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Ozeane: Das Meer summt - zweimal am Tag

Unter Wasser herrscht Stille - zumindest für das menschliche Ohr. Messungen zeigen hingegen, dass morgens und abends der Ozean erklingt. Aber warum?
Rauschendes Meer

Im Meer ist es alles andere als leise: Wale singen, die Brandung rauscht, und schmelzende Eisberge sind sogar lauter als ein Presslufthammer. Der ganze Lärm verschwimmt fernab der Quelle zu einem einzigen Hintergrundrauschen – das großflächig zweimal am Tag von einem besonderen Brummen unterbrochen wird, wie Simone Baumann-Pickering von der University of California in San Diego und ihr Team aufgezeichnet haben. Dieses niederfrequente Brummen im Bereich von 300 bis 600 Hertz ist lediglich drei bis sechs Dezibel lauter als das Hintergrundrauschen und für uns nur technisch wahrnehmbar, wenn es zur Abend- und Morgendämmerung auftritt. Verursacht wird es von Millionen Organismen, die in der so genannten Dämmerzone der Ozeane in 200 bis 1000 Meter Tiefe leben. Das Gesamtgewicht dieser Fische, Krustentiere oder Kopffüßer schätzen Baumann-Pickering und Co auf mindestens zehn Milliarden Tonnen. Sie müssen jede Nacht zur Oberfläche aufsteigen, weil sie vor allem dort Nahrung finden. Die Regionen, in denen sie sich tagsüber aufhalten, erreicht zu wenig Sonnenlicht, damit dort Phytoplankton wachsen kann. Im Schutz der Dunkelheit droht ihnen weniger Gefahr durch Fressfeinde wie Seevögel oder Meeressäuger, weshalb sie sich mit dem Morgengrauen auch wieder in die sichere Tiefe zurückziehen.

Diese Wanderung hat allerdings ihren Preis. Während sie nach oben beziehungsweise unten schwimmen, verursachen sie das charakteristische Summen, das die Wissenschaftler mit hochsensiblen Unterwassermikrofonen im San-Diego-Graben vor der kalifornischen Küste aufgezeichnet haben. Es hält jeweils ein bis zwei Stunden an und ist nur wenige hundert Meter weit hörbar. Fressfeinde nehmen es dennoch wahr und können ihm bis zur Quelle folgen. Wer hauptverantwortlich für den anschwellenden Lärmpegel ist, können die Wissenschaftler bislang nur ahnen: Sie vermuten, dass ihn vor allem die zahlreichen kleinen Knochenfische produzieren, die in der Dämmerzone leben und täglich auf und nieder wandern. Dabei durchmischen sie zusätzlich das Wasser und sorgen dafür, dass Nährstoffe sowie Kohlendioxid verlagert werden.

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