Direkt zum Inhalt

Planetensysteme: Besserer Blick auf kleinen Exoplaneten-Nachbar

Noch warten Astronomen auf Geräte, mit denen sie die letzten Details von Exoplaneten erkennen können. Wohin sie dann schauen wollen, wird aber schon heute immer klarer.
Fantasiedarstellung des Systems um L 98-59

Auf der Suche nach möglichst kleinen, nahen und vielleicht sogar lebensfreundlichen Exoplaneten haben Astronomen ihr Instrumentenset erweitert: Solche Planeten außerhalb des Sonnensystems können nun immer besser mit Hilfe der Radialgeschwindigkeitsmethode entdeckt werden. Dies belegt der Fund eines Exoplaneten mit halber Masse der Venus, den Forscher im Fachmagazin »Astronomy & Astrophysics« beschreiben. Die halbe Exovenus ist damit derzeit der leichteste mit dieser Methode gefundene Planet.

Die Radialgeschwindigkeit ist die Geschwindigkeit, mit der ein Stern in Richtung Erde hin und her wackelt, wenn die Gravitation eines seiner Planeten an ihm zerrt. Der Effekt hängt demnach von der Masse der beteiligten Partner ab; kleinere und masseärmere Exoplaneten sind daher nur bei sehr exakten Messungen zu entdecken. Technische Innovationen machen dies aber immer besser möglich. Für die aktuelle Studie haben die Astronomen das Instrument Echelle SPectrograph for Rocky Exoplanets and Stable Spectroscopic Observations (ESPRESSO) am Very Large Telescope der ESO in Chile eingesetzt, welches die Beobachtung deutlich stabilisiert. Damit gelang es, das Planetensystem um den Stern L 98-59 genauer als zuvor zu untersuchen und den leichten Exoplaneten zu erkennen.

Um den nur rund 35 Lichtjahre entfernten L 98-59 kreisen zudem weitere Planeten. Drei davon waren bereits zuvor mit Hilfe der Transitmethode erkannt worden. Mit dieser Transitmethode lassen sich kleinere Planeten leichter aufspüren als über die Messung der Radialgeschwindigkeit der Sterne; die Planeten müssen dafür aber vor dem Mutterstern in Blickrichtung zum Beobachtungsinstrument entlangziehen, um dabei dessen Helligkeit minimal zu verändern. Die ESO-Forscher fanden beim neuen Blick auf L 98-59 nun den halbvenusleichten Planeten und Hinweise auf einen fünften Begleiter des Sterns weiter außen.

Besonders dieser letzte mögliche Planet könnte interessant sein, weil er inmitten der habitablen Zone um L 98-59 laufen sollte. Hinweise zeigen zudem, dass nur die zwei inneren Planeten trocken sind: Der nächste Planet in der Reihe dürfte den Analysen zufolge eine mögliche heiße Ozeanwelt mit rund 30 Prozent Wasseranteil sein. Das System L 98-59 ist damit einer der spannendsten Kandidaten für weitere Untersuchungen mit noch besseren Instrumenten in der Zukunft. Die Forscher hoffen etwa auf das James Webb Space Telescope und das im Bau befindliche Extremely Large Telescope (ELT) der ESO. Mit ihnen sollte es in einigen Jahren möglich sein, auch Details über die Atmosphäre und damit über eventuelle Biosignaturen von den relativ nahen Exoplaneten zu erhalten.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.