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News: Stürmisches Techtelmechtel

Es kann lang dauern, bis zwei sich finden. Dies gilt auch für die gigantischen Stürme in der Atmosphäre des Jupiter. Alle Annäherungsversuche waren bisher erfolglos, vor der Vereinigung strebte man stets wieder auseinander. Doch nun ist es geschehen, und zum ersten Mal waren Astronomen Zeugen des seltenen Rendezvous.
Auf dem Jupiter geht es ziemlich stürmisch zu, und ein jovianischer Wetterfrosch könnte kaum Hoffnung auf eine Wetterbesserung machen. Wer beispielsweise im Bereich des für den Planeten so typischen roten Flecks wohnte, würde seit 300 Jahren von einem gigantischen Sturm geplagt. Der Wirbel hat den doppelten Durchmesser der Erde und ging einst vielleicht aus der Vereinigung zweier Stürme hervor. Einmal wären die Astronomen fast Zeuge einer solchen Begegnung geworden, doch Anfang 1998 verschwand der Jupiter just in diesem Moment aus ihrem Sichtfeld. Das Rendezvous erfolgte diskret im Schatten der Sonne. Doch im März 2000 haben sich zwei Wirbel zum ersten Mal ganz öffentlich zusammengetan – unter den Augen des Hubble Space Telescope (32. Jahrestagung der Division for Planetary Sciences der American Astronomical Society vom 23. bis 27. Oktober 2000 in Pasadena).

"Immer wenn derlei Stürme bisher miteinander kollidierten, stießen sie sich wieder voneinander ab", berichtet Glenn Orton vom NASA Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, und umso enttäuschter waren er und seine Kollegen im Sommer 1998, als der Jupiter nach seinem Verschwinden wieder sichtbar war. Im September 1997 sahen sie noch, wie sich die Stürme "DE" und "BC" heftig aufeinander zu bewegten. Im Juli des darauffolgenden Jahres hatten sie sich bereits zu "BE" vereinigt.

Doch nun galt es, "FA" im Auge zu behalten, denn "BE" steuerte direkt auf den Dritten im Bunde zu. Beide Wirbel durchmaßen rund 9 Kilometer und in ihren Inneren fegte der Wind mit 470 Kilometern pro Stunde entgegen dem Uhrzeigersinn – beide waren also Ausdruck von Hochdruckgebieten. Zwischen die beiden stellte sich bald ein kleiner Tiefdruckwirbel "o1". Die Forscher glauben, dass solche Bildungen die Kollision bisher verhinderten. Doch im Oktober 1999 musste "o1" der heftigen Annäherung der beiden weichen, er wurde einfach verdrängt. So stand "FA" und "BE" im März 2000 nichts mehr im Wege: Es dauerte noch rund drei Wochen, bis sie sich endgültig fanden und zu "BA" wurden. Der Wirbel ist nun auch um ein Drittel breiter als "FA" beziehungsweise "BE" und wird die Atmosphäre des Jupiters vielleicht noch viele hundert Jahre durchstreifen. Gewiss ist er dabei erneut auf Partnersuche.

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