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Editorial: Angriff auf das Selbst

Redaktionsleiter Dr. Hartwig Hanser

Seit Monaten ist das Immunsystem ins Rampenlicht gerückt – Covid-19 sei Dank. Während wir in Ausgabe 8.21 jenes Wunderwerk der Natur, das uns vor Krankheitserregern und anderen Bedrohungen meist recht effektiv schützt, näher betrachteten, konzentriert sich unser aktuelles Titelthema auf die Schattenseite der Körperabwehr: Wenn diese sich gegen den eigenen Organismus wendet, können Autoimmunkrankheiten wie multiple Sklerose oder Diabetes Typ 1 resultieren.

Lange schob man die Schuld undifferenziert einem irregeleiteten Immunsystem zu, das ohne konkreten Auslöser plötzlich anfange, Zellen und Gewebe zu attackieren. Doch als Fachleute begannen, genauer hinzusehen, entdeckten sie, dass die Sachlage weniger eindeutig ist. Beispielsweise zirkulieren bei Gesunden ähnlich viele Killerzellen im Blut wie bei Typ-1-Diabetikern. Offenbar tragen auch die angegriffenen Strukturen ihren Teil dazu bei, indem sie sich dem Abwehrsystem unfreiwillig als Opfer anbieten.

Wie die Neurowissenschaftlerin Stephani Sutherland ab S. 12 beschreibt, senden sie falsche Alarmsignale aus, worauf das Immunsystem entsprechend reagiert. Als Ursache für die irrtümlichen Hilferufe kommen bestimmte Empfindlichkeiten dieser Gewebe, aber auch Virusinfektionen oder Umweltfaktoren wie Giftstoffe in Frage. Möglicherweise spielt zudem eine Veränderung des Mikrobioms, also der Darmflora, eine Rolle. Zusammen mit einer grafischen Übersicht über die fast 80 heute bekannten Autoimmunerkrankungen eröffnet der Artikel eine neue dreiteilige Serie zum Thema »Autoimmunität«.

Nicht nur in unserem Körper, auch in Redaktionen läuft nicht immer alles wie vorgesehen. Letzteres kann dazu führen, dass angekündigte Texte kurzfristig verschoben werden müssen. Das war etwa bei dem für die Dezemberausgabe vorgesehenen Schwerpunkt zur Plattentektonik sowie dem Artikel zur Perkolationstheorie der Fall, worauf uns prompt Leseranfragen erreichten, ob diese noch erscheinen würden. Das Interesse hat uns sehr gefreut – jetzt ist es so weit. Vielen Dank für Ihre Geduld!

Herzlich Ihr
Hartwig Hanser

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