Direkt zum Inhalt

News: Damit der Zahnarzt überhaupt nicht bohrt

In Zukunft werden Zahnärzte vielleicht nicht nur regelmäßiges Zähneputzen empfehlen, sondern auch eine Spülung mit einem pflanzlichen Wirkstoff. Denn Wissenschaftlern ist jetzt der Nachweis gelungen, daß Antikörper aus entsprechend gentechnisch veränderten Pflanzen das Wachstum von Kariesbakterien bis zu vier Monate verhindern können.
Um kostengünstig Antikörper herzustellen, übertrugen Julian K.-C. Ma von den United Medical and Dental Schools in London und seine Kollegen ein bestimmtes Gen in eine Tabakpflanze. Dieses Gen trug die Information für einen Antikörper, der ein Protein auf der Oberfläche des Bakteriums Streptococcus mutans erkennt (Nature Medicine vom Mai 1998). Nachdem sie den Antikörper aus der Pflanze isoliert hatten, überprüften sie, ob er in der Lage war, die Neubesiedlung einer sterilen Mundhöhle durch S. mutans zu verhindern. Zunächst wiesen die Forscher ihre sechs freiwilligen Testpersonen an, mit einem antibiotischen Mundwasser zu gurgeln, das die meisten Bakterien abtötet. Dann gaben sie fünf Mikroliter der Antikörperlösung auf jeden Zahn. In den nächsten drei Wochen wurde die Behandlung mit Antikörpern sechsmal wiederholt. Dank dieser Prozedur hatten die Bakterien auch vier Monate nach Abschluß der Behandlung in den Mündern der Probanden nicht wieder heimisch werden können. Bei der Kontrollgruppe war S. mutans dagegen schon innerhalb von drei bis acht Wochen wieder zurückgekehrt.

Dieses Ergebnis wurde in Fachkreisen mit Erstaunen aufgenommen. Besonders die Dauer des Schutzeffektes beeindruckte die Experten, denn der neue Antikörper muß widerstandsfähiger gegen abbauende Enzyme sein als die früher untersuchten Typen.

Erwarten Sie aber nicht, die tägliche Zahnpflege in Zukunft dadurch ersetzen zu können, daß sie auf einem Blatt oder Stengel herumkauen. Nach Mas Aussage wird der Wirkstoff am wahrscheinlichsten in Form eines Mundwassers oder einer Pastille in den Handel kommen.

Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.