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Kommentare - - Seite 1007

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Unbegrenzte Brennstoffversorgung aller Kernkraftwerke

    24.08.2009, Rudolf Eberhart, 31303 Burgdorf
    Die April-Ausgabe Ihrer Zeitschrift habe ich verspätet in die Hand bekommen, daher dieser zeitlich verzögerte Kommentar.

    In Ihrem Beitrag zum Thema Elektroautos benutzen Sie leider eine Floskel, die der Anti-Atom-Propaganda der Rot-Grünen entnommen sein könnte, nämlich:
    "So richtig umweltfreundlich wird der Elektroantrieb allerdings erst, wenn ausschließlich grüne, aus regenerierbaren Quellen stammende Energie getankt wird..."

    Sie begründen das mit der Endlichkeit fossiler Kraftstoffe. Bei Öl und Gas mögen Sie, was Ihre Bedenken bzgl. der nur noch begrenzten Reichweite betrifft, Recht haben. Kohle dagegen reicht schon wesentlich länger. Voll daneben liegen Sie allerdings, wenn Sie die Reichweite der Kernenergie mit der Reichweite der Weltvorräte an Öl oder Gas gleichsetzen! Eine Zeitschrift mit dem anspruchsvollen Titel "Spektrum der Wissenschaft" müsste eigentlich in der Lage sein, sich bei seriösen Kennern der Reservensituation bei Kernbrennstoffen zu informieren.

    Diese wird z.B. vom Deutschen Atomforum wie folgt beschrieben: "Die Brennstoffsituation bei Uran ist mehr als komfortabel. Nach heutigem Kenntnisstand steht Uran noch mindestens 200 Jahre zur Verfügung. Dank der ständigen Weiterentwicklung der Technologie zur Auffindung und Förderung von Uran ist sogar noch eine deutlich größere Reichweite zu erwarten." Laut einer Aussage von AREVA bzw. URENCO steht dieser Brennstoff sogar unbegrenzt zur Verfügung, wenn man das im Meerwasser gelöste Uran zu den Vorräten zählen würde.

    Hinzu kommt noch Thorium, das etwa dreimal so häufig auf der Erde vorkommt wie Uran. Beim Einsatz im Reaktor bildet sich aus dem Thorium Uran-233, das ebenfalls wie Uran-238 und Plutonium-239 als Kernbrennstoff geeignet ist. Der in Deutschland entwickelte Thorium-Hochtemperaturreaktor wurde mit einer Leistung von 300 MW in Hamm-Uentrop nach 2-jährigem Betrieb nach ständig neuen Nachforderungen der NRW-SPD-Regierung unter Johannes Rau stillgelegt. Südafrika und China betreiben die Entwicklung weiter. Nimmt man die Vorräte von Uran und Thorium zusammen, so ist die künftige unbegrenzte Brennstoffversorgung aller Kernkraftwerke weltweit als absolut sichergestellt anzusehen.
  • Energie in Hülle und Fülle

    24.08.2009, Alexander Peevsky, München
    Gott sei Dank rückt die technisch-industrielle Machbarkeit in den Brennpunkt der Öffentlichkeit. Die in DESERTEC beschriebene Energiewende verhält sich in etwa so wie der einstige Ausbau des Schienennetzes. Würde man heute das Schienennetz aus dem Nichts aufbauen müssen, erschiene das finanziell utopisch. Damals war man sich der volkswirtschaftlichen Tragweite nicht bewusst. Man fing einfach an. Heute profitieren wir davon.

    Welche Tragweite eine Ausrichtung der Energiewirtschaft auf die Solartechnologie hat, können sich nur die wenigsten vorstellen. Allein die nichtaufgewendeten Gelder für die Primärenergie (Öl, Kohle) verbleiben als Kaufkraft in der Volkswirtschaft. Dass wir Energie in Hülle und Fülle haben, zeigt die Überlegung, wer uns wohl im Sommer die Badeseen erwärmt. Mann stelle sich vor, wir müssten den Bodensee zum Baden mit fossilen Energien oder mit Kernenergie aufheizen. Dies zeigt uns die Menge der uns zur Verfügung stehenden Energie von der Sonne.

