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Weltraumschrott: Teil der ausrangierten ISS-Batterie könnte Haus in USA getroffen haben

Ein faustgroßes Objekt hat Anfang März 2024 ein Dach in Florida durchschlagen. Das fällt mit der Rückkehr eines Teils der ISS zusammen. Die NASA prüft nun, ob ein Zusammenhang besteht.
Das Batteriepaket, kurz nachdem es von der ISS abgekoppelt worden ist
Möglicherweise hat ein Trümmerteil eines von der Internationalen Raumstation ISS abgekoppelten Batteriepakets Anfang März 2024 ein Haus im US-Bundesstaat Florida beschädigt.

Ein Teil eines von der Internationalen Raumstation ISS ausrangierten Batteriepakets hat möglicherweise ein Gebäude im US-amerikanischen Bundesstaat Florida getroffen. Am 8. März 2024 gegen 14.34 Uhr Ortszeit habe ein etwa ein Kilogramm schweres, faustgroßes metallenes Objekt das Dach und zwei Etagen seines Hauses durchschlagen, schreibt Alejandro Otero auf X (vormals Twitter). Das stimmt gut mit dem Zeitpunkt überein, zu dem die zuständigen Behörden den Wiedereintritt des Batteriepakets in die Erdatmosphäre registrierten. Er selbst sei nicht zu Hause gewesen, aber sein Sohn, sagte Otero dem lokalen Fernsehsender WINK News. Dieser habe großes Glück gehabt, dass ihm nichts passiert sei. Ob das Teil tatsächlich von dem Batteriepaket stammt, muss noch geklärt werden. Es befindet sich mittlerweile bei der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA zur Prüfung.

Bei besagtem Trümmerteil der ISS handelte es sich um neun ausgediente Batterien aus dem Stromversorgungssystem der Raumstation, die an einer Frachtpalette befestigt waren und als Ganzes ursprünglich an Bord eines japanischen Weltraumfrachters zur Erde zurückkehren sollten. Auf Grund einer Reihe von Verzögerungen verpasste das Paket jedoch den Rückflug zur Erde. Es wurde daher am 21. März 2021 bewusst von der ISS abgetrennt und bis zu seinem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre eng von Experten überwacht. Es handelt sich um das größte Stück Weltraumschrott, das jemals auf diese Weise entsorgt wurde.

Normalerweise werden solche Manöver so geplant, dass Trümmer, die die Erdoberfläche erreichen, möglichst über unbewohntem Gebiet niedergehen. Doch diesmal schien es einige Ungewissheiten zu geben. Selbst einen halben Tag vor dem Wiedereintritt wies die Schätzung des US Space Command noch ein Zeitfenster von sechs Stunden auf – genug Zeit für das Objekt, um den Planeten viermal zu umrunden. Kurzzeitig hieß es sogar von Seiten des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), es könnten Trümmerteile über Deutschland niedergehen. Auch bei »Spektrum.de« haben wir darüber berichtet. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums hatte damals auf Nachfrage erklärt, dass der genaue Zeitpunkt des Eintritts in die Erdatmosphäre unter anderem von der Sonnenaktivität abhänge. Es war jedoch die Rede davon, dass es laut Berechnungen sehr unwahrscheinlich sei, dass nennenswerte Reste auf der Erdoberfläche ankämen.

Tausende Tonnen Schrott umkreisen die Erde im Weltall: ausgebrannte Raketenstufen, kaputte Satelliten und abgesplitterte Lackpartikel. Seit 1957 der erste Satellit Sputnik startete, haben die Überbleibsel der menschlichen Aktivitäten im All rasant zugenommen. Derzeit werden dort mehr als 20 000 Objekte vermutet, die mindestens zehn Zentimeter groß sind. Rund eine Million Teile sind größer als ein Zentimeter. Und womöglich schwirren mehr als 150 Millionen kleiner Schrottteile umher, die größer als einen Millimeter sind. Die allermeisten Teile verglühen, wenn sie in die Erdatmosphäre eintreten – aber eben nicht alle und nicht immer vollständig.

Ingenieure im Kennedy Space Center der NASA würden das Objekt, dass das Haus von Alejandro Otero durchschlagen hat, nun »so schnell wie möglich analysieren, um seinen Ursprung zu bestimmen«, sagte Josh Finch, ein Sprecher der NASA, gegenüber »Ars Technica«. »Weitere Informationen werden verfügbar sein, sobald die Analyse abgeschlossen ist.« Dann klärt sich auch, wer für den entstandenen Schaden haftet. Laut dem Weltraumvertrag der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1967 ist es das Land, das etwa einen Satelliten ins All gebracht hat. Im aktuellen Fall wären die USA in der Pflicht, da die NASA für den Batterieblock verantwortlich ist.

Das Risiko, dass ein Mensch durch Weltraumschrott verletzt wird, liegt laut der Europäischen Weltraumagentur ESA bei weniger als 1 zu 100 Milliarden. Doch der Fall der Familie Otero wäre zumindest nicht das erste Mal, dass Trümmerteile Eigentum beschädigt haben. Bereits im Jahr 1969 traf ein Fragment eines sowjetischen Raumschiffs Berichten zufolge ein kleines japanisches Schiff in der Nähe der sibirischen Küste. Im Jahr 2003 durchschlug ein knapp ein Meter langes Metallteil des Spaceshuttles Columbia das Dach einer Zahnarztpraxis im US-Bundesstaat Texas. Meistens aber landen solche Teile auf Feldern oder im Ozean und werden nie wieder gesehen.

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