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Drohende Umweltkatastrophe: Ölbergung von Schrotttanker vor Jemen gestartet

Seit zwei Jahren bereiten die UN die Bergung eines schrottreifen Tankers vor der Küste Jemens vor. Um eine drohende Ölpest abzuwenden, wird nun das Erdöl aus dem Schiff gepumpt.
Bei der »Safer« handelt es sich um ein Lager- und Umschlagsschiff für Erdöl. Es liegt seit Jahren vor der Küste Jemens und zerfällt.
Bei der »Safer« handelt es sich um ein Lager- und Umschlagsschiff für Erdöl. Es liegt seit Jahren vor der Küste Jemens und zerfällt – inzwischen droht es auseinanderzubrechen oder zu explodieren.

Im Roten Meer vor der Küste des Jemens hat am Dienstag, den 25. Juli 2023, die heikle Bergungsaktion von Millionen Litern Öl von einem schrottreifen Tanker begonnen. Das teilte das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) mit. Es hat die schwierige Aktion seit zwei Jahren vorbereitet.

Auf dem 350 Meter langen Tanker »Safer« befinden sich laut UNDP 1,14 Millionen Barrel Öl, mehr als 180 Millionen Liter. Die staatliche Ölgesellschaft Jemens nutzte den Tanker, der zirka neun Kilometer von der Küste entfernt im Roten Meer liegt, einst als Zwischenlager. Allerdings wurde das 47 Jahre alte Schiff wegen des Bürgerkriegs im Jemen seit sieben Jahren nicht mehr gewartet und droht zu zerbrechen oder zu explodieren, wie das Bergungsunternehmen Smit mitteilte. Wenn das Öl im Roten Meer ausläuft, wäre das eine Umweltkatastrophe gigantischen Ausmaßes.

Smit hat nun mit dem Abpumpen begonnen. Das Öl wird über Schläuche auf einen anderen Tanker gelenkt, der längs der »Safer« liegt. Die Bergungsaktion soll fast drei Wochen dauern und ist höchst riskant. Nicht nur könnten die Schläuche reißen, der Rumpf des Schiffs leck schlagen, der Tanker auseinanderbrechen oder explodieren. »Wir arbeiten in einer Kriegszone«, sagte der Leiter der UNDP Achim Steiner.

Denn die Bürgerkriegsparteien im Jemen könnten die Bergung jederzeit stoppen. Im Jemen kämpfen die international anerkannte Regierung und die Huthi-Rebellen um die Vorherrschaft, die weite Landesteile 2014 überrannten. Die Huthi-Rebellen kontrollieren die Hauptstadt Sanaa und werden von den UN als De-facto-Behörden bezeichnet. Die Küste, vor der der Tanker liegt, ist in den Händen der Rebellen. Das Öl an Bord gehört weitgehend der staatlichen Ölgesellschaft – über die beide Seiten die Hoheit beanspruchen. Trotz tiefen gegenseitigen Misstrauens hätten sie sich nach monatelangen Verhandlungen auf die Bergung eingelassen, sagte Steiner. Geplant sei, dass die Erlöse aus dem Verkauf des Öls der Bevölkerung im ganzen Land zugutekommen.

Die »Safer« hat etwas mehr Öl an Bord als seinerzeit die »Exxon Valdez«, die 1989 vor Alaska auf Grund lief. Damals flossen knapp 260 000 Barrel Öl aus, hunderttausende Fische und Vögel verendeten. Der Unfall gilt bis heute als größte Umweltkatastrophe der internationalen Schifffahrt. (dpa/kas)

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