    Meiner Ansicht nach befinden wir uns mitten in einer industriellen Revolution ungeahnten Ausmaßes, welche die letzte (von ca. 1750 bis 1950) verblassen lässt. Wie hieß es noch mal in einer Werbung?
    Es gibt viel zu tun. Packen wir es an!
  • Gut begründbare, wenn auch nicht ganz neue Theorie

    23.08.2009, Christian Hornstein, Bonn
    Die Sensitivierung-Homöostase-Theorie von DiFranza, die er als neues Modell zur Nikotinsucht vorstellt, ist durchaus plausibel, gerade weil sie inhaltlich nicht ganz so neu ist. Analoge Überlegungen finden sich in der Literatur seit vielen Dekaden. Bereits 1957 haben Hurvich und Jameson ein Prozess-Opponentenmodell entwickelt, das im Grundsätzlichen ganz ähnliche Annahmen macht und 1973 von Solomon und Corbit zur Erklärung von Zigarettenabhängigkeit verwendet wurde. Auch hier geht es um antagonistische Systeme, die bei der Bemühung des Nervensystems, ein Gleichgewicht zu gewährleisten, interagieren.

    Andere Autoren haben dies später aufgegriffen und teilweise auch mathematisch modelliert. Eine ähnliche Modellierung ist z. B. auch für Alkohol vorgeschlagen worden: die Zweiphasenwirkung von Alkohol (siehe z. B. Lindenmeyer).

    Dass Verlangen und nicht Lust im Dopaminsystem und bei Sucht im Zentrum steht, legen verschiedene Befunde nahe (z. B. Berridge, Rolls, Panksepp). Selbst die neuronalen und molekularen Mechanismen, die letztlich hinter den antagonistischen Prozessen stehen, sind mit immer größerer Detaillierung (z. T. auch in SdW) beschrieben worden: kompensatorische Gegenreaktionen an den Synapsen von Ratten (extrazelluläre Konzentration von Dopamin und Serotonin im Nucleus accumbens) nach einer mehrstündigen Dauerapplikation von Kokain, Bedeutung von CREB für die Toleranzentwicklung, von delta-FosB für die Sensitivierung, und über entsprechende Auswirkungen auf die negative Rückkoplung über Dynorphin zwischen Nucleus accumbens und ventralem Tegmentum, die Eigenschaften von Nicotin als MAO-Hemmer d. h. als Antidepressivum.

    Insofern ist die Sensitivierung-Homöostase-Theorie von DiFranza inhaltlich zwar nicht ganz neu (ein Hinweis DiFranzas auf die Vordenker wäre m.E. angemessen gewesen), aber durchaus gut begründbar. Und seine Befunde leisten einen wertvollen Beitrag zur Entbagatellisierung des Nikotinkonsums.
  • Alter Hut mit neuem Mascherl

    22.08.2009, Renate Baumann, Baden/Wien, Österreich
    Ich halte diesen doch sehr alten Plan für ausgesprochen gut und wirtschaftsbelebend. Da sich die nordafrikanischen Länder ohnedies seit längerem der EU annähern, kommen diese als Strompartner in Betracht (ich sehe hier das involvierte Länderrisiko als nicht so hoch wie der Autor an).

    Jedoch sollte man danach trachten, zunächst alle EU-Länder, die aufgrund ihrer Sonnenstunden und des vorhandenen Platzes genug Sonnenenergie liefern können, mit Anlagen auszustatten. Je mehr Länder involviert sind, desto geringer ist auch das Risiko, wenn ein Land ausfällt. Mehr involvierte Länder bedeuten allerdings höhere Kosten, das sollte uns jedoch die Versorgungssicherheit wert sein.

    Grundsätzlich bin ich für alle regenerativen Energiequellen, die dazu dienen, unsere Mitwelt (und nicht Umwelt) wieder in Ordnung zu bringen. In einigen Jahrzehnten benötigen wir Strom für 9 Milliarden Menschen, Milliarden von Autos/Flugzeugen etc. Ökologisch erzeugter Strom sollte daher im Vordergrund stehen.

    Für die nordafrikanischen Länder ist die EU der Haupthandelspartner. Gleichzeitig arbeiten bereits Millionen Nordafrikaner in den EU-Ländern. Die Angst, dass wir aufgrund des Strombezugs von diesen Ländern erpressbar wären, halte ich eher für unwahrscheinlich. Man kann eher davon ausgehen, dass es zu besseren Kooperationen, sei es wirtschaftlicher, politischer oder kultureller Natur, kommen wird.
  • Wirklich so egoistisch sein?

