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Plastikmüll: »Wir müssen den Biokunststoffen eine Chance geben«

Kompostierbare Mülltüten und Lebensmittelverpackungen aus Bio-PE haben chemisch nichts gemeinsam. Trotzdem zählen beide zu »Biokunststoffen«. Im Gespräch mit »Spektrum« diskutieren die Polymerforscher Frederik Wurm und Hans-Josef Endres über den Sinn und Unsinn bioabbaubaren und biobasierten Plastiks.

»Spektrum«: Wie gefällt Ihnen denn der Begriff »Biokunststoff«?

Hans-Josef Endres: Der Begriff an sich ist nicht schlecht, man sollte ihn allerdings nicht allein verwenden. Wichtig sind dabei zwei Adjektive: »bioabbaubar« oder »biobasiert«. Das eine ist nicht gleichbedeutend mit dem anderen.

Biobasiertes Polyethylen (PE) ist chemisch gesehen einfach Polyethylen, mit exakt identischer Struktur und denselben Eigenschaften. Das bedeutet natürlich, dass ein biobasiertes PE nicht bioabbaubar ist. Für solche Kunststoffe gibt es noch viele ältere prominente Beispiele: Linoleum etwa oder Reifen, die aus natürlichem Latex hergestellt sind. Eine Reihe bekannter Werkstoffe wurde bereits entwickelt, bevor Erdöl verfügbar war. Sie waren biobasiert, doch nicht bioabbaubar.

Genauso können Sie aus petrochemischen Rohstoffen bioabbaubare Molekülstrukturen bauen. Die dritte Gruppe sind Materialien, die beide Eigenschaften besitzen, etwa Kunststoffe auf Stärke- oder Milchsäurebasis.

Woher stammen die nachwachsenden Rohstoffe für das Plastik?

Endres: Dazu lässt sich eine Reihe von Rohstoffen einsetzen. Man kann sie landwirtschaftlich erzeugen, wie Stärke und Zucker oder Pflanzenöle, die man etwa für Polyamide oder Polyurethane benötigt …

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  • Quellen

Endres, H.-J. et al. (Hrsg.): Biokunststoffe unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit und Kommunikation. Springer Fachmedien, 2020

Haider, T. P. et al.: Kunststoffe der Zukunft? Der Einfluss von bioabbaubaren Polymeren auf Umwelt und Gesellschaft. Angewandte Chemie 131, 2019

IfBB: Biopolymers, facts and statistics 2018. IfBB - Institute for Bioplastics and Biocomposites, 2019

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