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News: Hyperaktive Gehirne sind kleiner

Hyperaktive Kinder können Reaktionen auf ihre Umwelt nicht beherrschen. Das macht sie übermäßig agil und impulsiv, aber auch zugleich konfus und unaufmerksam. Wissenschaftler fanden jetzt bei erkrankten Jungen kleinere Gehirnvolumen als bei gesunden. Dies könnte ein weiterer Schritt sein, die Krankheit zu verstehen.
Der Fachausdruck für ein Leiden, das mehr ist, als nur hippelig zu sein, lautet hyperkinetische Störung oder ADHD (attention deficit hyperactivity disorder). Es beginnt in der Kindheit und ist bei Männern häufiger als bei Frauen. Die Patienten sind unaufmerksam und übermäßig aktiv. Kinder, die an ADHD erkrankt sind, haben Schwierigkeiten, ihr Verhalten zu kontrollieren, weil sie ständig unbedeutende Reize ignorien müssen und sich deshalb nicht auf das Wesentliche konzentrieren können.

Neurologen vom Kennedy Krieger Institute und der Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore fanden bei ADHD-Patienten kleinere Gehirnvolumen und weniger graue Masse im vorderen Hirnlappen als bei gesunden Kindern. Besonders der rechte vordere Abschnitt sei betroffen, so die Ergebnisse der Wissenschaftler, die bei einem Treffen der American Academy of Neurology im April 1999 veröffentlicht wurden.

"Es gibt viele Hinweise darauf, daß die rechte Hirnhälfte sehr wichtig ist bei Prozessen, die die Aufmerksamkeit betreffen", sagt der Neurologe Stewart Mostofsky. Dies wäre ein weiteres Indiz dafür, daß die Ergebnisse der Studie mit ADHD in Zusammenhang stehen. Zwar wurde auch in anderen Bereichen bei den erkrankten Kindern weniger Gehirnmasse gefunden – jedoch in einem geringeren Ausmaß. In der Studie wurden 14 gesunde und zwölf erkrankte Jungen im Alter von sieben bis dreizehn Jahren untersucht. Dazu wurde eine erst kürzlich entwickelte Darstellungstechnik eingesetzt, die graue und weiße Masse sowie Gehirnflüssigkeit unterscheiden kann. Graue Masse besteht hauptsächlich aus Neuronen, während die verbindenden Zellfortsätze – die Axone – und ihre Umhüllung – das Myelin – die weiße Masse bilden. Obwohl ADHD weit verbreitet ist, ist die Krankheit neurobiologisch noch nicht völlig verstanden.

Siehe auch

  • Spektrum der Wissenschaft, Ausgabe 3/99, Seiten 30-36
    "Hyperaktive Kinder"

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