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Wetterextreme: Jetzt kommt die Omega-Lage

Mitteleuropa darf sich auf sonniges Spätsommerwetter freuen. Am Mittelmeer drohen jedoch teils extreme Regenfluten. Eine besondere Wetterlage ist dafür verantwortlich.
Ein Auto treibt nach heftigem Regen in einem überschwemmten Straßenstück
Anfang September 2023 suchten heftige Regenfälle Spanien heim: Hier wurde ein Auto von der Autobahn A-42 in Bargas, Toledo, geschwemmt.

Von einem Extrem ins nächste: Das ist die Folge einer besonderen Wetterlage für Teile Südeuropas, die sich inzwischen etabliert hat. Die so genannte Omega-Wetterlage beschert Mitteleuropa mit einem kräftigen, bis weit in die Atmosphäre reichenden, blockierenden Hoch sonniges und trockenes Spätsommerwetter, die beiden flankierenden Tiefs westlich und östlich davon bringen jedoch katastrophalen Starkregen nach Spanien und Griechenland. Denn Tiefdruckgebiete werden in einem weiten Bogen um Mitteleuropa herumgeführt, in diesem Fall verlaufen ihre Zugbahnen über das Mittelmeer auf einer südlichen Bahn.

Am ersten Septemberwochenende bekam Spanien davon einen ersten Vorgeschmack: Unwetterartige Regenfälle sorgten in verschiedenen Teilen des Landes für Sturzfluten; die nach dem langen, trockenen Sommer teils steinharten Böden konnten die Wassermassen nicht aufnehmen, weshalb sie sich vielerorts in schlammigen Strömen durch Täler und Straßen ergossen. Mindestens drei Menschen starben, weitere werden vermisst. In Toledo fielen innerhalb von 24 Stunden am Sonntag (3. September) für die Jahreszeit rekordverdächtige 90 Liter pro Quadratmeter.

Die westliche Flanke des Omega-Hochs wird dabei laut dem Deutschen Wetterdienst in dieser Woche vom ehemaligen Hurrikan »Franklin« gestützt, der mittlerweile als kräftiges außertropisches Tief unterwegs ist. Bis zum Wochenende wird er sich von seiner Position am Montag nördlich der Azoren nach Südosten verlagern und in der kommenden Woche voraussichtlich vor Portugal auflösen.

Zerstörte Brücke bei Madrid | Nach heftigen Regenfällen haben die Wassermassen diese Brücke bei Aldea del Fresno im Raum Madrid zerstört.

Noch schlimmere Bedingungen als im Westen erwarten die Meteorologen im Südosten über Griechenland. An der Ostflanke des Omega-Hochs stößt kühle Luft aus Norden zum Mittelmeer vor, das immer noch überheizt ist und reichlich Energie in Form von Wasserdampf liefert. Es entsteht ein kräftiges Sturmtief, das Richtung griechisches Festland zieht und auch die Ägäis beeinflussen soll. An den Bergen wird dieses Regengebiet kräftig ausgepresst: Manche Wettermodelle rechnen hier mit Niederschlägen von bis zu 1000 Millimetern innerhalb von drei Tagen.

Selbst wenn die Niederschläge weniger stark ausfallen, als es die meisten Berechnungen zeigen, so dürften doch mehrere hundert Millimeter in relativ kurzer Zeit fallen. Und das reicht für katastrophale Folgen aus. Wie in Spanien war der griechische Sommer lang, heiß und trocken. Die Böden können diese Niederschlagsmengen in kurzer Zeit nicht aufnehmen: Schlammströme, Erdrutsche und weit reichende Überflutungen sind die Folge. Der Regen wird zwar helfen, noch vorhandene Waldbrände zu löschen, doch in verbrannten Regionen fehlt zusätzlich die Vegetation, um die Wassermassen zu bremsen.

Nach bisherigen Prognosen soll die Omega-Wetterlage bis über das Wochenende anhalten, danach könnte sich das Wetter wieder umstellen und Mitteleuropa in den Einflussbereich von atlantischen Tiefs gelangen. Doch das ist noch unsicher: Omega-Hochs sind bekannt für ihren langen Atem.

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