Direkt zum Inhalt

Psychotherapie: Im Labyrinth der Gedanken

Menschen mit schweren Ängsten und Depres­sionen fühlen sich oft wie festgefahren. Die "metakognitive Therapie" hilft ihnen, das Geschehen im Kopf wieder flexibel zu steuern.
nachdenkliche Frau

Es handelt sich um ein abstraktes Unterfangen: darüber nachzudenken, wie wir über die eigenen Gedanken nachdenken. Der schwer greifbare Forschungsgegenstand heißt in der Fachsprache ­"Metakognition" und ist das Steckenpferd von Adrian Wells, Professor für Psychopathologie an der University of Manchester.

Dabei würde man den blassen Briten mit der randlosen Brille eher für einen bodenständigen Bürokraten halten – und nicht für jemanden, der abstrakten Gedanken nachjagt. Wie er dazu kam, erzählte der Psychologe im Mai 2015 auf dem Weltkongress der kognitiven Therapie in Boston. "In den 1980er Jahren hatte ich das Glück, mit Aaron T. Beck, dem Begründer der kognitiven Therapie, zu arbeiten." Schon damals sei ihm "die fehlende Ver­bindung zwischen der kognitiven Psychologie und der Praxis der kognitiven Therapie" aufgefallen. Das Behandlungskonzept gründe nicht auf einem tieferen Verständnis für kognitive Prozesse.

Mit seinem "metakognitiven Störungsmodell" wollte der Psychologe hier eine Brücke schlagen. Metakogni­tionen, so die gängige Definition, umfassen zum einen Überzeugungen über unser Denken, zum anderen Strategien, mit denen wir es steuern. Sind diese verzerrt und unflexibel, so Wells’ Grundannahme, dann entstehen psychische Störungen. Anders gesagt: Der geistige Steuerknüppel verklemmt sich in einer Schieflage ...

Dies ist der Artikel "Im Labyrinth der Gedanken" aus "Gehirn&Geist" 11/2015. Den Artikel "Was Mäuse uns über Depressionen lehren" aus dem "Gehirn&Geist" Dossier 1/2016 finden Sie unter: www.spektrum.de/artikel/13768637

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Welche Psychotherapie passt zu mir?

Studien zufolge erkrankt jeder fünfte bis sechste Erwachsene mindestens einmal in seinem Leben an einer Depression. Doch wie finden Betroffene eine Therapie, die zu ihnen passt? Außerdem in dieser Ausgabe: Kolumbiens kolossales Problem, der Umgang mit Polykrisen und die Übermacht der Eins.

Spektrum Gesundheit – Übergewicht – Was können die neuen Abnehmspritzen?

Wie Abnehmspritzen den Appetit zügeln, für wen sie sich eignen und welche noch wirksameren Mittel auf den Markt kommen könnten, lesen Sie ab sofort in »Spektrum Gesundheit«. Plus: Ob Nickerchen unser Herz und Hirn schützen, wie man Kindern mit ADHS hilft und warum Tuberkulose so gefährlich ist.

Spektrum - Die Woche – Die Scham ums Haar

Vor etwa 100 Jahren begann der Kampf gegen weibliches Körperhaar. Sogar ein medizinischer Begriff wurde für Behaarung, die nicht den Schönheitsidealen entsprach, eingeführt. Die Kulturgeschichte der Körperbehaarung ist Thema der aktuellen »Woche«. Außerdem: neue Erkenntnisse aus der Schlafforschung.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen

Arndt, A. et al.: Psychometrische Gütekriterien des Metakognitionsfragebogens (Kurzversion, MKF-30). In: Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie 40, S. 107-114, 2011

Buonocore, M. et al.: Combined Neurocognitive and Metacognitive Rehabilitation in Schizophrenia: Effects on Bias Against Disconfirmatory Evidence. In: European Psychiatry 30, S. 615-621, 2015

Dobson, K. S.: The Science of CBT: Toward a Metacognitive Model of Change. In: Behavior Therapy 44, S. 224-227, 2013

Gawęda, L. et al.: Decreasing Self-reported Cognitive Biases and Increasing Clinical Insight Through Meta-Cognitive Training in Patients with Chronic Schizophrenia. In: Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry 48, S. 98-104, 2015

Groves, S. J. et al.: Changes in Neuropsychological Function after Treatment with Metacognitive Therapy or Cognitive Behavior Therapy for Depression. In: Depression and Anxiety 31, S. 437-444, 2015

Hoff Esbjørn, B. et al.: Adapting Metacognitive Therapy to Children with Generalised Anxiety Disorder: Suggestions for a Manual. Journal of Contemporary Psychotherapy 45, S. 159-166, 2015.

Normann, N. et al.: The Efficacy of Metacognitive Therapy for Anxiety and Depression: A Meta-Analytic Review. In: Depression and Anxiety 31, S. 402–411, 2014

Olstad, S. et al.: Metacognition in Eating Disorders: Comparison of Women with Eating Disorders, Self-reported History of Eating Disorders or Psychiatric Problems, and Healthy Controls. In: Eating Behaviors 16, S. 17-22, 2015.

Ong, J. C. et al: Improving Sleep with Mindfulness and Acceptance: A Metacognitive Model of Insomnia. In: Behaviour Research and Therapy 50, S. 651-660, 2012

Spada, M. M. et al.: Metacognition in Addictive Behaviors. In: Addictive Behaviors 44, S. 9-15, 2015

Teismann, T., Simons, M.: Metakognitive Therapie. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie 43, S. 251-258, 2014

Uhmann, S., Hoyer, J.: Metakognitive Therapie der Depression. In: Psychotherapie 16, S. 306-313, 2011

Wells, A., Cartwright-Hatton, S.: A Short Form of the Metacognitions Questionnaire: Properties of the MCQ-30. In: Behaviour Research and Therapy 42, S. 385-396, 2004

Wells, A. et al.: Metacognitive Therapy Versus Prolonged Exposure in Adults with Chronic Post-Traumatic Stress Disorder: A Parallel Randomized Controlled Trial. In: Cognitive Therapy and Research 39, S.70-80, 2015

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.