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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Artemisia absinthium

Artemisia absinthium L.
(syn. Absinthium majus, A. officinale, A. vulgare); Wermut (syn. Absinth, Alsem, Bitterer Beifuß, Wurmkraut), vgl. Abbildung. Halbstrauch, in Mittel- und Nordeuropa bis zum Boden abfrierend.
Fam.: Asteraceae (Compositae).
Droge: Absinthii herba; Wermutkraut (syn. Eltzkraut, Magenkraut), die zur Blütezeit gesammelten und getrockneten Laubblätter und blütentragenden Zweigspitzen. Inh.: äther. Öl (Oleum Absinthii;0,2-1,5 %), je nach Herkunft variiert dessen Zusammensetzung, dominierend sind allg. (+)-Thujon, cis-Epoxyocimen, trans-Sabinylacetat und Chysanthenylacetat, ferner wurden Sesquiterpene identifiziert, u.a. a-Bisabolol, β-Curcumen sowie Spathulenol. Weitere Bestandteile sind Sesquiterpenlacton-Bitterstoffe, bes. das dimere Guajanolid Absinthin (0,20-0,28 %) vgl. Formel, ferner Anabsinthin, Artabsin, Artabin und Matricin sowie Flavonolglykoside. Anw.: appetitanregendes Bittermittel (Amarum aromaticum). Es regt ferner bei dyspeptischen Beschwerden die Magensaftsekretion an und kommt bei Dyskinesien der Gallenwege zum Einsatz. Die Droge ist mitunter Bestandteil von Magen- sowie Leber- und Gallentees, ebenso von Arzneifertigpräparaten der Indikationsgruppen Cholagoga, Stomachika und Roborantia. Zur Teezubereitung verwendet man ca.1-1,5 g (= 1Teelöffel) fein zerschnittene Droge. Die mittlere Tagesdosis soll 2-3 g Droge nicht überschreiten. Auch der Anwendungszeitraum sollte nicht länger als eine Woche betragen. Geg.: Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sind keine unerwünschten Wirkungen zu erwarten. Die Anwendung über lange Zeit und in hohen Dosen kann allerdings zu Intoxikationen führen, die mit Erbrechen und Benommenheit verbunden sind. Ursache hierfür ist das enthaltene äther. Öl und dessen Gehalt an Thujon. Aus diesem Grunde darf auch das äther. Öl therapeutisch nicht verwendet werden, da in höheren Dosen Thujon zu klonischen Krämpfen, Parästhesien und Bewußtseinsstörungen führen kann. Auch Destillate der Droge, z.B zur Herstellung von Absinthschnaps, sind verboten. Der Mißbrauch entsprechender Zubereitungen führt zum sog. "Absinthismus", einer chronischen Absinth-Vergiftung, die durch das in den Zubereitungen enthaltene Thujon ausgelöst wird und mit Abbauerscheinungen des Zentralnervensystems (motorische und sensible Ausfälle, Übelkeit, Erbrechen, Stupor) verbunden ist.
Hom.: Artemisia absinthium HAB1; die frischen, oberen Sproßteile, Blätter und Blüten. Anw.-Geb.: Erregungszustände und Krampfleiden sowie Entzündung der Magenschleimhaut.
Histor.: zu Artemisia siehe A. vulgaris. Die Herkunft des Artnamens absinthium ist unklar. Nach Dioskurides stammt er von apsinthos (unerfreulich) oder von apinthos (untrinkbar) ab. Ebenso ist die Herkunft des deutschen Namens Wermut nicht gesichert. Möglicherweise sollten mit der Bezeichnung wurmwidrige Eigenschaften der Droge zum Ausdruck gebracht werden. Nach Dioskurides haben bereits die alten Ägypter den Wermut als Somi gekannt, der in der Form Saam im Papyrus Ebers vorkommt. Bei den latinischen Festen erhielt der Sieger im Wettrennen mit Stiergespannen auf dem Kapitol einen Wermuttrank. Bedeutung hat der Wermut über die Jahrtausende bis in die Gegenwart sowohl als Arznei- als auch als Genußmittel behalten, wie unter anderen aus dem bergischen Spruch hervorgeht "Wermot ist för alles got".



Artemisia absinthium, Wermut



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