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Haariges mit Namen und Farben

Treitz-Rätsel

Drei Kinder treffen sich vor dem Kino und machen sich miteinander bekannt. Sie heißen Alex Braun, Conny Roth und Tony Schwarz.

"Ist doch seltsam", sagt das Mädchen, "dass unsere Namen Farben bedeuten und dass jede davon bei unseren Haarfarben vorkommt."

"Tatsächlich", sagt das schwarzhaarige Kind, "und bei niemandem von uns stimmt der Name mit den Haaren überein."

"Das ist ja ein Ding", meint darauf Conny.

Welche Haarfarbe hat das Mädchen, wenn sie nicht braun ist?

Alle Kinder sagen die Wahrheit, jedes hat nur eine Haarfarbe, und an den Namen kann man nicht das Geschlecht erkennen.

Es gibt nur 2 Möglichkeiten, 3 Farben völlig falsch zuzuordnen, eine davon scheidet dadurch aus, dass Conny offenbar nicht mit dem schwarzhaarigen Kind identisch ist.

Also hat Alex Braun schwarze Haare, Conny Roth braune und Tony Schwarz rote.

Da das (offenbar einzige) Mädchen nicht braune Haare haben soll und andererseits ebenfalls nicht mit dem schwarzhaarigen Kind identisch ist, muss sie (es?) die rothaarige Tony sein.

Fußnote: Heißt es: Das Mädchen trocknete ihre Haare, oder seine Haare? Gemeint sind jedenfalls ihre/seine eigenen. Die Deutschlehrer behaupten sicher, man müsse das ("sächliche") grammatische Geschlecht voll durchziehen, aber so unwesentliche Leute wie Goethe oder Heine haben es durchaus anders gesehen, vermutlich weil sie nicht glauben wollten, dass Mädchen sächlich seien (Heine: "Das ungücksel'ge Weib hat mich vergiftet mit ihren Tränen"). Merken wir uns: Das größte Glück der Deutschen und Österreicher (& -innen etc.) ist es, dass wir Deutsch nicht als Fremdsprache lernen und uns daher nicht den Blödsinn der jeweils richtigen Artikel mühsam beibiegen müssen. (Dazu ein Kalauer, den man laut lesen muss: Heißt es "das Walzwerk" oder "der Waldzwerg"?) Der Hintergrund für "das" Mädchen ist natürlich die Regel, dass Verkleinerungen immer sächlich machen. (Wenn die Sprache schon einmal anfängt konsequent zu sein, dann auch gleich richtig ins Absurde!) Die Anrede "Fräulein" ist ja zum Glück fast so aus der Mode gekommen wie das "Frauenzimmerchen", wie Minna von Barnhelm bei Lessing liebevoll angeredet wird.

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  • Quellen
Martin Gardner, Scientific American Febr. und März 1960, Kurzrätsel Nr. 6. Eine wörtliche Übersetzung würde ziemlich danebengehen, da die dort benutzten Berufsbezeichnungen im Deutschen nur sehr krampfhafte geschlechtsneutrale Formen haben, wenn überhaupt (der/die Stenographer Jean??)

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