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Geheimnisse unseres Universums. Zeitreisen, Quantenwelten, Weltformeln.

Droemer, München 1999. 244 Seiten, DM 49,90.


Drei Fragen muß der Held im Märchen beantworten, um an das Ziel seiner Wünsche zu gelangen. Drei Fragen stellt Joachim Bublath, sicher der bekannteste Wissenschaftsjournalist im Fernsehen. Sie sollen den Weg zum heiligen Gral der Wissenschaftler weisen, der alles erklärenden Weltformel: Was ist Zeit? Wie ist das Universum aufgebaut? Was passiert im Mikrokosmos? Pro Frage gibt es im Dezember eine Folge der ZDF-Fernsehserie "Geheimnisse des Universums"; dies ist das offizielle Begleitbuch.

Im Fernsehen hat Bublath oft gezeigt, daß er auf fundierte und solide Weise Faszination für die Erkenntnisse der Naturwissenschaft wecken kann – und das ist eine sehr anspruchsvolle Kunst. In einem Begleitbuch wäre dann diese Begeisterung auszunutzen, um die behandelten Themen sinnvoll zu vertiefen.

Dies mißlingt Bublath jedoch in einem auf den ersten Blick opulenten, auf den zweiten Blick jedoch lieblos gemachten Buch. Statt "komplizierte Zusammenhänge" verständlich darzustellen, verfällt er oft in unnötige Übersimplifizierungen. Das gilt für moderne Entwicklungen ebenso wie für historische Zusammenhänge: "Aber manche Menschen sind ja findige Experimentatoren. Und Galilei gehörte zu einer besonderen Klasse dieser Gruppe." Ein eklatantes Beispiel ist die Erklärung des Quantencomputers auf Seite 146. Hier unterschlägt der promovierte Physiker Bublath den wichtigsten Aspekt, die Hoffnung auf eine extreme Parallelrechenkapazität; dabei wäre dies auch auf elementarem Niveau zu vermitteln. Dagegen führen seine Ausführungen zu einer angeblich überlichtschnellen Informationsübermittlung den Laien gänzlich in die Irre.

Die großen Abbildungen, meist kitschige Science-Fiction-Szenarien, tragen nur wenig Information und stehen meist in sehr loser oder gar keiner Verbindung zu den Bildlegenden. Gerade der Fernsehjournalist müßte in der Lage sein, den Wert ansprechender Bilder und sinnvoller Diagramme für seine Darstellungen zu nutzen.

Zugegeben: Das Buch enthält – in nach wie vor kitschiger Verpackung – auch solide Information. Trotzdem möchte ich vom Kauf abraten, denn es läßt deutlich mehr als drei Wünsche offen. Warum mußte solch ein offensichtlich hastig zusammengeschustertes Werk erscheinen? Das bleibt wahrscheinlich ein "Geheimnis unseres Universums".


Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 1999, Seite 127
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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