Direkt zum Inhalt

Amazonas-Allianz: Amazonasländer vereinbaren Allianz zum Schutz des Waldes

Zum ersten Mal seit 14 Jahren sind Staatschefs der Amazonas-Anrainerstaaten zu einem Gipfeltreffen zusammengekommen. Konkrete Schutzmaßnahmen beschlossen sie dort aber noch nicht.
Über dem Amazonas-Regenwald
Trotz seiner gewaltigen Ausdehnung ist der Amazonas-Regenwald ein empfindliches Ökosystem, das bei fortschreitender Abholzung einen Kipppunkt überschreiten und verschwinden könnte. Bei einem Gipfeltreffen haben sich acht Regierungschefs nun vom Grundsatz her für den Schutz des Regenwalds ausgesprochen.

Ein Gipfeltreffen der Regierungschefs der Amazonasländer ist am Mittwoch mit der Verabschiedung einer »Erklärung von Belém« zu Ende gegangen. Darin vereinbaren die Vertreter von Brasilien, Bolivien, Ecuador, Guyana, Kolumbien, Peru, Surinam und Venezuela beim Umweltschutz, künftig enger zusammenarbeiten zu wollen. Das Treffen war das erste seit 14 Jahren und folgt auf die vierjährige Regierungszeit des rechten Präsidenten Jair Bolsonaro, der in Brasilien einen rücksichtslosen Raubbau am Amazonas-Regenwald vorangetrieben hatte. Kritiker bemängeln allerdings, dass in der »Erklärung von Belém« keine konkreten Ziele und Maßnahmen vereinbart wurden.

»Es war nie dringender als jetzt, diese Zusammenarbeit wieder aufzunehmen und auszubauen«, sagte der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zu Beginn der Konferenz der Organisation der Kooperation im Amazonasgebiet (OTCA) in Belém. Als Teil der Abschlusserklärung wurde auch die Gründung einer »Amazonas-Allianz« beschlossen.

Im brasilianischen Nachrichtenmagazin »G1« kommentiert Marcelo Furtado, der Gründer des Umweltverbands Brazilian Coalition on Climate, Forests and Agriculture: »Der Gipfel hat die richtigen Themen angesprochen, aber nicht das geliefert, was Gesellschaft, Privatwirtschaft und Akademie erwarten: eine Reihe konkreter, kurz- und mittelfristiger Maßnahmen, mit denen wir unseren gefährlichen Kurs verlassen und verhindern, dass wir das 1,5-Grad-Ziel überschreiten.«

Brasilien hat sich als nationale Zielmarke gesetzt, die Entwaldung bis 2030 vollständig zu stoppen. In der Abschlusserklärung haben die acht Länder jedoch keine diesbezüglichen gemeinsamen Verpflichtungen vereinbart, wie Márcio Astrini, Geschäftsführer der Klimaschutzorganisation Observatório do Clima, kritisiert: »Dieses Abkommen ist noch sehr rudimentär, und das Schlussdokument wirkt wie eine Liste von Versprechen. Es bietet keine echte Antwort auf die Welt, in der wir heute leben. Der Planet schmilzt, wir erleben täglich neue Temperaturrekorde. Es ist nicht nachvollziehbar, dass unter diesen Umständen acht Präsidenten von Amazonasländern in einer Erklärung nicht klar und deutlich festhalten können, dass die Entwaldung auf null sinken muss und nicht länger toleriert werden kann«, wird Astrini in »G1« zitiert.

Lulas »amazonischer Traum« für nachhaltige Entwicklung

Neben dem Gastgeber Lula waren auch Kolumbiens Präsident Gustavo Petro, die peruanische Staatschefin Dina Boluarte, der bolivianische Präsident Luis Arce und Guyanas Premierminister Mark Phillips in die Amazonas-Metropole gekommen.

Umweltschutz müsse mit einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung und der Schaffung von Arbeitsplätzen in Einklang gebracht werden, sagte Lula. »Ein Amazonasgebiet mit grüneren Städten, sauberer Luft, Flüssen ohne Quecksilber und gesundem Wald. Ein Amazonasgebiet mit Essen auf dem Tisch, menschenwürdiger Arbeit und öffentlichen Dienstleistungen, die allen zur Verfügung stehen. Ein Amazonasgebiet mit gesünderen Kindern, willkommenen Migranten, respektierten indigenen Völkern und hoffnungsvolleren jungen Menschen. Das ist unser amazonischer Traum.«

Ob auch die Förderung fossiler Rohstoffe Teil dieses »Traums« sein können, ließen die Teilnehmer des Gipfeltreffens offen. Die Abschlusserklärung spricht vom »Beginn eines Dialogs« über die Nachhaltigkeit von Sektoren »wie dem Bergbau und der fossilen Energiewirtschaft«. Der brasilianische Präsident steht der Förderung von Öl in der Region und im Amazonasdelta durchaus offen gegenüber. Der kolumbianische Staatschef Petro sprach sich hingegen für eine Drosselung der Ausbeutung fossiler Brennstoffe aus.

Unter dem rechten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro nahmen zwischen 2019 und 2022 Abholzungen und Brandrodungen zu. Sein Nachfolger, Präsident Lula, setzte jedoch seit seinem Amtsantritt Anfang des Jahres verstärkt auf Umweltschutz. Kürzlich gab es Großeinsätze gegen illegale Aktivitäten im Regenwald und die Abholzung sank signifikant. Zwischen August 2022 und Juli 2023 betrug die Entwaldung 7952 Quadratkilometer, das ist der niedrigste Wert seit vier Jahren.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.