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News: Flug in den Tod

Als die Europäer im 18. Jahrhundert erstmals die Insel Mauritius besuchten, trafen sie auf den unförmigen und flugunfähigen Dodo. Seine Unbeholfenhiet besiegelte sein Schicksal, er überlebte die Europäer nur ein paar Jahrzehnte. Doch Forscher sind sicher, dass er die Insel einst fliegenderweise erreichte.
<I>Raphus cucullatus</I>
Er war unbeholfen, konnte nicht einmal fliegen und sah überhaupt irgendwie unförmig aus: der Dodo. Raphus cucullatus, im Deutschen und Französischen auch als Dronte bezeichnet, war ein etwa truthahngroßer Vogel und lebte einst auf der Insel Mauritius, wo er 1861 durch europäische Seefahrer ausgerottet wurde.

Jetzt konnten Beth Shapiro von der University of Oxford und ihre Kollegen wenigstens die verwandtschaftlichen Beziehungen des ausgestorbenen Vogels klären. Die Forscher hatten den letzten spärlichen Überresten eines ausgestopften Exemplars DNA-Proben entnommen und sie mit denen von 35 verschiedenen Taubenarten verglichen.

Demnach ist der nächste Verwandte des Dodo ebenfalls ausgestorben: eine Taube namens Pezophaps solitaria. Sie war ebenfalls groß und flugunfähig und lebte auf den Rodrigues-Inseln, rund 550 Kilometer nordöstlich von Mauritius. Der Vogel überlebte den Dodo nur um ein Jahrzehnt.

Beide Vögel stammten ganz offensichtlich von asiatischen Taubenarten ab, die vor 43 Millionen Jahren begannen, den Indischen Ozean zu überqueren. Vermutlich nutzten sie dabei die zahlreichen Inseln als Sprungbrett. Seinerzeit hat es hier zahlreiche vulkanische Inseln gegeben, von denen die meisten längst wieder in den Fluten versunken sind. Mauritius hingegen ist erst sieben Millionen, Rodrigues sogar erst 1,5 Millionen Jahre alt.

Shapiros Kollege Alan Cooper ist sicher, dass sowohl Raphus cucullatus als auch Pezophaps solitaria einst flugfähig waren und ihre neue Heimat aus der Luft eroberten. Ihre plumpe Gestalt legten sie sich erst nach und nach auf den Inseln zu. Hier mussten sie vor niemandem fliehen, und Konkurrenz um Nahrungspfründe gab es auch nicht - bis die Segelschiffe kamen und Menschen, Ratten und sonstwie verwildernde Haustiere.

In aller Welt gibt es nur noch zwei Köpfe, einen Fuß und ein paar Knochen - was von dem Dodo übrig blieb, sind Museumsstücke. Und die Quintessenz von Douglas Adams: "Es glaubt sich so leicht, dass uns das Aussterben des Dodo hat trauriger und klüger werden lassen, aber einiges deutet darauf hin, dass wir lediglich trauriger und besser informiert sind."

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