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News: Auf und ab am Mars

Deutsche Wissenschaftler haben die ersten „Wanderkarten“ vom Roten Planeten erstellt. Die Karten haben einen Maßstab bis hinunter zu 1 : 50 000 und zeigen die Landschaft in einer Auflösung von bis zu zehn Metern. Sie enthalten Höhenlinien, Beschriftungen und Legenden, die viele Details über die Oberfläche des Planeten verraten. Landschaftsabbildungen dieser Art werden auf der Erde zum Beispiel von Wanderern oder Radfahrern genutzt.
Mars Express
Angefertigt wurden die Karten von Jörg Albertz und Stephan Gehrke, beide vom Institut für Geodäsie und Geoinformationstechnik der Technischen Universität Berlin, . Das deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligte sich an den Arbeiten, die wissenschaftliche Leitung lag bei Gerhard Neukum von der Freien Universität Berlin. Albertz und Gehrke verwendeten hoch aufgelöste Bilddaten von der europäischen Raumsonde Mars-Express und rechneten diese in topografische Ansichten um.

Iani Chaos Umgebung | Die Mars-Region Iani Chaos liegt östlich des bekannten Schluchtensystems Valles Marineris. Von hier aus verläuft das Ares Vallis in nordwestlicher Richtung. Die Breite der Karte entspricht 1800 Kilometer.
Die neuen Landkarten zeigen die stark zerklüftete Iani-Chaos-Region nahe dem Mars-Äquator. Die Gegend besitzt ein sehr markantes Profil mit zahllosen Bergen, Tälern, Rinnen und Kratern. Das war auch der Grund dafür, warum sich die Forscher entschieden, gerade diese Region abzubilden.

Iani Chaos erhielt ihr Aussehen vor langer Zeit durch die Wirkung von Wasser. Unter dem Marsboden in dieser Gegend befanden sich früher große Höhlen voller Eis. Vulkanismus ließ dieses Eis irgendwann tauen, das Schmelzwasser floss in die nördlichen Tiefgebiete des Mars ab. Dabei entstanden zahlreiche unterirdische Hohlräume, weshalb der Boden an vielen Stellen einbrach und jene „chaotische“ Landschaft hervorbrachte, die wir heute sehen.

Iani Chaos Detailkarte | In Originalgröße hat diese Karte einen Maßstab von 1 : 50 000. Die Abstände der Gitterlinien entsprechen vier Kilometer. Die Höhenlinien markieren Unterschiede von fünfzig Metern.
Die Europäer planen, die gesamte Marsoberfläche in Form solcher topografischer Karten abzubilden. Der Maßstab dabei soll 1 : 200 000 betragen. Das entspräche über zehntausend Kartenblättern mit je 83 Zentimeter Breite und 70 Zentimeter Höhe. Eine Umsetzung dieses Mammutvorhabens ist aber nur auf europäischer Ebene möglich und wird von den Beteiligten noch diskutiert. Mit Hilfe eines solchen Kartenwerks wäre es zum Beispiel möglich zu planen, wo künftige Landemissionen aufsetzen sollen.

Unterdessen zeichnen sich Probleme mit der amerikanischen Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) ab. Sie kreist seit etwa einem Jahr um den Roten Planeten und sendet seit drei Monaten Bilder von dessen Oberfläche. Wie die beteiligten Forscher bekannt gaben, treten elektronische Komplikationen mit der Hirise-Kamera an Bord von MRO auf. Das extrem leistungsfähige Gerät erfahre eine fortschreitende Verengung des Gesichtsfelds, weil sieben der vierzehn Bilddetektoren fehlerhaft arbeiteten. Einer von vier Farbdetektoren sei bereits komplett ausgefallen. Bislang, so die Forscher, hielten sich die Datenverluste noch in Grenzen, aber die Situation verschlechtere sich. Der Grund für diese Probleme sei derzeit nicht bekannt. Alfred McEwen, der verantwortliche Wissenschaftler für das Kamera-Experiment, gab sich aber zuversichtlich, dass Hirise noch die nächsten zwei Jahre durchhält.

FS

MRO im Orbit | Der Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) ist der vorerst letzte Orbiter, der zum Mars geschickt wurde, da die Mars-Missionen der nächsten Jahre alle auf der Planetenoberfläche landen werden. Er erreichte den roten Planeten im März 2006 und soll ihn mit hochauflösenden Kameras aus der Umlaufbahn erkunden. Außerdem dient er als Relaisstation für Landesonden.

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