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Russlands Mondmission: »Luna-25« ist auf dem Weg zum Mond

Die Sonde soll nach ihrer Landung am 21. August den Boden analysieren und nach Wasser suchen. Mittelfristig will Russland damit auch die Bedingungen für eine Raumstation auf dem Erdtrabanten ausloten.
Start der Trägerrakete mit der Raumsonde »Luna-25« vom russischen Weltraumbahnhof Wostotschny. Die Rakete steht noch auf dem Launch-Pad und hat gerade gezündet.
Die russische Mondsonde Luna-25 hob am 11. August 2023 mit einer Trägerrakete vom Typ Sojus-2.1b vom Weltraumbahnhof Wostotschny ab. Das Bild stammt von der russischen Staatsagentur TASS.

Russland hat mit seiner Raumsonde »Luna-25« erstmals seit fast 50 Jahren wieder eine Mondmission gestartet. Luna-25 soll noch in diesem Monat am Südpol des Erdtrabanten landen und unter anderem nach Wasser suchen. Die Trägerrakete vom Typ Sojus-2.1b mit der Sonde an Bord hob wie angekündigt am Freitag um 9.10 Uhr Ortszeit (1.10 Uhr MESZ) vom neuen Weltraumbahnhof Wostotschny in der Amurregion ab, wie bei einer Live-Übertragung der Weltraumbehörde Roskosmos zu sehen war.

»Der Start ist gelungen«, sagte Roskosmos-Chef Juri Borissow. Die Reisezeit zum Erdtrabanten in rund 384 000 Kilometer Entfernung beträgt demnach viereinhalb Tage. Er hoffe auf eine weiche Landung auf dem Mond am 21. August, nachdem zunächst in der Umlaufbahn nach einer idealen Stelle zum Aufsetzen gesucht werde. Alles laufe reibungslos, sagte Borissow. Wegen technischer Probleme war die Mission bereits mehrfach um letztlich elf Jahre verschoben worden.

Luna-25 ist Teil des russischen Mondprogramms. Das sieht vor, bis 2040 auch eine Raumstation auf dem Himmelskörper zu errichten. Roskosmos knüpft damit an sein sowjetisches »Luna«-Programm an, das 1959 begonnen hatte. Dabei hatten Raumsonden auch Mondgestein mit zur Erde gebracht. Eigentlich sollte die neue Sonde schon lange unterwegs sein: Erster geplanter Starttermin einer Mondsonde war 2012, zuletzt war der Mai 2022 anvisiert worden.

Luna-25 soll unter anderem nach Wasser suchen

Laut Roskosmos soll die 1800 Kilogramm schwere Raumsonde dabei helfen, eine Technologie für eine weiche Landung zu entwickeln. Dazu habe Luna-25 die Aufgabe, Bodenproben vom Mond einzusammeln und zu analysieren, hieß es. Zu den geplanten wissenschaftlichen Untersuchungen gehöre ebenso ein Studium der Oberflächenschichten und insbesondere des Lockermaterials, des Regoliths, auf dem Gestein im Bereich des südlichen Pols des Mondes, heißt es in dem Projektpapier.

Die Messungen sollen nicht zuletzt Aufschluss über den Zustand der Exosphäre des Himmelskörpers zu unterschiedlichen Tageszeiten geben – ein Mondtag und eine Mondnacht entsprechen jeweils etwa 14,5 Tagen auf der Erde. Dort schwanken die Temperaturen laut Roskosmos zwischen minus 170 Grad und plus 120 Grad Celsius. In der polaren Exosphäre laufen laut Roskosmos dynamische Prozesse eines Zusammenspiels von kosmischen Teilchen und Mondstaub ab. »Der Mondstaub schafft viele Probleme und Gefahren für die technischen Systeme.«

Die Mikropartikel des Staubs seien giftig und von hoher chemischer Aktivität. Deshalb seien die Untersuchungen wichtig für eine mögliche spätere Erkundung des Mondes durch den Menschen vor Ort. Eine mögliche radioaktive Gefahr wird ebenfalls geprüft. Die Mission ist auf ein Jahr angesetzt.

Ermitteln soll die russische Sonde aber vor allem auch den Anteil von Wasser im Boden. Die Raumforscher erwarten laut Roskosmos, dass der Wasseranteil im Lockermaterial verschwindend gering ist, weil bei Sonnenlicht und hohen Temperaturen alles verdunstet. Unter dieser Decke des abgelagerten Materials gebe es aber einen Permafrostboden. Die Wissenschaftler rechnen demnach damit, dort und in dauerhaft schattigen Regionen Wassereis zu finden.

Luna-25 soll ebenfalls Bodenproben einsammeln – und kann dafür bis zu 40 Zentimeter in die Tiefe vordringen. Weitwinkelkameras fotografieren die Umgebung und die Landschaften, deren Aufnahmen über Radiokanäle zu einem Forschungszentrum auf der Erde gesendet werden können. Nach Darstellung von Roskosmos wird Luna-25 zunächst in 100 Kilometer Entfernung vom Mond drei bis sieben Tage lang einen idealen Landepunkt suchen, um dort möglichst lange gute Lichtverhältnisse und eine Verbindung zur Erde zu haben.

Eigentlich arbeiteten Russland und Europa gemeinsam an der Sonde

Ursprünglich hatte Roskosmos mit der Europäischen Raumfahrtagentur ESA an dem russischen Mondprogramm gearbeitet. Nach Russlands Invasion in die Ukraine vor mehr als 17 Monaten beendete die ESA allerdings die Zusammenarbeit mit Moskau. Kremlchef Wladimir Putin, der den Krieg begonnen hatte, will mit dem jetzigen Start der Mondmission auch zeigen, dass das Land trotz der Sanktionen des Westens weiter in der Lage ist, seine wissenschaftlichen Projekte durchzuziehen.

In der fernöstlichen Region Chabarowsk evakuierten die Behörden am Freitag vor dem Start kurzzeitig ein Dorf, weil die erste Raketenstufe der Sojus dort aufschlagen könnte. Wenig später konnten die etwa 18 Bewohner in ihre Wohnungen zurückkehren. Roskosmos kündigte bereits die nächsten Missionen Luna-26 bis 2027, Luna-27 bis 2028 und Luna-28 bis 2030 an.

Auch Indien will nach dem gescheiterten Versuch einer Mondlandung vor vier Jahren nun die Sonde »Chandrayaan-3« am 23. oder 24. August auf der Oberfläche des Erdtrabanten landen lassen. Eine sanfte Landung schafften bislang nur die USA, die Sowjetunion und China. Mit der unbemannten Mission will Indien die kaum untersuchte Südseite des Mondes rund zwei Wochen lang erforschen. Der erste Versuch Indiens war 2019 misslungen. (dpa/dam)

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