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Kryptozoologie: 5000 Bären machen einen Bigfoot

Wo besonders viele Bären leben, wird auch besonders häufig ein Bigfoot gesichtet. Wie lässt sich das erklären? Möglichkeit 1: Bigfoots hängen einfach gerne mit Bären ab.
Bigfoot - ein Bär? (Erstellt mit KI)
So stellt sich die künstliche Intelligenz ein Hirngespinst vor, das sich - halb Bär, halb Bigfoot - in den Wäldern Nordamerikas herumtreibt.

Möglichkeit 2: Die Bären werden für einen Bigfoot gehalten. Denn dass in den Wäldern Nordamerikas tatsächlich noch ein bislang unentdeckter Primat lebt, manchmal auch Sasquatch genannt, der sich bislang erfolgreich vor den Blicken von Smartphonekamera und Wissenschaft verbirgt, ist ausgeschlossen – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Warum die Reihe der Sichtungen dennoch nicht abbricht, könnte nun eine Studie im »Journal of Zoology« aufklären helfen. Demnach ist die Zahl der Sichtungen in jenen Gegenden besonders hoch, in denen besonders viele Schwarzbären leben. Entsprechend hoch ist dort die Verwechslungsgefahr.

Das schreibt der Autor des Artikels, Floe Foxon, Student der Datenwissenschaften, der sich als Gründer der »Folk Zoology Society« auch schon auf die Spuren des Monsters von Loch Ness begeben hat. Mit jeden 1000 Schwarzbären, die für eine lokale Population zusätzlich verzeichnet würden, steige die Wahrscheinlichkeit einer Bigfoot-Sichtung um vier Prozent. Im Mittel über alle untersuchten Bundesstaaten der USA und Provinzen Kanadas hinweg gebe es pro 5000 Bären eine Sichtung. Foxon fasst das mit dem Satz knapp zusammen: »If bigfoot is there, it could be a bear.«

Amerikanische Schwarzbären (Ursus americanus) seien mitnichten immer schwarz gefärbt, erklärt das Magazin »ars technica«, das die Studie ursprünglich aufgegriffen hatte. Ihre Fellfarbe reiche von Goldbraun über Schwarz zu Tiefrot. In seiner klassischen Darstellung ist der Bigfoot tatsächlich eher hellbraun gefärbt, sein Fell erinnert an das eines Grizzlybären. »Typisch« für den Bigfoot ist auch der Gang auf zwei Beinen, der wiederum tatsächlich typisch ist für den Schwarzbären. Die Tiere stellen sich häufiger auf ihre Hintertatzen, um einen besseren Blick zu haben.

Foxon verwendete für seine Auswertung Daten aus dem Jahr 2006, die von der Bigfoot Field Researchers Organization erhoben wurden. Zu allen Sichtungen wurden darin entsprechende GPS-Koordinaten verzeichnet. Diese korrelierte er statistisch mit der Bevölkerungsdichte in der Region sowie mit dem Bewaldungsgrad: Wo mehr Menschen leben, seien auch mehr Bigfoot-Sichtungen zu erwarten, und wo der Wald dichter ist, dort gebe es auch mehr Chancen, ein mysteriöses Wesen hinter einem Baum zu erspähen. Beide Modelle sagten die Zahl der Bigfoot-Sichtungen jedoch nur unzuverlässig voraus. Dies gelang erst, als Foxon die lokale Bärenpopulation mit einbezog. Was zeigt: Um Bigfoot zu erklären, braucht es auf jeden Fall die Bären.

Allerdings lagen nicht zu allen Regionen verlässliche Daten über die Schwarzbärenpopulation vor, so dass die Statistik immer noch Lücken aufweist. Die Verwechslung mit einem Schwarzbären könne auch nicht alle Sichtungen erklären, heißt es in der Studie. Manche Menschen glaubten den zotteligen Waldmenschen gesehen zu haben und waren dabei in Gegenden unterwegs, in denen es gar keine Schwarzbären gab. Zumindest nicht nach Meinung der Forschung. Denn vielleicht gibt es die Bären dort ja doch? Tief im Wald, verborgen vor den Blicken von Smartphones und Wissenschaft, wo sie nur gelegentlich zum Vorschein kommen, um vor arglosen Wanderern den Bigfoot zu spielen. Das wäre immerhin wahrscheinlicher, als dass sich dort tatsächlich ein zweibeiniger Primat herumtreibt – wenn auch nur ein ganz kleines bisschen.

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