    22.08.2009, Niels Warncke, Bad Nauheim
    In dem Artikel wird einerseits über die negativen Folgen von großen Exporten berichtet (Uganda muss Mais und Weizen exportieren, unabhängig davon, ob das Land selbst genug hat etc.), andererseits auch vor den für Deutschland nicht optimalen wirtschaftlichen Aspekten gewarnt.

    Ich finde gerade die wirtschaftlichen Aspekte gut: So können wir ohne Verluste für uns den Menschen in Afrika, denen es größtenteils nicht sonderlich gut geht, helfen, indem wir ihnen eine Arbeit schaffen. In Europa lässt sich das nun mal nicht umsetzen, da der benötigte freie Platz nicht vorhanden ist. Soll man dann wirklich so egoistisch sein, dass man die Entwicklung den Kommunen überlässt?

    Die Abhängigkeit Europas stellt in meinen Augen ein größeres Problem dar, die Stromversorgung sollte deshalb (zumindest in der Anfangsphase) so bleiben, dass wir auch größere Ausfälle verkraften können. Als positiver Nebeneffekt käme zum Tragen, dass die Länder bei Bedarf selbst kleine Mengen abzapfen können, um die anfangs genannten Ausbeuteeffekte zu vermeiden.
  • Strom vom Dach statt aus der Sahara

    21.08.2009, Egbert Scheunemann, Hamburg
    Bepflastert alle Hausdächer in Deutschland, alle Südseiten aller Gebäude, alle Leitungsmasten aller Bahnlinien mit fotovoltaischen Sonnenkollektoren, installiert auf allen hunderttausenden Strommasten kleine Windräder und in den Heizungskellern aller Häuser anstelle der Öltanks Batterien, Wärmespeicher oder Drucklufttanks, um die gewonnene Energie zwischenzuspeichern, isoliert alle Gebäude ordentlich, nutzt Bioabfälle und Erdwärme für die Energiegewinnung, jagt die Mineralölsteuer und andere ökologische Lenkungssteuern hoch und baut mit den eingenommenen Geldern das öffentliche, perspektivisch zum Nulltarif nutzbare Verkehrssystem aus – dann ist das "Energieproblem" Deutschlands ökologisch, sozial und politisch verträglich gelöst, ohne größenwahnsinnige Projekte, ohne die Sahara und ihre gefürchteten Sandstürme, ohne gigantische Übertragungsverluste und politische Unsicherheiten.

    Freilich könnten die Großkonzerne von einer solchen kleinräumigen Lösung weit weniger profitieren als vom megalomanischen Projekt "Desertec". Man kann sich den Rest also denken.
  • Evolutionär

    21.08.2009, Günter Ganslmeier, Albaching
    Könnte es nicht sein, dass dieses unbewusste "Im-Kreis-Laufen" aus unserer Entwicklung entstand? Kleine Kinder entfernen sich nur ungern zu weit von ihren Eltern oder ihrem Heim. Ich könnte mir durchaus denken, dass diese Eigenschaft aus der Primatenzeit entstand. Die Herde ist das Zentrum und die Entfernung von dieser erhöht das Risiko, von einem Räuber erlegt zu werden.

    Bei der bewussten Handlung, in eine Richtung zu laufen - mit der Möglichkeit, sich zu orientieren - gibt es deshalb keine oder wenig Probleme.

    Alternativ könnte ich mir jedoch auch vorstellen, dass dieses "Im-Kreis-Laufen" auch als erste Orientierung in einer fremden Umgebung gedeutet werden könnte.
  • Ist dies Wissenschaft oder Politik?

    17.08.2009, Gernot Fuchs, Purkersdorf, Österreich
    Nicht nur Ihnen missfallen Argumente, auch mir gefallen nicht alle - darunter auch die Ihren. Nicht nur, weil sie meinen eigenen Erfahrungen widersprechen, sonder auch, weil sie - offensichtlich politisch gefärbt und motiviert - in einer wissenschaftlichen Publikation nichts zu suchen haben. Ihre zwei Hauptargumente sind so schwächlich, dass ich mich fragen muß, wie lange Sie darüber wohl nachgedacht haben.

