Infrarotastronomie: Blick auf eine der ersten Großgalaxien im Universum
Die namenlose Galaxie mit der Katalognummer J2329-0301 fanden Astronomen im Jahr 2007 während des Canada-France High-Z Quasar Survey (CFHQS), einer systematischen Suche nach weit entfernten Quasaren. Diese aktiven Regionen in den Zentren von Galaxien lassen sich auch auf große Distanz noch entdecken, wenn ihre engen Stahlungskegel genau in unsere Richtung zeigen. Bis heute ist J2329-0301 das am weitesten entfernte bekannte Exemplar.
Dass wir heute diese ersten Galaxien nur noch im nahen Infrarot sehen, liegt an der stetigen Ausdehnung des Universums. Diese hat auch die Lichtwellen auf ihrem Weg um mehr als das Sechsfache in die Länge gezogen. Tatsächlich begann das Licht der Quasare einst als ultraviolette Strahlung seine Reise.
Anders als bei bekannten Galaxien im frühen Universum ist die Sternentstehung in J2329-0301 erstaunlich gering. Während viele dieser "jungen Wilden" jährlich neue Sterne mit zusammen mehr als 100 Sonnenmassen bilden, deuten die Subaru-Messungen auf lediglich 1,6 Sonnenmassen jährlich im Umfeld des entfernten Quasars. Auch dies spricht dafür, dass das Schwarze Loch sehr schnell einen Großteil der Materie an sich gerissen hat, während die Gasdichte in der äußeren Galaxie eher gering ist.
Wie genau die extrem massereichen Schwarzen Löcher entstanden, die sich heute im Kern der meisten Galaxien finden, ist noch immer eines der größten Rätsel der Astronomie. Sicher ist inzwischen nur, dass sie sehr rasch auf ihre heutige Masse von Millionen bis Milliarden Sonnen anwuchsen. Bereits eine Milliarde Jahre nach dem Urknall kamen fast keine neuen Exemplare mehr hinzu.
Noch immer bewegt sich dieses Gebiet der Astronomie am Rand der technischen Möglichkeiten. Für das Bild von J2329-0301 mussten Wissenschaftler den 8,2-Meter-Spiegel des Teleskops Subaru mehr als fünf Stunden lang auf die Galaxie ausrichten. Die scheinbare Größe des Objekts am Himmel entspricht dabei nur der einer 1-Euro-Münze in mehr als einem Kilometer Entfernung. Erst die für das Jahr 2018 geplanten 30- und 42-Meter-Teleskope werden daher wohl einen umfassenden Einblick in die Geburtsstunde der Galaxien liefern.
Ralf Strobel
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