Anw.: insbes. in der Kosmetik, u.a. zur Aromatisierung von Zahnpflegemitteln, in Parfüms, für Raumsprays, als unbedenklicher Zusatzstoff in Lebensmitteln, einschließlich alkoholischer und nicht alkoholischer Getränke.

Salvia miltiorhiza Bunge (syn. Salvia pogonocalyx).
Vork.: China, Japan.
Droge: Salviae miltiorhizae radix (syn. Radix Salviae miltiorhiza); Salvia-miltiorhiza-Wurzel (syn. Rotwurzsalbeiwurzel), das getrocknete Rhizom und die getrockneten Wurzeln. Inh.: Diterpene (0,1-1 %), wie Tashinone. Isotashinone und Cryptotashinon; Rosmarinsäure, 3,4-Dihydroxyphenylmilchsäure, Isoferulasäure, Lithospermsäureethylester, Salvianolsäuren A bis E. Anw.: in der chinesischen Medizin als Superdroge bekannt, v.a. bei Frauenleiden, Angina pectoris, Gelenkerkrankungen, Furunkeln, Schwellungen, Milz- und Lebererkrankungen sowie bei nervöser Unruhe und Schlaflosigkeit.

Salvia officinalis L. (syn. Salvia chromatica et papillosa, S. cretica, S. grandiflora, S. major et minor, S. tomentosa); Echter Salbei (syn. Dalmatiner-Salbei, Edler Salbei, Fischsalbei, Garten-Salbei, Königs-Salbei, Rauchsalbei, Sabikraut, Scharlachkraut, Scharlei, Tugendsalbe), vgl. Abbildung.
Vork.: gesamter mediterraner Raum, bes. Spanien, Südfrankreich und südliche Balkanhalbinsel.
Drogen: 1. Salviae folium (syn. Folia Salviae, Folium Salviae, Herba Salviae, Salviae officinalis folium); Salbeiblätter, die getrockneten Laubblätter. Inh.: äther. Öl (1-2,5 %, s. Salviae aetheroleum), Hydroxyzimtsäurederivate, u.a. Rosmarinsäure, Chlorogensäure, Cryptochlorogensäure und Neochlorogensäure, ferner Kaffeesäure, Flavonoidglykoside, bes. des Apigenins, Luteolins und Kämpferols, Diterpene, bes. Carnosolsäure sowie Triterpene und Spurenelemente, überdurchschnittlich vor allem Eisen (700-800 ppm), Magnesium (4,2-4,6 ppm) und Zink (145 ppm). Anw.: in Zubereitungen (Tinktur, Extrakt oder Aufguß) bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, Zahnfleischentzündungen sowie innerlich bei dyspeptischen Beschwerden (TD: 4-6 g Droge als Aufguß) sowie bei übermäßiger Schweißsekretion. Bestandteil zahlreicher Arzneifertigpräparate. 2. Salviae officinalis aetheroleum (syn. Oleum Salviae, Oleum Salviae officinalis, Salviae aetheroleum, Salviae oleum); Salbeiöl (syn. Dalmatinisches Salbeiöl), das aus den Blüten und Stengeln durch Wasserdampfdestillation gewonnene äther. Öl. Inh.: α- und β-Thujon (35-60 %), Campher und Cineol je (8-24 %), ferner u.a. Borneol, Bornylacetat, Camphen, Caryophyllen, α-Humulen α- und β-Pinen sowie Viridiflorol. Anw.: innerlich in Zubereitungen bei dyspeptischen Beschwerden sowie erhöhter Schweißsekretion, äußerlich bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. In der Kosmetik als Aromatikum, ebenso in niedriger Konzentration für einige Lebensmittel und Getränke. Zur Teezubereitung verwendet man als Einzeldosis 1,5-2 g (1 Teelöffel etwa 1,5 g) feingeschnittene Droge, als Tagesdosis werden 4-6 g empfohlen. Für Spülungen wird etwa die doppelte Drogenmenge, etwa 3 g, angewendet.
Hom.: Salvia officinalis HAB 1; Salbei, die frischen Blätter. Anw.-Geb.: Erkrankungen des Zentralnervensystems, Störung der Schweißsekretion. vgl. Abbildung



Salvia officinalis, Echter Salbei



Salvia officinalis.