    Der von Ihnen gezogene Vergleich zwischen einer frühzeitlichen Kooperative und dem heutigen postindustriellen Egotopia ist ganz offensichtlich unzulässig. Die Antriebskräfte, die in der Frühzeit eine kooperative Erziehung im Interesse des Stammes haben überlebenswichtig erscheinen lassen, sind heute den Kräften einer kapitalistisch organsierten und auf Gewinn und Konsum ausgerichteten Selbstverwirklichungsstrategie jedes einzelnen gewichen. Von Kooperation kann in unseren heutigen "Stammesverbänden" wohl kaum mehr die Rede sein. Sogar das von Ihnen zitierte Argument der Selbstverwirklichung der Frau in einer von Konsumfron geprägten "Corporate World" steht in diametralem Gegensatz zu jedweder Form der Kooperation, da Selbstverwirklichung - egal von welchem Geschlecht betrieben - ja ausschließlich auf das Individuum selbst gerichtet ist.

    Die sozialdarwinistische Antithese zur Primatenerziehung bedarf ja wohl keines Kommentars, da auch Ihnen die monströsen Möglichkeiten dieser Argumentationslinie bekannt sein dürften. Auch die selektive Anwendung dieses Gedankengutes ändert daran nichts, ganz im Gegenteil.

    Abschließend erlauben Sie mir, meiner Fassungslosgkeit Ausdruck zu verleihen, wie die geistige Elite unserer Kultur sich vor den tagespolitischen Karren fragwürdiger ideologischer Auswüchse spannen lassen kann und versucht, diesen Strömungen ein Mäntelchen der wissenschaftlichen Rechtfertigung zu verpassen. Und das, obwohl wir alle wissen sollten, wo diese Vorgangsweise - von Wissenschaft und Religion betrieben - in der Vergangenheit unserer Geschichte hingeführt haben. Gleichzeitig verschließen Sie damit Ihren Blick vor dem offensichtlichen gesellschaftlichen, kulturellen und ökologischen Verfall unserer "Stammesgemeinschaften" und diskreditieren Ihrerseits Formen eines sozialen Zusammenlebens abseits der von Ihnen gutgeheißenen Ideologie (auch davon sind Frauen betroffen).
  • Dunkle Streifen, blaue Schatten

    17.08.2009, H. Voelz
    Vielen Dank für diesen Artikel bezüglich des weißen Streifens beim Schatten eines Zauns.

    Ich habe vor einiger Zeit andere, vielleicht ähnliche Bilder aufgenommen. Betrachten Sie den Schatten an der rechten Seite des Bahnübergangs. Hier treten statt dunkler helle Rasterstreifen auf. Dies hängt mit dem Öffnungswinkel der Sonne und den dabei entstehenden Halbschatten zusammen.





  • Raubbau wieder aufforsten

    16.08.2009, Dr.-Ing. Dieter Frey, Buchholz-Sprötze
    Der Artikel ist nett, aber unrealistisch. Dennoch zeigt er, dass es mit der Sache ernst zu werden scheint, was lange geleugnet wurde.

    Die Raketen kann und will keiner bezahlen. Hier wird die Erderwärmung vor einen anderen Karren gespannt (elektromagnetische Kanone und Ionentriebwerke). Die Schiffe sind eher im Rahmen des Möglichen.

    Doch was würde passieren, wenn einfach nur das aufgeforstet werden würde, was im Raubbau der letzten Jahrhunderte abgeholzt wurde? Das geht ganz sicher nicht so einfach, ist aber mit Sicherheit sehr effektiv und immer noch die preiswerteste Lösung. Es wird sicherlich Technik notwendig sein, um Bäumen in heutigen Dürregebieten eine Starthilfe zu geben, aber es wird mit nachhaltigen Techniken für vergleichweise wenig Geld zu haben sein.

    Die Menschen müssen - wieder - lernen, dass es die Pflanzen sind, die unsere Umwelt geschaffen haben und erhalten können.
  • Ratschläge von Philosophen sind keine "Backrezepte"

    14.08.2009, Martin Janicijevic, Diepenau
    Die Unverzichtbarkeit auf Zukunfts- und Technikfolgeforschung in der heutigen Zeit bleibt unbestritten. Dennoch sind Ratschläge von Philosophen keine "Backrezepte", die sich eins zu eins in praktische Politik umsetzen lassen. Das Wissen um vorhandene Sackgassen in einer Großstadt schützt nicht davor, sich in eine zwischenzeitlich neu hinzugekommene zu verirren. Das Mittel der Wahl gegen unliebsame Überraschungen bleibt auch in Zeiten von GPS immer noch ein bewusster und maßvoller Umgang mit den verfügbaren Ressourcen. Ausreichend Zeit vorzuhalten, um mit Bedacht den geeigneten Weg und das richtige Maß zu finden, ist die beste Vorsorge und erspart regelmäßig eine Menge Sorgen danach.

