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News: Es stinkt zum Himmel

Schwefelwasserstoff riecht nicht nur ziemlich unangenehm, er ist auch noch giftig. Durch Sauerstoffmangel entsteht das Gas häufig im Meeresboden, sodass auch für die Küstenbewohner Namibias der Geruch nach faulen Eiern durchaus vertraut ist. Satellitenbilder enthüllten jetzt jedoch eine weitaus größere Freisetzung des giftigen Gases als bisher vermutet.
Schwefelwasserstoff vor Namibia
Schon in geringsten Konzentrationen ist das Gas wahrnehmbar – Schwefelwasserstoff stinkt penetrant nach faulen Eiern. Der Körper warnt nicht zu unrecht vor dem Gas, blockiert es doch die Enzyme des Atmungstoffwechsels, sodass Erstickungstod droht.

In der Natur kommt Sulfid, wie die wässrige Lösung des Gases genannt wird, nicht selten vor. In Meeresböden, die nicht mit genügend Sauerstoff versorgt werden – wie das beispielsweise in der Ostsee häufiger der Fall ist –, übernehmen Bakterien die Oberhand, die das Sulfat des Meerwassers zu Sulfid abbauen. Für die hier lebende Tierwelt wird es dann höchste Zeit, sich zurückzuziehen.

Auch an der Küste Namibias ist der üble Geruch bekannt. Denn hier gelangt nährstoffreiches Tiefenwasser an die Oberfläche des Atlantiks, sodass dieses Gebiet – wie die Pazifikküste Südamerikas – zu den biologisch produktivsten Meeresgebieten der Erde zählt. Dadurch sinken riesige Mengen abgestorbener Algen zu Boden und verfaulen langsam unter Ausschluss von Sauerstoff und Bildung von Schwefelwasserstoff. Massenhaft sterben Muscheln, Schnecken, Würmer und Fische ab – ein gefundenes Fressen für die Seevögel. Auch die Küstenbewohner freuen sich über die angespülten Hummer, die vor dem Gas flüchten. Für die Fischer kann die Vergiftung der Fischbestände jedoch existenzbedrohend sein.

Bisher hielten Wissenschaftler die Schwefelwasserstoffbildung in den Küstengewässern Namibias für ein lokales Problem. Scarla Weeks und Andrew Bakun von der University of Cape Town sowie Bronwen Currie vom namibischen National Marine Research and Information Center haben jetzt Satellitendaten ausgewertet. Hierfür machten sich die Forscher zu nutze, dass aufsteigendes Sulfid an der Meeresoberfläche zu Schwefel oxidiert wird, der dem Wasser eine milchig-trübe türkise Farbe gibt. Und die Satellitenbilder zeigten eine weite Ausdehnung dieser Flächen: So entstand im März 2001 ein über 200 Kilomter langer Streifen, der ein 20 000 Quadratkilometer großes Gebiet wochenlang bedeckte. Stichprobenartige Messungen in den Meeresböden der betroffenen Regionen zeigten hohe Sulfid- und niedrige Sauerstoffwerte.

Damit treten sulfidische Bedingungen wesentlich häufiger auf, als bisher vermutet. Da Schwefelwasserstoff – neben seiner Giftigkeit – auch ein Indikator für Sauerstoffmangel ist, befürchten die Wissenschaftler, dass die sauerstoffarmen Bedingungen noch lange anhalten, nachdem sich das stinkende Gas längst verflüchtigt hat.

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