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News: Kamera! Taschenrechner! Und...Action!

Physik findet im Labor statt, und Hollywood zeigt das wahre Leben! Wenn Studierende so denken, warum bringen wir dann nicht beides zusammen? Und so gehört zum naturwissenschaftlichen Unterricht der Zukunft vielleicht der regelmäßige Gang ins Kino.
Kino
Es ist wieder soweit: Die Welt steht kurz vor dem Untergang. Übeltäter ist dieses Mal ein bösartiger Killer-Asteroid, den natürlich nur Bruce Willis mit allerlei Marotten und einer selbst für ihn außergewöhnlich großen Kanone aufhalten kann. Als Leiter eines Spezialisten-Teams für Erdölbohrungen fliegt er mal eben ins All, platziert eine Atombombe in dem Gesteinsbrocken, die diesen in zwei Hälften zerfetzt, welche links und rechts an der Erde vorbeisausen. Glanzvoller Höhepunkt der immer gleichen und doch massenhaft gesehenen Superhelden-Action. Das Publikum ist jung, emotional bewegt, hingerissen von so viel wahrem Heldentum – und neuerdings im Anschluss an den Kinobesuch sogar kritisch. Zumindest an der Universität von Zentralflorida.

Dort schauen sich die Studierenden von Costas Efthimiou und Ralph Llewellyn "Armageddon" und andere Kino-Reißer nämlich im Rahmen ihrer Physikkurse an. Hinterher rechnen sie nach und stellen fest, dass die Bombe die beiden Teilstücke des ursprünglichen Asteroiden von der Größe des US-Bundesstaates Texas um maximal 200 Meter auseinandergesprengt hätte. Ein bisschen wenig und trotz Film-Happyend der sichere Untergang für die Zivilisation samt Filmstudios.

Aber den Dozenten kommt es ja nicht auf die Rettung der Welt an, und seit wann gelten Naturgesetze für echte Männer wie Bruce Willis und seine Kollegen? Ziel des ungewöhnlichen Unterrichts ist vielmehr, die Studierenden für Naturwissenschaften zu begeistern und ihnen eine Brücke zu einem Stück des wahren Lebens zu schlagen. Offenbar geht zumindest diese Rechnung auf. Denn ob es nun die Wissenschaft hinter Superman ist, die unrealistische Geschwindigkeit von Spiderman oder die angeblich fallenden Temperaturen in der Gegenwart von Geistern – wie "Sixth Sense" in Anlehnung an "wirkliche" Spukberichte zeigt –, die Studierenden passen offenbar während des Kino basierten Unterrichts besser auf. Bestehen nach einem traditionellen Kurs rund 60 Prozent die Abschlussprüfung, sind es nach der neuen Methode immerhin fast drei Viertel.

Was die Dozenten freut, muss den Studierenden nicht automatisch unlieb sein. Im Gegenteil: Die überwiegende Mehrheit steht hinter dem Projekt und würde es einer Umfrage zufolge ihren Kommilitonen empfehlen. Wenn Physikunterricht schon sein muss, dann sollte er wenigstens Spaß bringen, scheint die vorherrschende Meinung zu sein. Denn bei allem messbaren Erfolg: Zu kleinen Hobby-Physikern machen auch die Filmvorlesungen kaum jemanden. Immerhin die Hälfte der Befragten gab an, nach dem Kurs nie wieder etwas mit Naturwissenschaften zu tun haben zu wollen. Da hat Superman wohl noch einen echt harten Job zu erledigen, bis Physik ganz oben auf der Beliebtheitsskala landet.

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  • Quellen
C. J. Efthimiou, R. A. Llewellyn: Physics in Films: A New Approach to Teaching Science, Preprint
C. J. Efthimiou, R. A. Llewellyn: Cinema as a tool for science literacy, Preprint

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