    Für die Zukunft unserer Spezies von maßgeblicher Bedeutung und in der momentanen Situation äußerst dringlich scheint mir die Beantwortung der Frage: Wer oder was erzeugt eigentlich diesen rast- und ziellosen Optimismus, der die Menschheit so derart auf "Teufel komm raus" in den Irrsinn ihrer Selbstzerstörung treibt? Oder anders formuliert: Woher nehmen wir die Sicherheit, die Fehler der Vergangenheit genau ab jetzt keines Falls wieder zu machen, obwohl wir gerade im selben Moment aus vermeintlich guten Gründen die dazu notwendigen Veränderungen zunächst einmal zurückstellen?

    Ist es wirklich möglich, genau zu prüfen und durch uns zu entscheiden, was wir der nachfolgenden Generation mindestens übrig lassen müssen? Der Vorschlag, die Hälfte der Gewinne – wenn sie denn tatsächlich anfallen – aus den "Goldadern" unterhalb des Nordpols in einen Fundus zu überführen, um damit anschließend den Heimatverlust der "Klimavertriebenen" zu entschädigen, wird sicherlich von der Ökonomie großzügig und mit Wohlwollen angenommen. Wesentlich schwieriger könnte es werden, einen Zehnten aus den überdimensionalen Gewinnen der internationalen Großkonzerne und den globalen Finanztransfers abzuschöpfen, um damit die Folgen der bereits heute von eben diesen Unternehmungen selbst verursachten realen Klimaschäden vor allem für die Betroffenen abzumildern.

    Kann man Uran lapidar als "Dreck" bezeichnen, wenn es doch bereits z. B. für die moderne Medizintechnik unverzichtbar ist? Naturwissenschaft und Politik durch fundierte Fragestellungen zu führen ist eine Aufgabe mit hohem Anspruch, die in der Tat wesentlich nur die Philosophie zu leisten vermag. Durch ihre Erhabenheit gewinnt sie Distanz, Übersicht und die nötige Hochachtung, um die Lebensbewältigung der Gesellschaft maßgeblich zu stützen. In sofern ist sie alles andere, als ein Luxus. Doch bei aller Weisheit, kann und darf sie keine Empfehlungen zu Gunsten ungeklärter Verfahrensweisen vorwegnehmen. Die Menge des dauergefährlichen Materials spielt bei der Suche nach geeigneten Nach- und Entsorgungsmöglichkeiten durchaus eine gewichtige Rolle.

    Könnte die Weinprobe am Vorabend des Interviews – bei aller Zurückhaltung - nicht vielleicht doch das Gespräch ein klein wenig beflügelt haben? Wie dem auch sei: Die Empfehlungen eines Philosophen sind keine "Backrezepte"; aber Anlass zum eigenen, auch zum lauten Nachdenken sind sie immer und allemal. Die Philosophie ist das Ruder am schwankendem Floss der Wissenschaften. Dennoch ist stets zu bedenken: Philosophen sind ganz gewöhnliche Menschen, genau wie Wirtschaftsmanager oder Parteipolitiker auch. Nur in sehr seltenen Fällen entdeckt man unter ihnen den einen oder anderen "Außerirdischen".
    Stellungnahme der Redaktion


    Sehr geehrter Herr Janicijevic,



    zum Thema Rezepte:

    Ich möchte für eine Rehabilitierung von Rezepten und Rezeptwissen eintreten. Mich wundert, dass politische und ökonomische Akteure gerne das Katheder betreten und zur allgemeinen Begeisterung verkünden, man verfüge über keine Rezepte. Ich würde es dagegen für äußerst wünschenswert halten, wenn man für Probleme auf Rezeptwissen zurückgreifen könnte. Die Alternative wäre ja, situativ und kontextgebunden, sozusagen aus dem hohlen Bauch irgendetwas zu tun gemäß dem bekannten Therapieprinzip: aliquid fiat. Bedauerlicher Weise verfügen wir bei vielen Problemen der Gegenwart über solche Rezepte nicht; wir sollten uns jedoch bemühen, solche zu (er-)finden.



