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Arktis: Mehr Biber, mehr Methan

Dank des Klimawandels dringen Biber zunehmend in die Arktis vor - mit Folgen für das Klima: Ihre Staubecken setzen viel Methan frei.
Ein Biber im Wasser nagt an einem Ast
Biber sind Schlüsselarten im Ökosystem. Das kann auch unerwartete Konsequenzen haben.

Der Klimawandel kennt auch Gewinner: nordamerikanische Biber beispielsweise. Dank kürzerer und milderer Winter kolonisieren sie zunehmend arktische Regionen auf dem Kontinent und gestalten das Ökosystem in ihrem Sinn um, indem sie Fließgewässer stauen – was eine Kettenreaktion in Gang setzt, wie eine Studie von Jason Clark von der University of Alaska in Fairbanks und seinem Team in »Environmental Research Letters« für einen Teil Alaskas zeigt. Die aufgestauten Seen tauen den Permafrostboden an und auf, wodurch Methan freigesetzt wird, welches wiederum ein potentes Treibhausgas ist.

Die Arbeitsgruppe hat dazu ein 430 Quadratkilometer großes Gebiet im nordwestlichen Alaska mit einem Flugzeug überflogen und spektroskopische Daten gesammelt. Damit wollte sie Hotspots für Methanemissionen ausfindig machen; anschließend stimmte sie die Standorte dieser Methanquellen mit jenen von Biberbauten ab. Und tatsächlich passten sie signifikant häufig zusammen: Ein Vergleich mit einem Teilbereich des untersuchten Flusssystems ohne Biber zeigte, dass sich viele große Methanquellen im direkten Umfeld der Biber fanden. Fehlten die Nagetiere, traten deutlich weniger Methan-Hotspots auf. Gleiches gilt für die wachsende Entfernung zu den Biberseen. Auch dann nahm die Anzahl der Methanquellen signifikant ab.

Neben dem wärmenden Effekt des Wassers auf den Permafrost sorgt ein zweiter Faktor für den Anstieg der Methanemissionen: Die Stauseen überschwemmen Vegetation, die dann im Wasser verrottet und dabei ebenfalls das Gas erzeugt. Methan ist in der Atmosphäre zwar kurzlebiger als Kohlendioxid, aber dafür wirkt es auch 25-mal klimaschädlicher. Weltweit macht es rund ein Fünftel aller Treibhausgasemissionen aus. Es stammt unter anderen aus der Erdgasförderung, entweicht aus Stauseen in den Tropen, Reisfeldern, Kuhmägen oder Mülldeponien. Dazu kommen natürliche Quellen wie Sümpfe.

Schon frühere Studien hatten darauf hingewiesen, dass eine steigende Zahl an Bibern auch höhere Methanemissionen bedeutet. Die Nager sind allerdings eine Schlüsselart gemäßigter Ökosysteme: Durch das Anlegen ihrer Staubecken halten sie Wasser in der Landschaft zurück und schaffen Lebensraum für zahlreiche aquatische Arten wie Wasserinsekten oder Amphibien. Nachdem sie lange verfolgt und gejagt wurden, haben strengerer Schutz und Wiederauswilderung dazu beigetragen, dass Biber erneut große Teile ihres alten Verbreitungsgebiets besiedelt haben.

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