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Rhythmen: Welche Musik macht Lust zum Tanzen?

Bestimmte Rhythmen animieren stark zum Tanzen. Jetzt gibt es neue Erkenntnisse dazu, welche Eigenschaften Musik besonders »groovig« machen – und wie sie auf das Gehirn wirken.
Zwei Paare tanzen in einem vernebelten Raum.
Es sind vor allem die Überraschungseffekte in der Musik, die zum Tanzen anregen.

Fachleute haben einen tieferen Einblick in die Frage gewonnen, warum Menschen spontan zu Musik tanzen. Demnach hängt das Groove-Erlebnis, also der Impuls, sich zum Takt zu bewegen, von der so genannten Synkopierung der Musik ab: Das ist ein Maß dafür, wie vorhersehbar der Rhythmus ist. Synkopen sind bestimmte rhythmische Muster, bei denen betonte oder unbetonte Schläge an überraschenden Stellen auftauchen. Je mehr Synkopen ein Musikstück enthält, desto weniger lässt sich während des Hörens der Rhythmus der nächsten Takte erahnen.

Der Kognitionswissenschaftler Benjamin Morillon und sein Team von der Aix-Marseille Université haben Versuchspersonen zwölf verschiedene Melodien in jeweils drei unterschiedlich starken Synkopierungsgraden vorgespielt. Der Haupttakt war mit zwei Hertz jeweils gleich, lediglich die rhythmischen Verschiebungen variierten. Anschließend sollten die Teilnehmer angeben, wie gerne sie zu den Stücken tanzen würden. Wie die Gruppe im Fachmagazin »Science Advances« berichtet, löste das stärkste Groove-Erlebnis ein mittlerer Grad an Synkopierung aus. Weder ein absolut vorhersehbarer Rhythmus, bei dem jede Bassnote auf die Taktschläge des Schlagzeugs fiel, noch ein sehr überraschender regten besonders zum Tanzen an. Die Werte stehen in einem quadratischen Zusammenhang und ergeben eine umgekehrte U-Kurve mit den höchsten »Groove-Werten« bei einer mittleren Synkopierung.

Als die Versuchspersonen gebeten wurden, mit den Fingern im Takt der imaginierten Tanzschritte zu tippen, taten sie das fast ausschließlich zum Zwei-Hertz-Grundbeat, nicht zum tatsächlichen Rhythmus der Melodie. Um herauszufinden, wie das Gehirn diese Bewegungen aus der Melodie ableitet, maßen Morillon und seine Kollegen die Hirnaktivität der Teilnehmer während des Musikhörens per Magnetoenzephalografie. Wie die Analysen ergaben, verfolgt der auditorische Kortex – die erste Verarbeitungsstufe für Hörreize – vor allem den Rhythmus der Melodie. Im so genannten dorsalen auditorischen Pfad, der den Hörkortex mit den Bewegungsarealen verbindet, wird der Rhythmus offenbar mit dem Grundbeat abgeglichen. Hier entsteht demnach das Groove-Erleben, das als Bewegungsimpuls an die motorischen Areale weitergegeben wird. Auf diesem Weg könnte das Gehirn die eigenen Erwartungen an die Musik mit den gehörten Reizen kombinieren, um den Impuls zum Tanzen zu erzeugen.

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