    Zum Uran:

    Den diagnostischen und therapeutischen Einsatz von strahlenden Agentien will ich keinesfalls in Frage stellen. Die Bemerkung mit dem „Dreck“ sollte deutlich machen, dass Uran im Unterschied zu fossilen Energielieferanten keine zur Kohlenstoffchemie analoge Anwendung hat. Uran kann man nur energetisch nutzen (einschließlich der medizinischen Anwendung) oder ungenutzt liegen lassen.



    Zur nuklearen Entsorgung:

    Leider wird in Deutschland die Debatte auf die Endlagerung in Salzstöcken konzentriert. Angesichts der Anwendung nuklearen Materials in der Medizin, aber auch in der Materialbearbeitung wird es immer ein Entsorgungsproblem geben. Zu diskutieren ist, ob man sich nicht auf eine mehr oder weniger lange Zwischenlagerung zurückzieht, zumal nuklearer “Müll“ auch einmal eine Energiequelle sein könnte. Über grundsätzliche Alternativen wird kaum nachgedacht: Warum nicht den Müll mit Schlicht-Raketen in berstsicheren Behältern in die Sonne transportieren?



    Philosophen als gewöhnliche Menschen:

    Da haben Sie ganz Recht. Die Philosophie verfügt nicht über extraordinäre Erkenntnisquellen, über die nicht jeder bei genügend Einsatz vor Zeit und Energie verfügen könnte. In dieser Hinsicht unterscheidet sie sich von Theologen. Außerirdische sind mir von vornherein suspekt. Philosophieren ist durchaus ein irdisches Handwerk. In diesem Zusammenhang noch einmal zu den Rezepten: Die Philosophen haben Rezepte entwickelt, wie man naturalistische Fehlschlüsse vermeidet, in Debatten um die Grundlagen von Recht und Politik ein sehr hilfreiches Werkzeug.



    Mit freundlichen Grüßen

    Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

  • Kindererziehung ist Arbeit

    11.08.2009, Reinhardt Braun, Beihingen
    Lieber Herr Springer, ich lade sie gerne hierher in den Schwarzwald ein, um unsere Krabbelgruppe zu besuchen. Hier treffen sich 5 - 6 Mütter mit ihren Kindern zum Spielen und Reden, oder um sich anderweitig zu beschäftigen. Ich betone: Mütter mit ihren Kindern! Die Kinder werden nicht abgegeben. Ich denke, das ist in allen Krabbelgruppen so und das ist gut. Ich zitiere aus ihrem Artikel: "Hingegen lassen menschliche Mütter in Jäger- und Sammlerpopulationen ihre Babys von anderen streicheln, halten und umhertragen". Die Mütter sind dabei nicht "auf Arbeit", sondern in der Nähe.

    Noch etwas: Wer hat das Tragetuch erfunden? Doch eben diese Mütter aus Jäger- und Sammlerpopulationen, die Sie erwähnen. Warum das denn? Haben die keinen Kindergarten, oder haben diese Menschen noch das Gespür dafür, das ihre Kinder bei der Mutter am besten aufgehoben ist?

    Kindererziehung ist Arbeit. Warum sollte eine Mutter zwei Jobs haben?
  • Klimawandel und Vorsorgeprinzip

    11.08.2009, Dr. Günther Sinapius, München
    Natürlich sollte die Philosophie bei der Beantwortung der Frage helfen können, was beim Klimawandel dem Vorsorgeprinzip unterworfen werden soll und was nicht. Im Verlauf des Interviews scheint jedoch die Erkenntnis "Wir können als Philosophen nur tragfähige Vorschläge machen, wenn wir das von den Wissenschaften Erarbeitete berücksichtigen" leider etwas aus den Augen geraten zu sein.

    So plädiert Prof. Gethmann am Beispiel des Deichbaus in den Niederlanden anscheinend für das Prinzip "Nachsorge statt Vorsorge". Angesichts der Aussagen niederländischer Experten (1) kommt mir diese Empfehlung in ihrer Allgemeinheit gewagt vor. Auch die Ausführungen zur Endlagerung im Zusammenhang mit Kernenergie ("ein paar Tonnen mehr[strahlenden Mülls] "durch die Kernenergie") erscheinen angesichts der Daten der BFS (2) erstaunlich.

