News: Ein botanischer Geigerzähler
Der erste Schritt bestand darin, in eine Arabidopsis-Pflanze (Ackerschmalwand) das Gen für das Enzym ß-Glucuronidase einzubringen, welches eine Blaufärbung bestimmter Flecken auf der Pflanze auslösen kann. Die beiden Hälften des Gens sind in unterschiedliche Teile eines Chromosomens eingebettet und können sich nur bei der Reparatur von Bruchschäden im Chromosom vereinigen. Legt man die Pflanzen in eine Färbelösung, dann werden die meisten Zellen weiß, aber jene mit dem aktiven Gen werden blau.
Die Forscher züchteten die Pflanzen im Labor auf kontaminierten Bodenproben sowie im offenen Feld in einer Entfernung von bis zu 80 km von Tschernobyl. Während bei Kontrollpflanzen im Durchschnitt nur ein gefärbter Fleck bei jeder zweiten Pflanze sichtbar war, betrug das Mittel für Pflanzen, die unter mittleren bis hohen Strahlenbedingungen wuchsen, fast fünf Flecken. Bei Pflanzen, die unter sehr hohen Strahlenbelastungen wuchsen, war die Anzahl der Flecken jedoch geringer. Forscher schreiben dieses Ergebnis strahlenbedingten Schäden im Gen selbst oder DNA-Schäden in anderen Teilen der Pflanze zu, die das rekombinante Gen unwirksam machten (Nature Biotechnology, Novemberausgabe 1998).
Obwohl die Methode noch weiter verfeinert werden muß, könnten die Pflanzen für vorläufige Studien der Kontamination einer Region hilfreich sein, sagt Yuri Dubrova, Genetiker an der University of Leicester. "Der Vorteil dieser Technik ist ihre Einfachheit", sagt er. "Man muß keinen großen Aufwand betreiben, um die Ergebnisse zu analysieren."
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.