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News: Das Ende eines erfolgreichen Arbeitslebens

Der Röntgensatellit ROSAT hat am 8. Dezember 1998 seine letzte Aufgabe hinter sich gebracht. Mit aufgesparten Gasreserven und einem zweiten Strahlendetektor beobachtete er unter anderem die Supernova 1987a - sein erstes Ziel im Jahre 1990. In der Zwischenzeit hatte ROSAT Pulsare, Überreste von Sternexplosionen und Galaxienhaufen entdeckt. Das Datenmaterial ist so umfangreich, daß die Auswertung vermutlich noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird.
Die Leitung der Mission ROSAT lag beim Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik, doch genutzt wurden der Satellit und sein Röntgenobservatorium von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt. Mehr als 150 000 Quellen von Röntgenstrahlung wurden mit ihm entdeckt, und über 3 000 wissenschaftliche Artikel stützen sich bislang auf seine Daten.

Eine intelligente Nutzung der Ressourcen an Bord des Satelliten haben die ungewöhnlich lange Arbeitsdauer ermöglicht. Doch im September wurde die Röntgen-Kamera High Resolution Imager irreparabel beschädigt, als sie zu direkt auf die Sonne gerichtet war. So belebten die Techniker für die letzte Beobachtungsphase den zweiten Detektor, den Position Sensitive Proportional Counter (PSPC). Seit das Gerät 1994 seinen Vorrat an dem Edelgas Xenon aufgebraucht hatte, befand es sich in einem Schlummerzustand, aus dem es am 8. Dezember kurz erweckt wurde, um seine letzten Gasvorräte zu nutzen.

ROSAT hat während seines Arbeitslebens Objekte untersucht, die so dicht wie der Mond und so weit entfernt wie Quasare waren. Zu den herausragenden Ergebnissen gehören:

  • Die genaue Vermessung eines Halos aus heißem, aber dünnen Gas, das die Milchstraße umgibt.
  • Der Nachweis einer großen Gaswolke, die Röntgenlicht ausstrahlt und anscheinend alle Kometen umgibt, die dicht an der Sonne vorbeifliegen.
  • Die Beobachtung von weit entfernten Galaxienhaufen, deren Bildung in dem jungen Universum die Wissenschaftler nicht erklären konnten.
  • Die Entdeckung eines isolierten Neutronensterns in unserer Nähe, der nach den bisherigen Theorien eigentlich zu einem Schwarzen Loch hätte kollabieren sollen.
  • Verschiedene Erkenntnisse zur Sternbildung, die wohl variabler verlaufen kann, als zuvor angenommen wurde.
  • Die Vermessung der Menge und Verteilung von Dunkler Materie in Anhäufungen von Galaxien. Dabei stellte sich heraus, daß sichtbare und Dunkle Materie nicht gleich verteilt sind.
Zwar wird ROSAT keine neuen Daten mehr liefern, doch reicht das Material noch für die nächsten Jahre aus. Zur Zeit erscheint pro Tag mindestens ein Artikel auf Grundlage von Messungen des Satelliten – die Früchte eines erfüllten Arbeitslebens.

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