    Die Idee eines Ausgleichs zwischen Gewinnern und Verlierern der Klimaveränderung ist einleuchtend. Die Aussage, dass es "akzeptablere Quälerein" gebe "als eine Steuer, die jedermann zu Konsumverzicht zwingt", suggeriert jedoch, dass Konsumverzicht vermeidbar sei. Aufgrund der Größe unseres ökologischen Fußabdrucks scheinen zumindest die BürgerInnen der Industriestaaten um einen wie auch immer definierten Konsumverzicht nicht herum zu kommen. Bleibt die spannende Frage, wie traditionell wachstumsorientierte Gesellschaften lernen können, mit dieser Herausforderung umzugehen.

    Schade, dass die Interviewer bei diesen Punkten nicht weiter nachgefragt haben und so der Eindruck "si tacuisses, philosophus mansisses" enstehen konnte.

    (1) http://www.deltacommissie.com/doc/2008-09-03%20Advies%20Deltacommissie.pdf
    (2) http://www.bfs.de/de/transport/endlager/abfall_prognosen.html
    Stellungnahme der Redaktion


    Sehr geehrter Herr Dr. Sinapius,



    zum Thema Vorsorge oder Nachsorge:
    Unabhängig von der Frage, wie optimistisch oder pessimistisch man hinsichtlich der Deichbaukapazitäten der Niederlande sein kann, mir scheint es kein Argument zu geben, das apriori Vorsorge immer besser als Nachsorge sein soll. Vielmehr ist die Entscheidung zwischen Vorsorge, Nachsorge oder Mischstrategien eine Sache der rationalen Abwägung.



    Zur Frage des Konsumverzichts:
    Ich will nicht ausschließen, dass Konsumverzicht im kollektiven Durchschnitt unvermeidbar ist. Sollte sich das herausstellen, können die Staaten durch angemessene Anreizsysteme (beispielsweise Steuergesetzgebung) entsprechende kollektive Ergebnisse erreichen. Ich bin jedoch dagegen, Individuen zum Konsumverzicht zu zwingen (Ökodiktatur, Blockwartstrukturen) und sei es auch durch moralischen Druck.



    Mit freundlichen Grüßen

    Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

  • Zeitdilatation durch Zentrifuge?

    11.08.2009, Tilmann Schneider, Bonn
    Im oberen Kasten auf Seite 40 des Heftes (08/2009) wird ein Nachweis der Zeitdilatation durch die Schwerkraft erwähnt.

    Das bringt mich auf die Idee zu einem ähnlichen Experiment:
    Man platziert in einer Zentrifuge, wie sie zu Trainingszwecken normalerweise für Astronauten verwendet wird, eine Atomuhr und lässt die Anlage eine bestimmte Zeit lang kreisen und so eine künstliche Schwerkraft erzeugen. Wäre die auf Frequenzkämmen basierende Atomuhr genau genug, um eine Zeitdilatation nachzuweisen?
  • Mein Universum!

    10.08.2009, Dr. Roland Schmidt, Baunatal
    Meistens ärgern mich Artikel über Kosmologie, der dunklen Energie wegen. Nicht so dieser! Und zwar auch der dunklen Energie wegen, die hier Hypothese bleibt und noch nicht den größten Teil des Universums ausmacht.

    Was mich nicht so richtig befriedigt und die Autoren wohl auch nicht, ist, dass die Inhomogenität des Raums auf einer lokalen Besonderheit beruht. Wäre es da nicht sinnvoller, ganz auf die Forderung nach Homogenität von Raum und Zeit zu verzichten? Schließlich ist das beobachtbare Universum schon insofern inhomogen, als sich räumlich entfernt beobachtete Ereignisse auch zeitlich entfernt, also in der Vergangenheit ereigneten.

