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News: Können Homosexuelle "freiwillig" Heteros werden?

In den USA spitzt sich ein Streit von Psychiatern darüber zu, ob Homosexuelle durch reine Willensanstrengung zu Heterosexuellen werden können oder nicht. Die Auseinandersetzungen, in die auch zahlreiche Schwulen- und Lesbengruppen sowie kirchliche Kreise verwickelt sind, ranken sich um zwei Studien, die zu gegensätzlichen Ergebnissen kommen. Beide sind Gegenstand eines Symposiums der American Psychiatric Association, das am 9. Mai 2001 in New Orleans eröffnet wurde.

"Hoch motivierte" Homosexuelle können nach Auffassung einer Wissenschaftler-Gruppe um Robert Spitzer von der Columbia University ihre sexuelle Orientierung ändern. Das wollen sie durch eine Studie belegen, die auf der Befragung von 143 Schwulen und 57 Lesben basiert, die dieses Ziel ernsthaft angestrebt und dabei psychiatrische Hilfe in Anspruch genommen hätten. 66 Prozent der Männer sowie 44 Prozent der Frauen sei es gelungen, zu einem "guten heterosexuellen Funktionieren" zu finden.

Gegen die These, dass auf der Couch des Psychiaters aus Homos Heteros werden können, wenden sich mit einer anderen Studie Ariel Shidlo und Michael Schroeder. Beide betreiben in Manhattan psychiatrische Privatpraxen und sind zugleich als Wissenschaftler anerkannt. Von 202 Teilnehmern an ihrem Experiment erklärten anschließend lediglich sechs, sie hätten eine "heterosexuelle Verschiebung" erlebt. 178 gaben an, es habe sich überhaupt nichts für sie geändert und viele erklärten gar, sie hätten durch die Überzeugungsversuche der Psychiater seelischen Schaden erlitten.

Vor allem Interessenvertretungen von Homosexuellen kritisierten die Studie des Spitzer-Teams als unwissenschaftlich. So seien die Teilnehmer nicht nach dem Zufallsprinzip ausgewählt worden. Sie seien vielmehr von Organisationen, die Homosexualität bekämpfen und sich bemühten, Schwule "umzudrehen", als Teilnehmer für die Studie benannt worden.

Dagegen geben Shildo und Schroeder an, sie hätten ihre Testpersonen vor allem über das Internet sowie mit Hilfe von Gruppen gefunden, die Homosexualität nicht ablehnen, aber eine "Behandlung" durchaus befürworten. Einige von ihnen hätten schon bis zu 15 Jahren in verschiedenen Therapien vergeblich versucht, ihre Homosexualität zu überwinden und dadurch am Ende nur seelische Verluste erlitten.

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