Direkt über unseren Köpfen fährt
im Mai nach Einbruch der Dunkelheit
der Große Wagen durch
den Zenit. Im Foto unten sehen Sie diesen
Teil des Sternbilds Großer Bar mit Linien
markiert. Verlängern Sie in einem
weiten Bogen die Deichsel des Wagens
um dessen ungefahre Gesamtlänge. Sie
werden bei Arktur landen (Alpha Bootis), dem hellsten Stern des Frühlingshimmels.
Wenn Sie den Bogen weiter spannen, bringt Sie das zu Spika (Alpha
Virginis), dem hellsten Stern eines
sonst eher unscheinbaren, aber großen
Sternbilds: der Jungfrau ("Virgo").
Arktur ist nach Sirius im Großen
Hund und vor Kapella im Fuhrmann der
zweithellste Stern an unserem mitteleuropaischen
Nachthimmel. Er steht mit
0,0. Größe am Firmament und zeigt
eine leichte gelb-orangefarbene Tönung.
Sein Name bedeutet "Barenhüter". Genauso
nennen wir meist auch das Sternbild,
das ihn beherbergt – obwohl dessen
griechischer Name Bootes eigentlich
"Ochsentreiber" bedeutet. Stern wie
Konstellation folgen unablässig dem
Großen Bären auf seiner Bahn über den
nördlichen Himmel.
Spika ist mit 1. Größe deutlich weniger
brillant als Arktur. Im Sternbild Jungfrau
stellt sie eine Weizenähre in der
Hand einer Magd dar, die das Frühlingsgetreide
aussät. Im Nordwesten der
Jungfrau, unweit des Sterns Denebola,
der Schwanzspitze des Löwen, befindet
sich eine der Lieblingsregionen für geübte
Beobachter. Mit bloßem Auge oder
kleinen Ferngläsern erkennen Sie dort
nur einige schwache Sterne. Erst mit einem
größeren Feldstecher oder einem Teleskop können Sie eine Vielzahl von
verschwommenen Leuchtwölckchen entdecken,
die über den gesamten Virgo-Galaxienhaufen verstreut sind. Jedes dieser Wölkchen ist
eine Galaxie ähnlich unserer Milchstraße – aber in Entfernungen von fünfzig bis
sechzig Millionen Lichtjahren.
Für Beobachter mit Ferngläsern bietet das Haar der Berenike ("Coma Berenices") ein lohnendes Ziel. Etwas unterhalb des westlichsten Sterns können Sie
bereits mit bloßem Auge ein schwaches
Schimmern ausmachen: den Coma-Sternhaufen,
Melotte 111. Er füllt das gesamte
Gesichtsfeld eines Feldstechers
Planeten im Mai
Merkur läuft in der Nacht auf den 19. hinter
der Sonne vorbei. Ab der folgenden Woche ist er bis Ende Juni in der Abenddämmerung
zu sehen.
Jupiter leuchtet in der Abenddämmerung tief im Südosten und steigt nach Mitternacht auf eine Höhe von rund 25 Grad. Zur Zeit beherbergt ihn das unscheinbare
Sternbild Waage (»Libra«). Dessen hellster Stern ist der Doppelstern
Alpha Librae mit 2,7. Größe. Die beiden Sonnen haben keine Chance gegen
den Riesenplaneten, dieser leuchtet mit minus 2,5. Größe hundert Mal so hell, denn
er steht am 4. Mai in Opposition und ist
der Erde zwei Tage später am nächsten. Sein Scheibchen wächst daher auf stolze
45 Bogensekunden. Bereits mit einem mittelgroßen Fernrohr können Sie die
vielen dunkleren Gürtel des Planeten
von den helleren unterscheiden und den
berühmten Großen Roten Fleck sehen,
der eigentlich eher braun ist.
Saturn und Mars bewegen sich am
westlichen Abendhimmel immer weiter
aufeinander zu. Der Ringplanet ist dabei
eindeutig der Hellere. Venus ist der einzig sichtbare Planet
am Morgenhimmel. Hell und einsam
steht sie zu Beginn der Morgendämmerung
im Osten.
Der Mond ist noch jung, wenn er an
den Abenden des 1. und 2. Mai in der
Nähe des Mars steht. Eine etwas dickere
Mondsichel befindet sich am 3. zwischen
Saturn und Pollux. Am Abend des 10. Mai steht er eineinhalb Grad westlich
von Spika, am 11. und
12. Mai zieht er südlich des Jupiter vorbei.
Am Morgen des 24. Mai schwebt die
dünne Mondsichel drei Grad über der
aufgehenden Venus. Zurück am Abendhimmel haben Sie
am 27. die Chance, eine extrem dünne Sichel
zu sehen. In der obigen Grafik ist der Mond gerade
im Nordwesten hinter den Windrädern
verschwunden. Am 30. Mai bildet der Mond ein schönes
Ensemble mit Mars und Pollux, nachts darauf mit Mars und Saturn.
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