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Beobachtungstipps im Oktober: Venus dominiert den Morgen, Jupiter die Nacht

Merkur und Venus zeigen sich im Oktober am Morgenhimmel. Besonders die strahlend helle Venus zieht alle Blicke auf sich. Die Nacht gehört aber eindeutig dem Riesen Jupiter: Er nähert sich seiner Oppositionsstellung und ist fast die gesamte Nacht zu sehen.
Unser Sonnensystem von der Sonne bis zum Neptun
Nicht alle Planeten des Sonnensystems haben im Oktober einen großen Auftritt. So ist der Mars gar nicht zu sehen. Doch die helle Venus zieht in diesem Monat als Morgenstern alle Blicke auf sich. Jupiter ist beinahe die ganze Nacht zu sehen.

Merkur stand am 22. September in größter westlicher Elongation. Obwohl diese mit 17,9 Grad klein ausfiel, ergab sich Ende September eine gute Morgensichtbarkeit, die sich noch in den Okto­ber zieht: Am 1. Oktober findet man den Planeten bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung, um 06:47 Uhr MESZ, knapp acht Grad über dem Osthorizont. Merkur ist –1,1 mag hell. Bis zum Ende der ersten Oktoberwoche steigt diese Helligkeit leicht auf –1,2 mag an, Merkur sinkt aber rapide der Sonne entgegen. Am Morgen des 8. Oktober steht er bei Dämmerungsbeginn nur noch drei Grad hoch. Am 20. Oktober erreicht der flinke Planet seine obere Konjunktion und ist unbeobachtbar.

Venus erreicht am 24. Oktober mit einem Winkelabstand von 46,4 Grad ihre größte westliche Elongation. Sie geht Ende Oktober mehr als vier Stunden vor der Sonne auf und ist mit –4,4 mag strahlender Morgenstern. Wir finden sie bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung in Höhen um 34 Grad. Ihre scheinbare Helligkeit nimmt im Monatslauf bereits wieder leicht ab, da sich die Venus von der Erde entfernt. Die zunehmende Lichtphase kann den Verlust durch das schrumpfende Venusscheibchen nicht ganz ausgleichen: Der Winkeldurchmesser der Venus schrumpft im Monatslauf von 32 auf 23 Bogensekunden, der Beleuchtungsgrad steigt von 37 auf 54 Prozent. Am 22. Oktober erreicht sie die Dicho­tomie, also ihre Halbphase. Der Mond passiert die Venus vom 10. auf den 11. Oktober nördlich, während der Planet zur gleichen Zeit etwa zwei Grad südlich am hellen Stern Regulus (Alpha Leonis) vorbeiwandert.

Venus als Morgenstern | Unsere innere Nachbarin erreicht am 26. Oktober ihren größten westlichen Winkelabstand zur Sonne. Mit –4,5 mag strahlt sie auffallend hell.

Mars ist unbeobachtbar: Im November steht der Planet in Konjunktion.

Jupiter entwickelt sich im Oktober zum auffälligen Objekt der gesamten Nacht: Am 3. November wird der Riesenplanet die Opposition erreichen. Wir finden den –2,9 mag hellen Riesenplaneten im Sternbild Widder. Damit erreicht er in diesem Jahr eine beachtliche Kulminationshöhe von knapp 55 Grad (betrachtet von 50 Grad nördlicher Breite). Jupiter erscheint bald nach Sonnenuntergang im Osten. Am 1. Oktober erreicht er um 03:31 Uhr seinen höchsten Stand, am 31. Oktober bereits um 01:20 Uhr MESZ beziehungsweise 00:20 Uhr MEZ. Auf der zum Monatsende 49,5 Bogensekunden großen Jupiterscheibe lassen sich zahlreiche Wolkenphänomene beobachten, ebenso bieten die Galileischen Monde Io, Europa, Ganymed und Callisto zahlreiche Beobachtungsgelegenheiten. Der Mond besucht Jupiter im Oktober zweimal: vom 1. auf den 2. und am 29. Oktober; er passiert den Planeten jeweils nördlich.

Saturn ist im Oktober Objekt des Abendhimmels: Der Ringplanet erscheint bei Ende der Dämmerung als 0,7 mag helles Sternchen im Sternbild Wassermann – er ist das hellste Objekt dort. Am 1. Oktober kulminiert Saturn um 22:55 Uhr, am 31. um 20:54 Uhr MESZ (19:54  Uhr MEZ). Er erreicht dabei eine Höhe von 27 Grad. Zum Monatsende entschwindet der Ringplanet um 01:52 Uhr (00:52 Uhr MEZ) hinter dem Horizont. Das Saturnscheibchen misst 18 Bogensekunden; seine Ringe sind 42 Bogen­sekunden groß. Der Mond begegnet Saturn vom 23. auf den 24. Oktober.

Saturn und Mond im Wassermann | Der Ringplanet kommt am Abend des 24. Oktober dem Erdtrabanten recht nah.

Uranus, 5,7 mag hell, nähert sich wie Jupiter seiner Opposition im November. Wir finden den schwachen Planeten im Sternbild Widder, etwa 2,4 Grad südöstlich des 4,4 mag hellen Sterns Delta Arietis (δ Ari, auch Botein genannt). Er entwickelt sich zum Monatsende zum Objekt der gesamten Nacht: Am 1. Okto­ber kulminiert Uranus um 04:03 Uhr, am Monatsletzten um 02:01 Uhr MESZ (01:01 Uhr MEZ). Er erreicht dabei knapp 58 Grad Horizonthöhe. Im Teleskop erscheint Uranus bei höherer Vergrößerung als kleines 3,8 Bogensekunden großes Scheibchen.

Neptun ist nach seiner Opposition im September weiterhin gut beobachtbar. Der 7,7 mag helle Gasplanet steht in den Fischen, und zwar genau zwischen 30 Bogenminuten (am 1. Oktober) und 1,2 Grad (am 31. Oktober) südwestlich des 5,5 mag hellen Sterns 20 Piscium. Wir finden ihn am Monatsersten um 00:30 Uhr MESZ genau im Süden; er steht rund 37 Grad hoch. Bis zum 31. Oktober verfrühen sich seine Kulminationszeiten auf 22:25 Uhr MESZ (entsprechend 21:25 Uhr MEZ). Neptun ist im Teleskop bei hoher Vergrößerung (200-fach oder höher) und ruhiger Luft als winziges 2,3 Bogensekunden großes, blassblaues Scheibchen zu erkennen.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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