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Sommerloch heute: Hollywoodfilme verderben Physikstudenten

Actionfilme wie "Spiderman" und "Speed", die Szenen mit physikalisch unrealistischen oder schlicht falschen Spezialeffekten enthalten, führen zu verzerrten naturwissenschaftlichen Vorstellungen bei angehenden Physikstudenten. Zu dieser Überzeugung kommen Costas Efthimiou und Ralph Llewellyn von der University of Central Florida nach jahrelanger Tätigkeit als Hochschullehrer und der Auswertung von Umfragedaten zur wissenschaftlichen Bildung junger US-Amerikaner [1].

Im Jahr 2000 übernahm Efthimiou eine Grundvorlesung in Physik und war schockiert vom Kenntnisstand und den physikalischen Vorstellungen der Erstsemestler.
Auch die Wissenschaft kennt ein Sommerloch. Mehr und mehr fluten dann Ergebnisse die Medien, die sonst kaum den Weg in die Berichterstattung finden. Mit der Reihe "Sommerloch heute" möchten wir Ihnen eine Auswahl präsentieren.
"Einige glaubten wirklich, dass ein siebzig Meilen pro Stunde schneller Bus wie im Film 'Speed' ohne Rampe einen mehr als zehn Meter weiten Sprung über ein fehlendes Brückenstück bewerkstelligen könnte", so der Forscher. Auch eine 2006 durchgeführte Umfrage zum naturwissenschaftlichen Grundwissen bei Universitätsanfängern war ernüchternd: Nur ein Drittel aller Befragten konnte kompetent zwischen realistischen und unrealistischen Szenarien unterscheiden.

Efthimiou und Llewellyn reagierten auf das alarmierende Unwissen, indem sie eine spezielle Vorlesung zu Physik in Filmen entwickelten. In der nutzen die Physiker beispielsweise eine wissenschaftlich fragwürdige Szene – Superman fliegt um die Welt, um die Zeit zurück zu drehen und Lois Lane wiederzubeleben – um kontrastierend dazu die Wahrheit zum Drehimpuls der Bewegung zu vermitteln. Kompetenz bei den Grundlagen sei entscheidend, da nur so selbstständige und produktive neue Naturwissenschaftler heranwachsen könnten, begründet Efthimiou sein Engagement.

Was wiederum einen wahrhaft guten Film kennzeichnet, hat Dean Simonton von der Universität von Kalifornien in Davis analysiert [2]. Der Psychologe untersuchte dafür statistisch eine Palette unterschiedlicher Eigenschaften von tausenden englischsprachigen Kinostreifen.

Sein Ergebnis: Ein guter Film basiert auf einer wahren Begebenheit – die bereits in einem preisgekrönten Buch oder Bühnenstück verarbeitet wurde –, der Autor der Vorlage ist am Dreh beteiligt, und die Altersfreigabe ist 17 Jahre. Schlechte Chancen hingegen haben Komödien, Musicals, Fortsetzungen und Neuverfilmungen – zumindest für "Speed 2" und "Superman Returns" eine wohl eher schlechte Nachricht. (lp)

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