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Geochemie: Eiszeitende spülte Quecksilber in der Nahrungskette

Das Ende der Eiszeit erhöhte den Quecksilbergehalt in Meeresfischen: Sie waren kurzzeitig so giftig wie heute. War das gefährlich für die uramerikanischen Fischer?
Kabeljauschwarm

Die frühe Besiedlung Amerikas durch den Menschen war nur durch die Eiszeit möglich – sinkende Meeresspiegel machten die Beringia-Landbrücke für Zuwanderer aus Sibirien frei. Die steigenden Temperaturen und die abschmelzenden Eismassen bedeuteten dann aber nicht nur das Ende der Landbrücke, sondern stießen verschiedene andere geologische Prozesse an und veränderten auch das Leben der Eiszeitjäger auf vielfältige Weise. Auf einen bisher wenig beachteten Zusammenhang der drastischen Klimaveränderung machen nun Geoarchäologen in Alaska aufmerksam: Das Tauwetter setzte offenbar überraschend viel giftiges Quecksilber frei, das über Fische in der Nahrungskette auch die ersten Amerikaner erreichte. Dies zeigen zumindest Messungen an den Überresten von Fischen, die vor Jahrtausenden von den frühen nordamerikanischen Küstenbewohnern auf Mink Island im heutigen Katmai-Nationalpark gefangen wurden: Gerade die Fische aus älteren Zeiten enthalten ähnlich hohe Werte von Methylquecksilber wie ein heutiger Durchschnittsfisch, der durch die weltweiten Industrieaktivitäten Quecksilber ansammelt.

Die Quecksilbermenge in Fischen hatte sich demnach gegen Eiszeitende eindeutig mit dem steigenden Meeresspiegel stark erhöht und fiel dann erst später wieder auf niedrige Werte ab, als der Meeresspiegel längst nicht mehr anstieg, berichten die Forscher. Erst in der Moderne kletterten die Quecksilbermengen wieder auf Werte wie einst – schuld daran sind Industrieproduktion und der heutige Klimawandel, was besonders den hohen Norden trifft. Für den posteiszeitlichen Anstieg vermuten die Forscher einen natürlichen Prozess, bei dem eine steigende biologische Aktivität, vermehrter Kohlenstoffeintrag in die Meere und ein Mobilisieren von an Land gebundenem Quecksilber nach dem Überfluten ineinandergreifen.

Es sei indes schwierig zu bestimmen, ob die in den Knochenresten der Fische gefundenen Quecksilbermengen tatsächlich gesundheitsgefährdend für die prähistorischen Fischer auf Mink Island gewesen sein können, die vor etwa 4000 bis 5000 Jahren vor Ort siedelten. Denn von der Konzentrationen in nicht verspeisten Knochen könne nur schwer auf die im als Nahrung dienenden Muskelfleisch geschlossen werden, fasst die Nachrichtenseite "Alaska Dispatch News" zusammen. Klar sei aber, dass die Werte im Knochen vor 5000 Jahren mit 0,04 ppm so hoch wie bei heute vor Ort gefangenem Kabeljaufleisch waren. Zwischenzeitlich, vor 1000 Jahren, lagen sie dagegen rund 20-fach niedriger.

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