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Kommentare - - Seite 986

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Eindimensionale Lebewesen

    17.05.2010, Roland Maier, 85521 Riemerling
    Über Jahrzehnte wurde in sonst seriösen Büchern oder Fernsehsendungen die Mär von den Superleistungen von Kleinstlebewesen (meist Insekten) verbreitet. Während Norbert Treitz Lebewesen als dreidimensionale Objekte auffasst – die Kraft (der Muskelquerschnitt) verändert sich mit der zweiten, die Körpermasse mit der dritten Potenz der Körperlänge –, wurde bisher nur eindimensional argumentiert. In dieser einen Dimension fand man nicht nur die Größe, die Geschwindigkeit und die Sprunghöhe bzw. -weite, sondern auch direkte Vergleiche zwischen Kraft (Tragevermögen) und Körpermasse. Die Aussagen basierten alle auf einfachen Dreisatzberechnungen. Man präsentierte sie oft vor einem wissenschaftlichen Hintergrund.
    Natürlich ist die Leistungsfähigkeit von Insekten von untergeordneter Bedeutung. Es geht hier jedoch um den Umgang mit Informationen und unsere Wahrnehmung. Oft wird unser Handeln zentral davon bestimmt. Man kann sich leicht vorstellen, dass andere Irrtümer ganz erhebliche, auch negative Auswirkungen haben können.
    Das Phänomen ist ein – wie ich meine lohnendes – Thema der Geisteswissenschaften. Dieser Gegenstand eignet sich auch deshalb gut für eine Untersuchung, da hier Interessen wenn überhaupt, nur eine minimale Rolle spielen. Sie brauchen nicht berücksichtigt zu werden, was die Sache vereinfacht. Des weiteren ist dieses Thema abgesehen davon, dass man den kleinen Lebewesen zum Ausgleich für ihre Größe eine positive Eigenschaft gönnt, kaum mit Emotionen behaftet.
    Es stellen sich eine Reihe von Fragen:
    • Warum konnte sich so ein Unsinn so lange halten? Schließlich hätten ein paar einfache Überlegungen genügt, diesen zu entlarven.
    o War es Wissenschaftsgläubigkeit?
    o Können wir nicht zwischen fundierten und ungeprüften Informationen unterscheiden?
    o Sind wir zu bequem oder zu unsicher, und passen wir uns einfach der Mehrheitsmeinung an?
    • Wie kam in diesem Fall die Aufklärung zustande? Wie lange dauert(e) so was? Lässt sich dies überhaupt nachvollziehen?
    • Welche Möglichkeiten hätte ein Einzelner, dem ein Irrtum auffällt, Gehör zu finden, ohne in der sonst allgegenwärtigen Informationsflut unterzugehen?
    Stellungnahme der Redaktion

    Die Widerlegung des Unsinns ist schon lange veröffentlicht. Beim Bearbeiten dieses Artikels kam mir ein Beitrag zu der Rubrik "Das mathematische Kabinett" von "Bild der Wissenschaft" in den Sinn, den ich 1967 als Schüler in einem Sammelband gelesen habe. Bereits dort wird der in der Tat elementare Fehler mitsamt Auflösung in aller wünschenswerten Klarheit vorgerechnet.

    Offensichtlich sind wir mit unserem Artikel gleichwohl auf der Höhe der Zeit. Ich habe die größte Mühe, meinem siebenjährigen Sohn gegenüber die Sache mit den unglaublichen Kräften der Ameisen, die er in einem (neu erschienenen) Wissenschaftsbuch für Kinder vorgefunden hat, zurechtzurücken.


    Christoph Pöppe, Redaktion

  • Volles Korn begünstigt Zöliakie

    14.05.2010, Werner Ivens, Rottemburg

    In Irland zeigte sich in den 1940iger Jahren der nachteilige Effekt des vollen Korns auf den Mineralstoffhaushalt durch Blockade der Kalziumionen in Richtung Rachitis bei Kindern. Bis zu drei Prozent Phytinsäure in der Aleurinschicht des Weizenkorns zeichnet dafür verantwortlch. Eine weitere Abwehrwaffe im Kampf gegen Fraßfeinde sind die hitzeresistenten Weizenlektine [WGA=wheat germ agglutinin], die von Cordain L. et al. (1) noch als wichtigste Ursache entzündlicher Darmkrankheiten wie Morbus Crohn in Richtung rheumatischer Arthritis angesehen wurden.

