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News: Eine haarige Angelegenheit

Jeder hat mal Probleme mit seinem Haar, ob zu fettig oder voller Schuppen. Aber vielen Männern ist das inzwischen egal - sie haben gar keine Haare mehr. Neue Forschungsergebnisse lassen nun hoffen, daß Kahlköpfigkeit vielleicht bald heilbar ist. Es gelang den Forschern, in ausgewachsenen Hautzellen von Mäusen Haarfollikel zu bilden, obwohl dies eigentlich nur im Embryonalstadium der Zelle möglich ist.
Elaine Fuchs und ihre Kollegen vom Howard Hughes Institute der University of Chicago berichten in Cell vom 25. November 1998, daß ein Molekül namens Beta-Catenin eventuell der langgesuchte Befehl für Embryonalzellen ist, zu Haarfollikeln zu werden. Beta-Catenin kann ausgereifte Epithelzellen sozusagen umkehren, zurück zu einem emryoähnlichen Stadium, als sie noch die Fähigkeit hatten zu wählen, ob sie ein Haarfollikel werden möchten. Daraus könnte sich vielleicht eine medikamentöse Behandlung für vorzeitige Kahlheit ergeben. Bisher funktioniert eine Behandlung nur dann, wenn noch lebende Follikel vorhanden sind. Sonst muß sich der Patient einer Haartransplantation unterziehen. Nach den Ergebnissen von Fuchs und ihrem Team müssen lediglich bestimmte "molekulare Spieler" dazu gebracht werden zu handeln, damit neue Follikel für den Haarwuchs gebildet werden können.

Beta-Catenin scheint zwei unterschiedliche Funktionen zu erfüllen: In ausgewachsenen Epithelzellen ist es daran beteiligt, benachbarte Zellen zusammenzubinden, um so die Kommunikation von Zelle zu Zelle zu erleichtern. Während der Embryogenese reagiert es mit einem Molekül namens LEF-1 (Lymphoid enhancer-binding factor), das nur in Zellen gebildet wird, die schließlich zu Haarfollikeln werden. LEF-1 und Beta-Catenin zusammen bilden einen Transskriptionsfaktor, der an die DNA der Zelle bindet und diejenigen Gene aktiviert, welche die Zelle anweisen, zu einem Haarfollikel zu werden.

Normalerweise wird jeder Überschuß an Beta-Catenin, der nicht für das Anheften von Zellen benötigt wird, rasch abgebaut. Das Forscherteam manipulierte aber seine Labormäuse so, daß sie andauernd eine stabilisierte Form von Beta-Catenin in ihrer Haut produzierten. Dies wiederum veranlaßte einige Epidermiszellen dazu, das Partnermolekül LEF-1 herzustellen. Immer wenn sowohl stabilisiertes Beta-Catenin als auch LEF-1 in einer Epithelzelle vorhanden waren, bildete sich ein neues Haarfollikel. "Wenn wir es schaffen, diese beiden Partner zur richtigen Zeit anzuregen, könnte sich neues Haar an Stellen bilden, an denen es verloren ging", erklärt Fuchs.

Die gentechnisch veränderten Mäusen waren außergewöhnlich haarig. Bei einigen Mäusen wurden sogar fast alle Hautzellen zu Haarfollikeln. Im Gegensatz zur Embryogenese erzeugte die gentechnisch manipulierte Haut der transgenen Mäuse allerdings einen Endlosvorrat an Beta-Catenin: Es bildeten sich gutartige Follikeltumore. "Leider führte hier zuviel des Guten zu etwas Schlechtem", sagt Fuchs. Sie und ihr Team suchen noch nach einer Methode, wie das Beta-Catenin nur kurzfristig in den Hautzellen gebildet werden kann. Solange, bis sich neue Follikel gebildet haben. "Wir müssen es auch wieder abschalten können, um die Bildung von Tumoren zu verhindern", sagt Fuchs. Das Blockieren dieses Weges wäre dann aber auch ein wirksames Mittel gegen unerwünschten Haarwuchs.

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