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Weiblicher Orgasmus: Was sich im Hirn abspielt

Alles für die Wissenschaft: Forscher haben zehn Frauen beim Orgasmus ins Gehirn geblickt. Jetzt können sie mit falschen Vorstellungen aufräumen.
Geschafft!

Angenehm ist es vermutlich eher nicht, sich in der lauten, engen Röhre des Magnetresonanztomografen zu befriedigen. Und schon kleinste Kopfbewegungen machen die Messungen unbrauchbar. Aber am Ende ist alles nur eine Frage der richtigen Technik: Mit einer Spezialanfertigung fixierten Forscher den Kopf ihrer Probandinnen, dann konnten die zehn Freiwilligen loslegen – mal mit Hilfe des Partners, mal ohne. Bis sie schließlich zum Orgasmus kamen und die Forscher die neuronale Aktivität der Freiwilligen genauestens protokollierten.

Zwei Erkenntnisse zieht das Team um die Forscherin Nan Wise von der Rutgers University in Newark aus ihrer Studie: Es gibt keinen nennenswerten Unterschied zwischen Eigen- und Partnerstimulation, zumindest in neuronaler Hinsicht, und mitnichten mussten Frauen, die zum Orgasmus kamen, dazu vorher kognitiv "abschalten".

Letzteres war aus einer einflussreichen Studie aus dem Jahr 2005 hervorgegangen. Die Wissenschaftler hatten damals Frauen während des Höhepunkts mit der Positronenemissionstomografie (PET) untersucht. Bestimmte Hirnareale, die für komplexe Gefühlsbewertungen zuständig sind, schienen ihre Aktivität vor dem Orgasmus herunterzuregeln. Vielleicht, damit die Frauen entspannen können und sich weniger Sorgen machen müssen, so die Spekulation.

Das Team um Wise beobachtete in seiner Studie für das "Journal of Sexual Medicine" hingegen keinerlei neuronales Abschalten. Im Gegenteil, die meisten Hirnareale schienen ihr Erregungsniveau im gleichen Maße zu steigern wie die Probandinnen in der Röhre. Nach dem Höhepunkt setzte auch im Gehirn eine Art Entspannung ein. Allerdings wurden Areale in Hirnstamm und Mittelhirn besonders aktiv, von denen man weiß, dass sie an der Schmerzregulation beteiligt sind. Dass Frauen beim Orgasmus besonders schmerzunempfindlich sind, war bereits bekannt. Dass mit mit einer starken Reizung der Geschlechtsorgane eine schmerzstillende Wirkung einhergeht, könnte allerdings eher für die letzte Phase der Geburt von Belang sein als für den Sex, überlegen Wise und Kollegen.

Die Unterschiede zur Studie aus 2005 könnten in der Messtechnik begründet liegen. Anders als beim PET-Verfahren gelingt es mit Hilfe des fMRT, mehrere Aufnahmen des Gehirns zu machen und so den zeitlichen Verlauf der Aktivität genau zu beobachten. Die Probandinnen mussten dabei zu Beginn der klitoralen Stimulation einen Knopf drücken und auf die gleiche Weise Beginn und Ende des Orgasmus signalisieren.

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