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News: Dunkle Aussichten

Nachdem die Vereinten Nationen erst kürzlich vor einer immer stärkeren Erwärmung der Erde warnten, erschien jetzt eine Studie, nach der auch diese Schätzungen womöglich viel zu optimistisch sind. Was die Forscher bei der Studie für die UN nämlich weitgehend vernachlässigten, war der Einfluss von Ruß in der Atmosphäre. Dabei könnte der nach Kohlendioxid sogar der bedeutsamste Faktor sein.
Etwas Gutes schrieb man den Aerosolen ja bisher zu, nämlich einen abkühlenden Effekt. Vor allem die sulfathaltigen Verbindungen reflektieren nämlich mehr einfallende Sonnenenergie, als sie absorbieren. Doch ist dies ganz wesentlich von der Helligkeit der Partikel abhängig – je dunkler sie sind, umso wärmer werden sie. Und genau da sieht Mark Jacobson vom Department of Civil and Environmental Engineering der Stanford University einen bisher weitgehend unterschätzten Faktor: Ruß, den fast reinen, schwarzen Kohlenstoff, der zu 90 Prozent aus Schornsteinen, automobilen Auspuffanlagen und Waldrodungsgebieten aufsteigt.

Wenngleich es im Hinblick auf die absoluten Mengen, das chemische Verhalten und die Reflexionseigenschaften von Rußpartikeln in der Atmosphäre noch zahlreiche offene Fragen gibt, geht Jacobson davon aus, dass Ruß mit 15 bis 30 Prozent zur globalen Erwärmung beitragen könnte. Zu diesem Ergebnis kam er auf der Basis von Simulationen mit der eigens dafür entwickelten Software GATOR-GCMM (Gas, Aerosol, Transport, Radiation, General Circulation, and Mesoscale Meteorological Model). Und das liegt weit über den am 21. Januar 2001 veröffentlichten Angaben des United Nations Intergovernmental Panel on Climate Control (IPCC), wonach bis zum Ende des Jahrhunderts ein Anstieg von bis zu 5,8 Grad Celsius zu erwarten sei. Während diese Studie aber einen bedeutsamen Beitrag der Kohlenstoffpartikel zur globalen Erwärmung ausdrücklich ausschließt, geht Jacobsen davon aus, dass Ruß nach Kohlendioxid deren wichtigste Ursache sein könnte.

Doch der Vergleich der Wirkungen von Ruß und Treibhausgasen hinkt natürlich, denn die atmosphärischen Verweilzeiten von Kohlendioxid, Methan und anderen Gasen sind im Vergleich zu den Kohlenstoffpartikeln viel länger. Würden heute mit einem Mal sämtliche Emissionen ein Ende haben, so wären die Rußteilchen schon nach ein oder zwei Wochen aus der Atmosphäre verschwunden. Und genau darin mag auch Grund für Optimismus liegen, denn je größer der erwärmende Effekt von Ruß ist, umso rascher würden die von dem Forscher geforderten gesetzlichen Maßnahmen Wirkung zeigen.

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  • Quellen
Nature 409: 695–697 (2001)

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