Salvia sclarea L. (syn. Aethiopis sclarea, Salvia bracteata, S. simsiana, Sclarea vulgaris); Muskateller Kraut (syn. Muskateller Salbei, Muskat-Salbei, Scharlei).
Vork.: Südeuropa, Türkei bis Israel, Transkaukasien, Kasachstan, Iran und Afghanistan, häufig auch kultiviert.
Drogen: 1. Salviae scareae herba (syn. Herba Gallitrichi, Herba Hormini sativi, Herba Salviae sclareae); Muskatellerkraut, Muskateller Salbei, die zur Blütezeit geernteten oberirdischen Pflanzenteile. Inh.: äther Öl (0,1-1 %) mit Linalylacetat, Linalool, β-Caryophyllen, Myrcen; Hydroxyzimtsäuren, wie Rosmarinsäure (3 %). Anw.: in der Volksheilkunde innerlich bei Menstruationsbeschwerden, Schwächezuständen, Katarrhen, Kopfschmerzen, Krämpfen, Nierenbeschwerden; äußerlich bei entzündeten Wunden; in der Parfümerie als Fixativ und Grundkörper für die Aromatisierung von Tabaken; früher zum Aromatisieren von Weinen (Muskatelleraroma) und als Zusatzstoff zu Wermutweinen. 2. Oleum Salviae sclareae (syn. Salviae sclareae aetheroleum); Salvia-sclarea-Öl (syn. Muskateller Salbeiöl), das äther. Öl aus den Triebspitzen und Blütenständen. Inh.: hauptsächlich Linalylacetat (47-75 %) und Linalool (9-25 %), daneben Germacren D, β-Caryophyllen, α-Terpineol, Geraniol, Nerol u.a. Anw.: in der Kosmetik als Seifenparfüm und Bestandteil moderner Parfüms; in der Lebensmittelindustrie in Würzmischungen und Likören.

Salvia triloba L. fil. (syn. Salvia fruticosa, S. lobryana); Dreilappiger Salbei (syn. Griechischer Salbei, Kreuz-Salbei).
Vork.: zentrale und östliche Mittelmeergebiete.
Droge: Salviae trilobae folium (syn. Folia Salviae trilobae, Folium Salviae trilobae); Salvia-triloba-Blätter (syn. Dreilappiges Salbeiblatt, Griechische Salbeiblätter), die getrockneten Laubblätter. Inh.: äther. Öl (1,5-3,5 %) mit Cineol (40-67 %) als Hauptkomponente, sehr schwankendem Anteil an Campher (1,5-24 %), sehr niedrigem Thujongehalt sowie u.a. Camphen, β-Caryophyllen, Borneol, Limonen und Linalylacetat. Außerdem Flavonoide, u.a. Salvigenin sowie 7-O-Glucoside und -Glucuronide des Apigenins, Chrysoeriols, Hispidulins, Luteolins und Methylluteolins, Hydroxyzimtsäurederivate, u.a. Rosmarinsäure sowie Diterpene, u.a. Carnosol und Triterpene, u.a. Ursolsäure. Anw.: als entzündungshemmende Droge ähnlich dem Echten Salbei, vor allem bei Mund- und Rachenentzündungen.

Histor.: Der Gattungsname Salvia leitet sich vom lateinischen salvare (heilen) ab. Die dt. Bezeichnung Salbei (althochdeutsch salbeia) ist letztlich ein Lehnwort des lateinischen salvia. Salbei hat bereits im frühen Altertum eine wichtige Rolle als Heilpflanze gespielt. Die Hippokratiker, Dioskurides, aber auch Plinius rühmen die blutstillenden, harntreibenden und karminativen Eigenschaften der Droge. Auch im Capitulare de villis Karls des Großen wird Salbei erwähnt. Die spätere Anwendung zur Minderung übermäßiger Schweißsekretion wird bereits von Hufeland (1762-1836) empfohlen.

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