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Uhrmacher, Bauwesen und die Schwarze Kunst des Buchdrucks

Nicht der Steigbügel rettete im Jahr 732 in der Schlacht bei Tours und Poitiers das christliche Abendland vor dem Ansturm der Mauren. Für den angeblichen Erfinder des Schießpulvers namens Berthold Schwarz lässt sich bis heute keine Quelle finden. Und die mittelalterlichen Zünfte hemmten die technologische Entwicklung weit weniger als bislang angenommen.

Mit diesen und anderen Irrtümlern räumt Marcus Popplow, der bereits an den Universitäten Stuttgart, Salzburg und Cottbus lehrte, gründlich auf. "Technik im Mittelalter" scheint zunächst fast anachronistisch, doch wird beim Lesen klar, dass sich der Mensch bereits im Mittelalter auf viele differenzierte Gerätschaften verließ: allen voran auf die Mühlen, aber auch auf Kanonen und anderes Belagerungsgerät sowie – besonders prominent seit 1454 – Gutenbergs Buchdruck. Zum Schluss reflektiert Popplow sehr vorsichtig mögliche Gründe für die Entwicklung von Technik.

Schon die Geschichte des Begriffs ist aufschlussreich: Erst seit dem 19. Jahrhundert bezeichnet "Technik" sowohl Instrumente und Maschinen als auch Wissen und Können. Im Mittelalter hingegen standen Begriffe wie téchne oder ars nur für Letzteres. Technik im Sinn von Gerätschaft wurde mit Worten wie instrumentum oder ab etwa 1100 auch mitingenium ausgedrückt. So gesehen ist auch der Ingenieur ein Kind dieser Epoche. Dank derlei Beispielen und der stringenten Gliederung liest sich das Buch flüssig – die 128 Seiten halten mehr als das, was der eher trockene Titel verspricht.

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  • Quellen
epoc 5/2010

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