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Editorial: 2019: Das Jahr der Gravitationswellen?

Uwe Reichert

Liebe Leserin, lieber Leser,

zu den größten wissenschaftlichen Errungenschaften der letzten Jahre gehört zweifelsohne der direkte Nachweis von Gravitationswellen. Mehrfach haben wir in unserer Zeitschrift darüber berichtet. Und auch jetzt gibt es wieder Neues zu vermelden: Aus den Daten der Gravitationswellendetektoren LIGO und Virgo konnten die Wissenschaftler die Signale von vier weiteren Ereignissen extrahieren (siehe Seite 38). Damit sind in den letzten dreieinhalb Jahren insgesamt elf Zusammenstöße von kompakten Himmelsobjekten beobachtet worden: zehnmal die Verschmelzungen von Schwarzen Löchern, einmal die Kollision von Neutronensternen.

Diese von Wissenschaftlern mit typischem Understatement schlicht als »Ereignisse« charakterisierten Vorgänge gehören zu den energiereichsten Prozessen im Universum. In einem der neu veröffentlichten Fälle verschmolzen zwei Schwarze Löcher – das eine mit dem 51-Fachen, das andere mit dem 34-Fachen der Sonnenmasse – zu einem neuen Schwarzen Loch, das »nur noch« 80 Sonnenmassen auf die Waage bringt. Die Differenz, nämlich fünf Sonnenmassen, wurde innerhalb von Sekundenbruchteilen in Energie umgewandelt, die sich nun in Form von Gravitationswellen im Weltall ausbreitet. Diese winzigen Kräuselungen der Raumzeit sind nur mit hohem messtechnischem Aufwand zu registrieren, und sie gehören zu den schwächsten Signalen, die jemals in irdischen Laboren gemessen wurden.

Mit Spannung erwarten wir nun die nächste Messkampagne der Gravitationswellendetektoren, die in wenigen Wochen beginnt. Nach einer technischen Aufrüstung wird die Empfindlichkeit von LIGO und Virgo besser sein als je zuvor. Und bald wird ein neuer, in Japan errichteter Detektor ebenfalls die Jagd nach Gravitationswellen aufnehmen. Dann ist mit mehreren Ereignissen pro Monat zu rechnen. Wir halten Sie jedenfalls über die Ergebnisse auf dem Laufenden!

Herzlichst grüßt Ihr

Uwe Reichert

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