    Die Absicht, das WGA-Gen auf andere Nutzpflanzen als Insektenfraßschutz zu übertragen, musste wegen ihrer außerordentlichen Giftigkeit aufgegeben werden. Etliche toxische Abschnitte in den Kleberproteinen verursachen die Zöliakie, die sich zunächst als „vegetative Dystonie“ oder „irritables Colon“ - Verlegenheitsdiagnose tarnen kann. Schließlich kommt es zu Entzündungen des Dünndarms, was die Aufnahme von Nährstoffen stark behindert und zum Abnehmen führt. Wie die Daten der Mayo-Klinik (2008) zeigen, hat sich die Zahl der Betroffenen in den letzten 50 Jahren vervierfacht.

    Ob die modernen, schnellen Verfahren der Teigbildung, wie sie bei uns seit Jahrzehnten praktiziert werden, den fermentativen Abbau der toxischen Eiweiße auch via nativer Sauerteigführung verhindern. Ob gar die erhofften Schutzeffekte durch den Verzehr von rohem Getreide als Vollkornkost zur obigen Zunahme mit geführt haben könnte, wird von A. Fasano erst gar nicht andiskutiert. Ein wissenschaftlich geneigter Leser fragt sich warum ?

    1 Cordain, L. et al: Modulation of immune function by dietary lectins in rheumatoid arthritis. In: British Journal of Nutrition 2000/83. S.207-217.
  • Ein vergessener Pionier

    14.05.2010, Ing. Rudolf Hiller, Wien
    Ich habe leider in diesem Artikel einen Hinweis auf den Pionier des Baus von Turmgewächshäusern, den Österreicher Dipl. Ing. Dr. Othmar Ruthner, vermisst.
    Der Genannte entwickelte Ende der 1950er Jahre ein Turmgewächshaus, in welchem die Pflanzen mittels eines Paternostersystems in speziellen Pflanztrögen auf- und abbefördert wurden, wobei die Tröge in Nährlösungen eintauchten. Durch die kontinuierliche Bewegung waren alle Pflanzen der gleichen Lichteinwirkung ausgesetzt.
    Dr. Ruthner gründete um 1960(?) in Wien die Ruthner Industriepflanzenbau GmbH, die Turmgewächshäuser entwickelte und ausführte. Auf der Wiener Internationalen Gartenschau 1964 war ein derartiges Gewächshaus (Turmhöhe 30m) in Betrieb zu sehen.
    Nach den Ideen von Dr. Ruthner sollten Turmgewächshäuser u. a. die Bewohner arider Zonen mit frischem Gemüse versorgen.
    Dr. Ruthner war zwar auf dem Gebiet des Baus elektrochemisch-metallurgischer Industrieanlagen ein sehr erfolgreicher Unternehmer, aber betreffend des Baus von Turmgewächshäusern seiner Zeit zu weit voraus und scheiterte letztendlich. Er erlitt in dieser Hinsicht das sprichwörtliche österreichische Erfinderschicksal.
    Dr. Ruthner wurde 1964 Ehrensenator der Technischen Hochschule Wien (heute TU Wien), sein metallurgisches Unternehmen lebt als Andritz Metals-Ruthner weiter, seine Turmgewächshäuser sind aber leider fast vergessen.
  • Ökobilanz?

    13.05.2010, Chezra
    Hat mal jemand die tatsächliche Ökobilanz einer solchen Siedlung errechnet? Die Baustoffe hören sich ziemlich aufwändig an. Wie steht es mit den Solarpaneelen? Was kosten ökologisch betrachtet ihre Herstellung und das Recycling? So schön sich das alles anhört - es wäre schade, wenn hier wieder mal ein High-Tech-Weg mit viel Prestige eingeschlagen würde, der aber tatsächlich bei Berücksichtigung aller Faktoren gar nicht tragbar ist.

    Was mich auch stutzig macht: Warum wird hier nur von rechnerischen Werten gesprochen? "... jährlich gerade einmal 79 kWh pro Quadratmeter, haben Wissenschaftler ... für die Freiburger Solarsiedlung errechnet." Wenn die Siedlung doch schon 10 Jahre besteht, müsste es doch auch bereits handfeste Erfahrungswerte geben und nicht nur wissenschaftliche Rechenwerte.

    Ich finde solche Projekte toll, aber sie sollten auch ehrlich, unter Berücksichtigung ALLER bekannten Faktoren eingeschätzt werden, nicht nur aus Sicht der Faktoren, die gerade angenehm erscheinen.

    Stellungnahme der Redaktion

    Die Berechnungen des Instituts für Bauphysik an der Bergischen Universität Wuppertal basieren keineswegs auf Hypothesen, sondern auf Daten, die im Rahmen einer langfristig angelegten Feldstudie vor Ort in Freiburg durchgeführt wurde. Damit konnte erstmals für eine ganze Wohnsiedlung eine positive Energiebilanz ermittelt werden.



