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News: Farm der Klon-Tiere

Schafe, Mäuse, Ziegen, Kühe - Wissenschaftler klonen immer mehr Tierarten. Nun ist es zwei Arbeitsgruppen gelungen, auch genetisch identische Schweine aus den Zellen entwickelter Tiere zu gewinnen. Auf diese Ergebnisse hat die Forschungswelt lange gewartet, denn auf Grund der physiologischen Ähnlichkeit zum Menschen kommen Schweine als mögliche Organspender für Transplantationen in Frage. Allerdings bestehen ernsthafte Risiken, wenn sich Krankheitserreger vom Schwein auf den Menschen übertragen können.
Mittlerweile ist die Aufregung um geklonte Tiere etwas abgeklungen. Es ist fast schon selbstverständlich, dass die wissenschaftlichen Journale regelmäßig die Klonierung einer weiteren Art vermelden. Das erste Mal war es der Gruppe um Ian Wilmut und der schottischen PPL Therapeutics im März 2000 gelungen, genetisch gleiche Schweine zu erzeugen. Der geistige Vater von Dolly hatte dafür die herkömmliche Vorgehensweise gewählt, mit der er auch das Schaf hervorgebracht hatte. Allerdings sind die Ergebnisse bisher nicht veröffentlicht worden.

Demgegenüber hat nun ein amerikanisch-japanisches Team um Akira Onishi in Science vom 18. August 2000 Resultate publiziert, wonach sie mit Hilfe einer leicht veränderten Methode ein Schwein geklont haben. Im Wesentlichen gingen sie so vor wie ihre Kollegen, die vor zwei Jahren erfolgreich genetisch identische Mäuse erzeugt hatten. Zunächst entfernten sie aus einer Eizelle den Kern. Dann nahmen sie mit einer Mikropipette das genetische Material aus Bindegewebs-Zellen von 24 Tage alten Föten und injizierten das Erbgut in die entkernten Zellen. Hier wird der Unterschied zu der Dolly-Methode deutlich, bei der die Spender- und die Empfänger-Zelle miteinander fusionierten. Aber die Mikroinjektion ist sauberer, weil sie nur das genetische Material überträgt. Der Co-Autor Anthony C.F. Perry von der Rockefeller University sieht darin einen Vorteil, weil man selektiver vorgehen kann: "Sie können die Chromosomen trennen und somit verhindern, dass Sie die Eizelle mit dem überflüssigen Rest aus dem Kern kontaminieren." Nachdem die Eizelle über elektrische Pulse zum Ausreifen angeregt wurde, transplantierten die Wissenschaftler die Embryonen in vier Ersatz-Mütter. Von 110 Versuchen war einer erfolgreich. Stolz berichten die Forscher von der Geburt des Xena genannte Klon-Schweins.

Onishi vom japanischen National Institute of Animal Industry will nun versuchen, die Schweine-Zellen genetisch zu verändern, um so "humanisierte" Organe heranzuziehen. Seit langem erwägen Mediziner die Möglichkeit, Tierorgane auf den Menschen zu transplantieren. Allerdings geht damit die Furcht einher, es könnten sich gefährliche Krankheitserreger aus dem Spendertier auf den Menschen übertragen. Das Interesse konzentriert sich auf die endogenen Retroviren des Schweins (porcine endogenous viruses, PER-Viren), die im Erbgut der Tiere sitzen. Viele Forscher befürchten, diese Viren könnten auch die menschlichen Zellen infizieren und unter Umständen Krebserkrankungen auslösen. Dass diese Bedenken nicht ganz unbegründet sind, zeigen Ergebnisse von Daniel Salomon vom Scripps Research Institute in La Jolla, Kalifornien. Er überführte Zellen aus der Bauchspeicheldrüse eines Schweins in Mäuse und zeigte, dass die PER-Viren tatsächlich aktiv sind und Zellen des Wirts-Organismus infizieren können. Das deutet eine ähnliche Gefahr auch für den Menschen bei vergleichbaren Versuchen an. Die Hoffnung vieler Wissenschaftler auf das Schwein als lebendem Lieferanten für Transplantationsorgane gerät so wohl deutlich ins Wanken.

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