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News: Außerirdische Signale "Made in Hollywood"

Bei der Suche nach Außerirdischen holen sich Wissenschaftler Hilfe in Hollywood.
Parkes 64 Meter Radioteleskop
Ein verschlafener Kontrollraum in der Wüste Kaliforniens. Die Wissenschaftler - erkennbar an ihren weißen Kitteln - schnarchen mit hochgelegten Füßen in ihren Bürostühlen vor sich hin. Nur das Summen von Fliegen und das leise Surren elektronischer Geräte ist zu vernehmen.

Plötzlich ertönt ein schriller Alarm! Ungläubiges Staunen zunächst, dann begeisterte Hektik: ein außerirdisches Signal! Schon sprintet der erste Wissenschaftler zum roten Telefon und meldet: "Mr. President, wir haben den ersten Kontakt!" So oder so ähnlich könnte eine Szene in einem Science-Fiction-Film "Made in Hollywood" aussehen.

Echte Wissenschaftler schlagen ob solcher Szenarien meist die Hände über dem Kopf zusammen: "Unsinn, Unrealistisch, Unwissenschaftlich!". Nur Seth Shostak und seine Kollegen vom SETI Institute (Search for Extraterrestial-Intelligence) in Kalifornien haben da offensichtlich keine Berührungsängste. Ganz im Gegenteil, sie benutzen bekannte Spielfilme, um die Gültigkeit eines ihrer wichtigsten Instrumente zu testen: die Rio-Skala.

Auch wenn bisher niemand je Hinweise auf die Existenz außerirdischen Lebens gefunden hat, bewerten können die Forscher ein mögliches Signal schon jetzt. Grundlage der von 1 bis 10 reichenden Rio-Skala sind unter anderem Alter, Qualität und Richtung eines unbekannten Signals und die geschätzte Entfernung zu seiner Quelle: Kategorie 1 steht demnach für "unbedeutend", Kategorie 10 indes für "außerordentlich wichtig". Tatsächlich halten Shostak und seine Kollegen die Skala für ein wichtiges Werkzeug auf der Suche nach außerirdischem Leben. Denn anders als Hollywood uns weismachen will, wissen Forscher keineswegs auf Anhieb, ob ein Ereignis außerirdischen, natürlichen oder menschlichen Ursprungs ist.

So verfolgten 1998 SETI-Wissenschaftler eine Woche lang aufgeregt ein verdächtiges Radio-Signal, nur um festzustellen, dass es sich um das Piepsen eines Forschungssatelliten handelte. Noch dazu fielen sie im selben Jahr auf den Scherz eines anonymen Hobby-Astronomen herein und verschwendeten wertvolle Beobachtungs-Zeit damit, ein Signal zu suchen, das gar nicht vorhanden war. Wenn dann auch noch jedes Mal die Presse meldet: "Außerirdisches Leben entdeckt!", könnte es den Forschern ergehen wie dem Schafhirten, dem nach einigen Fehlalarmen auch keiner mehr glaubt, dass die Wölfe wirklich da sind. Deswegen beschlossen einige Wissenschaftler, die Rio-Skala zu entwickeln, um falsche Signale und Scherze schon frühzeitig zu entlarven.

Aber wie gehen die SETI-Astronomen jetzt sicher, dass sie nicht aus Versehen ein echtes Signal als unbedeutend verwerfen? Sie testen die Methode an den einzigen Außerirdischen, die uns im Moment zur Verfügung stehen: an denen aus Hollywood!

Das Ergebnis: Die Entdeckung eines Monolithen auf dem Mond, wie im wissenschaftsnahen Science-Fiction-Epos "2001: Odyssee im Weltraum" geschildert, rangiert auf der Rio-Skala nur im Mittelfeld, obwohl eine solche Entdeckung natürlich immens bedeutsam wäre. Und auch das außerirdische Signal aus dem eher unwissenschaftlichen Film "Independence Day" wird zwar anfangs nur mit einer vier, nach einigen Film-Minuten aber beruhigenderweise mit einer zehn bewertet.

Doch der wichtigste Prüfstein für die Rio-Skala war "Contact": Der Science-Fiction-Film mit Jodie Foster in der Hauptrolle, der auf einem Roman des SETI-Forschers Carl Sagan beruht. Zunächst bewerteten Shostek und seine Kollegen das ziemlich realistische Szenario mit der Note "sehr wichtig aber mit großen Unsicherheiten". Erst nach einiger Zeit konnten die Forscher das Signal eindeutig als äußerst bedeutsam identifizieren – zum Glück, wäre es doch zu peinlich gewesen, wenn die Rio-Skala ausgerechnet an Sagans Verfilmung gescheitert wäre.

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