    Was die Ökobilanz der eingesetzten Baustoffe angeht, gehört der Freiburger Architekt Rolf Disch sicher nicht zu den Verfechtern von "Hightech um jeden Preis" - ganz im Gegenteil. In der Freiburger Solarsiedlung wurden überwiegend nachwachsende Rohstoffe wie z.B. regionale Hölzer verarbeitet. Damit konnte der Einsatz von Zement erheblich reduziert werden - ein Baustoff, dessen Herstellung für immerhin 1,1 Milliarden Tonnen klimaschädigender Treibhausgase pro Jahr verantwortlich ist.

  • Fragwürdig

    12.05.2010, Norbert Stephan
    Mit Beklemmung habe ich den Artikel "Mamas Anruf genügt" gelesen. Wie weit muss ein Forscher kommen, um Kinder in so einer Weise zu instrumentalisieren. Es ist schon schlimm genug, wenn Tiere für Versuche herhalten müssen. Dass Kinder als "Versuchskaninchen" benutzt werden, sprengt den Rahmen bei weitem. Das gilt umso mehr, als dass die Versuche hier gezielt zur Stresserzeugung durchgeführt wurden.

    Wir sollten nicht vergessen, das derartige Erfahrungen bei Kindern in diesem Alter langfristige Auswirkungen, wenn nicht gar Schäden verursachen können.
  • Gilt auch die Umkehrung?

    11.05.2010, Daniel Schiller, Köln
    In dem Artikel wird für das individuelle moralische Budget ein Kompensationsmechanismus erkannt und exemplarisch begründet, aber nur in eine Richtung: Tue ich etwas Gutes, tue ich kurz darauf etwas weniger Gutes/etwas Schlechtes, um mein Budget nicht zu überziehen.
    Gilt auch die Umkehrung? Ist das Problem symmetrisch? Gilt: Wenn ich etwas Schlechtes tue, kompensiere ich sie kurz darauf durch etwas Besseres? Gibt es dazu Untersuchungen?
    Wenn dem so wäre, wäre ja alles in "Butter" und man müsste sich um keine der beiden Handlungen sorgen ... am Ende gleicht sich alle aus (und ich bleibe immer gleich) ;).
  • Perchlorat und Leben auf dem Mars ...

    10.05.2010, Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Katlenburg-Lindau
    Sehr geehrter Herr Prof. Rehder,

    besten Dank für Ihren Kommentar zu meinem Artikel!

    Die Frage nach möglichem Leben auf dem Mars ist in den letzten drei Jahrzehnten außerordentlich kontroversiell geworden - und bleibt doch das Leitmotiv für alle kommenden (gegenwärtig geplanten) Marsmissionen (siehe auch meinen Ergänzungsartikel unter www.spektrum.de/artikel/1026803)!

    Ich vermute, dass Perchlorat in der Mars-Atmosphäre produziert wird (Catling et al, www.agu.org/pubs/crossref/2010/2009JE003425.shtml) und sich daher nur an der Oberfläche und in den obersten Bodenschichten befindet. Die Oberfläche gilt aber ohnehin als lebensfeindlich. Potentielle Mars-Organismen im tieferen Untergrund würden also wenig durch das Perchlorat beeinflusst werden (weder positiv noch negativ).

    Das (unter Marsbedingungen stabile) flüssige Perchlorat-Medium, welches Sie ebenfalls ansprechen, ist von Rennó et al abgehandelt worden (www.agu.org/pubs/crossref/2009/2009JE003362.shtml).

    Mit freundlichem Gruß,
    Walter Goetz
  • Tritium in die Umwelt?

    10.05.2010, Michael Dittmar, Thoiry
    Herr Bruechle,

    Sie schreiben in Ihrem Leserbrief: "In seinem Artikel behauptet Michael Moyer mehrfach, der Betrieb sei emissionsfrei."

    Eigentlich wäre es richtiger zu sagen, Herr Moyer zitiert nur die ITER-Fan/Fusions-Gläubigen, die das behaupten.

    Schauen Sie am besten mal auf die ITER-Webseite!

    Aber warum legen wir nicht gleich den Finger auf
    die Lüge vom "Tritium Breeding". Mehr zu diesen und anderen "Fusion Illusions" unter http://europe.theoildrum.com/node/5929.

