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Lexikon der Ernährung: Lebensmittelskandale

Lebensmittelskandale, E food scandals, Aufsehen erregende Verletzung von Regeln und Verhaltensweisen bei der Deklaration, der Behandlung und / oder dem Vertrieb von Lebensmitteln. Ursache von L. ist häufig die Tatsache, dass verfälschte, verfallene oder auf unterschiedliche Art und Weise geschädigte Erzeugnisse in Verkehr gebracht oder dort belassen werden.
Derartige Skandale, wie sie z. B. beim Vertrieb von wurmbefallenen Fischen, bei der Verfütterung unerlaubter Mittel zur Verbesserung des Fleischansatzes bei Kälbern, dem Glycol-Zusatz zu Wein oder dem Vertrieb von Fleisch aus BSE-verdächtigen Rinderbeständen, müssen von der praktischen Ernährungspolitik und insbesondere von den Lebensmittelüberwachungsorganen umgehend aufgedeckt und konsequent bekämpft werden, um Schaden von der Bevölkerung fern zu halten. Dazu sind organisatorische, technische und rechtliche Maßnahmen zu ergreifen, die eine Wiederholung solcher oder ähnlicher Skandalfälle ausschließen.
Echte und vermeintliche Lebensmittelskandale haben teilweise erhebliche – allerdings recht schnell vorübergehende – Auswirkungen auf die öffentliche Stimmungslage zur Lebensmittelsicherheit und auf den Verbrauch der in Verruf geratenen Lebensmittelpositionen. So ist z. B. der Rindfleischverbrauch nach dem Bekanntwerden von BSE in Deutschland am 24.11.2000 bemerkenswert zurückgegangen (mit Verbrauchssteigerungen bei den Substituten von Rindfleisch), lag jedoch bereits sechs Monate danach wieder auf dem Niveau des Vorjahres. Wegen der großen wirtschaftlichen Konsequenzen solcher Verschiebungen ist nicht auszuschließen, dass echte und vermeintliche Lebensmittelskandale manchmal auch gezielt gedämpft oder überhöht werden. Politische Folge der BSE-Problematik war in Deutschland die Umstrukturierung des ehemaligen Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in das neue Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Die neue Bezeichnung sollte eine Schwerpunktverschiebung, weg von der vermeintlichen (wirtschaftlichen) Bevorzugung der Landwirtschaft hin zu mehr Verbraucherschutz ausdrücken.
Typisch für L. ist, dass im Umfeld des eigentlichen „Skandals“ die Berichterstattung in den Medien vorrübergend den Fokus auf die gesamte Lebensmittelproduktion lenkt, deren Methoden (Massentierhaltung, Verfütterung von Tiermehl, für den Verbraucher wenig übersichtliche Herkunftsbezeichnungen) ansonsten in weit geringerem Maße hinterfragt werden. Essay: Medien und Ernährungsverhalten.

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