Direkt zum Inhalt

Persönlichkeit: Der Kern des Bösen

Ob aggressiv oder narzisstisch, machthungrig oder kriminell: Bei unangenehmen Zeitgenossen findet man eine breite Palette von unbeliebten Charakterzügen. Doch haben diese Persönlichkeitseigenschaften einen gemeinsamen Kern? Dieser Frage ist nun ein Team um David Marcus von der Washington State University nachgegangen. Dazu analysierten die Wissenschaftler Daten aus zwei Stichproben von rund 2800 Studierenden sowie zirka 850 weiteren Probanden, die über die Onlineplattform "Mechanical Turk" rekrutiert wurden. Die Teilnehmer gaben Auskunft, ob sie zu kriminellen und aggressiven Verhaltensweisen neigten, also zum Beispiel schon einmal Geld von ihren Eltern gestohlen hatten. Des Weiteren beurteilten sie sich selbst in Hinblick auf unsoziale Einstellungen und Eigenschaften. Damit erfassten die Forscher unter anderem die so genannte Dunkle Triade: die drei Persönlichkeitsdimensionen Psychopathie, Narzissmus und Machiavellismus (das rücksichtslose Streben nach Macht).

Per Netzwerkanalyse setzten die Psychologen nun die Merkmale in all ihren Facetten zueinander in Beziehung. Um herauszufinden, welche von ihnen die zentralen Knotenpunkte im "Netzwerk des Bösen" bildeten, zogen sie verschiedene Kennwerte heran. Wie stark hängt ein Merkmal im Schnitt mit den übrigen zusammen? Wie viele andere sind über dieses Merkmal miteinander verbunden? Auf diese Weise entpuppten sich zwei von ihnen als besonders wichtig: die Gefühlskälte oder Gleichgültigkeit gegenüber Mitmenschen und die Bereitschaft, andere zum eigenen Vorteil zu manipulieren.

Dieselben Eigenschaften hatten die Psychologen Daniel Jones und Aurelio Figueredo schon 2013 als "Herz" der Dunklen Triade ausgemacht. Marcus und sein Team glauben ebenfalls: "Eine wirklich bösartige Persönlichkeit muss sowohl gefühlskalt als auch manipulativ sein." Wer seiner Umwelt gleichgültig begegne, jedoch nicht zu Manipulationen fähig sei, werde sich sozial isolieren, aber niemandem schaden. Und wer kein Herz aus Stein habe, werde seine Manipulationskünste eher für gute Zwecke einsetzen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quelle
J. Res. Pers. 73, S. 56-62, 2018
Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.