    Man könnte wirklich eine Menge Geld sparen!
  • Bulgaren schütteln den Kopf wie die Inder

    09.05.2010, Bettina Pagel, Hoppegarten
    Bezogen auf den Beitrag "Bei den Indern ist das anders" möchte ich hinzufügen: Dazu muss man gar nicht so weit reisen. In Bulgarien ist dieses "Kopfschüttelverhalten" dasselbe. Ich war allerdings vorab informiert, als ich mich 1984 auf einer Jugendtouristreise in diesem schöne Land befand. Trotzdem war es sehr gewöhnungsbedürftig, und Missverständnisse blieben nicht aus. Deshalb auch meine Befürchtung, dass dieses Verhalten bei den Bonobos nicht ganz eindeutig auf das menschliche übertragbar ist, denn es kommt ja doch in umgekehrter Form in einigen Gegenden vor.
  • Da kann was von den Dimensionen her nicht stimmen

    09.05.2010, Josef Gödde Greifenstein
    24 Watt pro Person und Tag gewinnen, während der herkömmliche Prozess 44 Watt pro Person und Tag verschlingt.
    Entweder muss es heißen Wattstunden, Wattsekunden oder ähnlich oder das Pro Tag ist falsch
    Stellungnahme der Redaktion




    Hallo Herr Gödde,



    danke für Ihren Hinweis, da hat sich der Fehlerteufel tatsächlich eine Stunde einverleibt: Richtig heißt es 24 bzw. 44 Wattstunden pro Person und Tag. Ich habe den Text entsprechend korrigiert.



    Beste Grüße



    Antje Findeklee

  • Bei den Indern ist das anders

    07.05.2010, Jürgen vom Scheidt, München
    Als ich in den 1960-er Jahren mein erstes indisches Konzert besuchte, war ich ziemlich irritiert, dass der Sitar-Spieler (Ravi Shankar) das Spiel seines Begleiters auf der Tabla (Alla Rhaka) so schlecht fand, dass er dauernd missbilligend den Kopf schüttelte - so wie wir "Nein" meinen. Und Alla Rhaka gab dem Meister an der Sitar ebenso zurück.
    Erst allmählich begriff ich, dass in Indien einfach die Körpersignale umgedreht sind: Kopf von links nach rechts und zurück drehen bzw. schütteln heißt: Ja, Begeisterung - und das Nicken mit dem Kopf wäre die Verneinung.
    Also, die Parallele zwischen den Bonobos und "uns" Menschen ist kulturell nicht eindeutig!
  • Kopfschütteln

    07.05.2010, Peter Kohler Bayreuth
    Der Schluss: Die Evolution dieser Geste stammt aus der Zeit, bevor sich die Arten getrennt haben, scheint ein Kurzschluss zu sein. Möglicherweise haben die Bonobos die Geste durch Kulturtransfer (z.B. von Pflegern oder Zoobesuchern) übernommen.
    Angeblich gibt es Kulturen bei denen Kopfschütteln "Ja" bedeutet. Wie ist dies einzuordnen?

  • Geben Fusionsreaktoren Tritium ab?

    07.05.2010, Dr. W. Brüchle, Gesellschaft für Schwerionenforschung, Darmstadt
    In seinem Artikel behauptet Michael Moyer mehrfach, der Betrieb sei emissionsfrei. Bei einem Verbrauch von einem Kilogramm Tritium pro Woche wird es sich nicht vermeiden lassen, dass entweder durch Diffusion oder bei Wartungsarbeiten regelmäßig Tritium in die Umwelt abgegeben wird. Tritium hat zwar nur 12 Jahre Halbwertszeit, aber heimtückischerweise eine niedrige Betaenergie, so dass in den Körper aufgenommenes Tritium nicht von außen mit Messgeräten festgestellt werden kann (nur mit Flüssigszintillatoren in Urin- oder Blutproben).

    Man kann nun der Meinung sein, dass das Tritium aus den Wasserstoffbomben-Tests oder Abstürzen von Militärflugzeugen (dort wurde Tritium idiotischerweise für Leuchtanzeigen verwendet) der Menschheit auch nicht viel geschadet haben - diese Meinung kann ich keinesfalls teilen. Wenn mehrere Fusionsreaktoren in Betrieb gingen, ist leicht abzuschätzen, dass sich der natürliche Vorrat von etwa 1,8 Kilogramm Tritium auf der Erde bald verdoppeln könnte. Da das Tritium aus dem Nahrungskreislauf nicht zu entfernen ist, wäre weltweit mit erhöhten Strahlenschäden zu rechnen.

    Man kann dagegenhalten, dass trotz Tausender Verkehrstoten pro Jahr niemand ernsthaft die Autos abschaffen will...

