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Merkfähigkeit: Ablenkung fördert Gedächtnislücken bei Senioren

Gedächtnisprobleme von Senioren sind nicht auf mangelnde Aufmerksamkeit zurückzuführen, sondern darauf, dass sie nebensächliche Informationen nicht auszublenden können. Dies ergab eine Studie einer Forschergruppe um Adam Gazzaley von der Universität von Kalifornien in Berkeley.

Versuchsreize | Die Versuchspersonen sollten in einer Serie von vier Bildern entweder die Gesichter oder die Landschaften beachten.
Die Wissenschaftler hatten einer Gruppe von 60- bis 77-Jährigen sowie einer von 19- bis 30-Jährigen die Aufgabe gestellt, sich in einer Serie von vier Bildern entweder zwei Bilder von Gesichtern oder von Landschaften zu einzuprägen. Dabei zeichnete ein Kernspintomograf ihre Hirnaktivität auf.

Den Jüngeren gelang es, die irrelevanten Reize auszublenden: Sollten sie ihre Aufmerksamkeit auf Landschaften lenken, verminderte sich die Aktivität in der Hirnregion, die Gesichter verarbeitet. Ungekehrt war das für Landschaften zuständige Areal kaum aktiv, wenn sich die Versuchspersonen Gesichter merkten. Zehn der insgesamt sechzehn Senioren scheiterten dagegen bei dem Versuch, die irrelevanten Informationen zu unterdrücken; bei ihnen blieben immer beide Regionen aktiv.

Hirnaktivität | Aktivität des Gehirns eines jungen Probanden, der sich die Landschaft merken (links) oder sie ignorieren sollte (rechts).
Insgesamt erinnerten sich die Senioren in einem anschließenden Test an weniger Bilder als die jüngeren Probanden. Je größer die Hirnaktivität einer älteren Person bei der Verarbeitung irrelevanter Abbildungen war, desto größere Gedächtnislücken tauchten auf. Die Älteren hatten jedoch kein Problem, ihre Aufmerksamkeit auf die jeweils relevanten Reize zu richten: Bei allen Probanden war die für deren Verarbeitung benötigte Gehirnregion gleichermaßen aktiv.

Die Tendenz, sich von Unwichtigem ablenken zu lassen, könnte nach Meinung der Wissenschaftler zu zahlreichen Problemen im täglichen Leben älterer Menschen führen, beispielsweise im Umgang mit anderen Menschen oder im Straßenverkehr. Warum sechs der Senioren nicht die alterstypischen Schwierigkeiten zeigten, Unnötiges auszublenden, können Gazzaley und seine Kollegen nicht erklären.

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