    Vorstellbar wäre etwa ein Universum, in dem die Zeit in der Vergangenheit schneller verlief als in der Gegenwart. Wenn in einem solchen Universum ein räumlich entferntes Ereignis während einer bestimmte Dauer TG beobachtet wird, dann hatte dieses Ereignis für einen Beobachter am Ort und zur Zeit des Ereignisses ein geringere Dauer TV. Wenn man nun weiterhin am kosmologischen Prinzip festhält und fordert, dass für letzteren Beobachter zu seiner Zeit ein physikalischer Prozess genauso verlief wie für einen gegenwärtigen Beobachter, dann führt das unweigerlich dazu, dass ein heutiger Beobachter eine Rotverschiebung für Licht feststellt, das aus räumlicher Entfernung zum ihm vordringt, wobei die Ursache für diese Rotverschiebung nunmehr nicht mehr auf eine Fluchtbewegung von Galaxien zurückzuführen ist, sondern vielmehr in der Inhomogenität der Zeit begründet liegt. Denn obwohl das beobachtbare Universum letztlich aufgrund seiner eingeschränkten Beobachtbarkeit inhomogen erscheint, existiert ja doch auch noch ein Universum an sich, in dem für jeden beliebigen Ort dieselbe Gegenwart wie für den Beobachter herrscht, nur ist dieses nicht beobachtbar. Allerdings ist es vorstellbar, und zwar als homogenes Universum, darin räumlich entfernte Raumpunkte zunächst einmal nicht mit einer gegenseitigen Relativbewegung belegt werden müssen.

    Andererseits ist es in einem solch inhomogenen Universum aber auch so, dass, während für den Beobachter in der Gegenwart die Eigenzeit G vergangen ist, an einem räumlich und damit auch zeitlich entfernten Ort seiner Beobachtung die größere Eigenzeit V vergangen ist, da ja die Zeit in der Vergangenheit schneller verlaufen soll als in der Gegenwart. Wenn man nun also das Alter des Universums auf welche Art auch immer mit Zeitmaßstäben der Gegenwart berechnet, dann erhält man womöglich ein endliches Ergebnis. Berücksichtigt man allerdings diese Dehnung der Eigenzeit, je weiter man in die Vergangenheit zurückdringt, dann ist je nach Beschaffenheit der zeitlichen Inhomogenität ein nicht endliches Alter möglich.

    Es liegt mir nun völlig fern, an jenem Ereignis zu zweifeln, dass Urknall genannt wird. Bei diesem Ereignis handelt es ich ja nicht etwa um irgendeinen Anfang, sondern um den Anfang des Universums, und mithin auch um den Anfang von Raum und Zeit. Und da es sich nun einmal um den Anfang der Zeit handelt, sollte doch, wann immer man auf diesen Anfang zurückgeblickt, dieser in der Vergangenheit liegen. Dann erübrigt sich die Frage, was vor dem Anfang war, und der Anfang selbst ist mit räumlichen und zeitlichen Anschauungen nicht mehr fassbar. Man könnte also sagen, dass die Existenz eines Anfangs geradezu nach einer zeitlichen Inhomogenität verlangt.

    Dem kosmologischen Prinzip folgend würde man nun fordern, dass jeder Beobachter zu jeder Zeit dieselbe Lichtgeschwindigkeit misst. Während am Ort des Beobachters die Eigenzeit G vergeht, erstreckt sich nun das Ereignis selbst über eine größere Eigenzeit V. Das Licht hat also am Ort und zur Zeit des Ereignisses eine größere Strecke zurückgelegt als am Ort des Beobachters während der Beobachtungszeit. Das heißt also, dass ein Beobachter in der Gegenwart Strecken im räumlich entfernten Universum zu kurz beurteilt.

    In einem inhomogenen Universum können Ereignisse viel weiter entfernt sein als die gegenwärtigen Maßstäbe des Beobachters vermuten lassen. Insbesondere könnte das Universum je nach Art der Inhomogenität und bei Vermessung in „Eigenstrecken“ (Strecken, die ein Beobachter am Ort und zur Zeit des Ereignisses auch tatsächlich feststellen würde), auch unendlich ausgedehnt sein.

    Die endliche Größe des beobachtbaren Universums resultiert dann letztlich daraus, dass räumlich und zeitlich entfernt wahrgenommene Ereignisse mit den Maßstäben der Gegenwart beurteilt werden und nicht mit Maßstäben, die zu ihrer Zeit Gültigkeit hatten.

    Ein wie oben gedanklich vorstellbares, aber nicht beobachtbares Universum, in dem an jedem Punkt Gegenwart herrscht, wäre dann homogen und unendlich ausgedehnt, sowohl im Raum als auch in der Zeit.
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