    Gegenüber konventionellen Atomkraftwerken mögen die Fusionskraftwerke in einigen Jahrzehnten eventuell sauber erscheinen. Aber "emissionsfrei" halte ich für eine Utopie. Ich hoffe, dass zumindest für das gelegentliche Öffnen dieser Anlagen so genannte Titan-Getter vorgesehen werden, die Tritium gut festhalten können. Durch Ausheizen kann das Tritium dann wieder ausgetrieben und verwendet werden. Bisher habe ich von solchen Sicherheitsmaßnahmen noch nichts gehört.
  • Kopf in den Nacken werfen

    06.05.2010, Harald Weiche, Garbsen
    Auch wenn das Kopfschütteln bei Menschen relativ verbreitet ist, um nein auszudrücken, gibt es auch die Geste des Kopf in den Nacken Werfens mit gleicher Bedeutung.

    Die implizierte Schlussfolgerung, dass unsere mit den Bonobos gemeinsamen Vorfahren schon Kopfschüttler waren, erscheint mir sehr gewagt. Am ehesten ist die Idee einer energischen Geste als symbolische Androhung von Gewalt denkbar. Die in Abstufungen auch zum "auf den Tisch hauen" führt.

    Nahe liegender erscheint mir, dass die Geste direkt vom Menschen übernommen ist. Dass sie in dieser Form verstanden und selbst eingesetzt wurde, zeigt doch die Nähe der Gedankenwelt unserer Arten und auch, dass die "Aufmüpfigkeit" unsere Sprösslinge sich in sechs Million Jahren getrennter Evolution nicht beheben ließ oder die Vorstellung, dass Erziehung Not tut sozialen Wesen als immanenter "Weberfehler" anhaftet.

    Interessant wären zu erfahren, ob und welche Gesten in der "freien Wildbahn" eingesetzt werden.
  • Die Frage nach Erkenntnissen

    04.05.2010, Martin Freudenreich
    Es gibt verschiedene Wege, die so genannte Gaia-Theorie zu betrachten. Die Vertreter der Medea-Gegentheorie haben meiner Meinung nach ein sehr eingeschränktes und reduktionistisches Blickfeld. Doch Gaia lässt sich nicht auf diese Art und Weise erfassen. Um die lebendige Erde zu erkennen und diese durchaus sinnvollen und hilfreichen Erkenntnisse für das Leben anzuwenden, ist es notwendig, ihre Zusammenhänge ganzheitlich zu betrachten. Natürlich stimmen einige Kriterien nicht mit der gängigen Theorie überein. Doch warum? Weil sie aus der Gesamtheit herausgegriffen werden. Man bedient sich an einigen erdgeschichtlichen Befunden, und schon ergibt sich ein scheinbar völlig widersprüchliches Bild. Ganzhheitlich betrachtet bedeuten solche Befunde jedoch nicht mehr als eventuelle Notwendigkeiten, um das Leben wie es in seinen heutigen Ausmaßen existiert, erst möglich zu machen. Vielleicht musste das Leben derart schwanken, um 3,5 Milliarden Jahre zu existieren. Was bringt es uns, Massensterben als Rechtfertigung einer derart destruktiven Medea-Theorie heranzuziehen?
    Die Medea-Theorie birgt meiner Meinung nach nichts weiter als destruktives lebensfremdes Potential. Natürlich könnten wir das Wissen um eine selbstzerstörerische Erde dazu verwenden, unser eigenes kurzlebiges Verhalten zu rechtfertigen. Doch was bringt uns das? Die Gaia-Theorie ist ein Schritt in die Zukunft, in eine nachhaltige lebenswerte Zukunft. Das Leben auf unserem Planeten existiert seit etwa 3,5 bis 3,8 Milliarden Jahren. Die gesamte erdgeschichtliche Artenvielfalt schätzt man auf bis zu 30 Milliarden. All diese Erkenntnisse lassen für mich nur eine Erkenntnis erwachsen: Das Leben geht seinen Weg, vielfältig, komplex und vor allem fortdauernd. Was ist das für ein Wesen, welches sich nun anmaßt zu behaupten, die Erde gliche einer Medea, nur weil einige Daten dafür sprechen. Was bedeuten solche Daten schon in Hinblick auf den Reichtum unserer Natur. Ist sie nicht der größte Beweis für ein taugliches und effektives Zusammenspiel zwischen Erde und Organismen? Nutzen wir die Erkenntnisse der Gaia-Theorie lieber, um das Leben zu erhalten, anstatt die "Beweise" der Medea-Theorie, um den zerstörerischen Homo sapiens aus seiner Natur heraus zu rechtfertigen. Unsere Kinder werden uns dafür danken.
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