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News: Die Planetenfeindlichkeit von Kugelsternhaufen

Mittlerweile haben Astronomen so viele Planeten in Umlaufbahnen von fernen Sternen entdeckt, dass es schon eine Sensation ist, wenn keine zu finden sind. Mit Hilfe des Hubble Space Telescope suchten amerikanische Wissenschaftler vergeblich die Millionen Sterne eines Kugelsternhaufens nach Hinweisen auf Planeten ab. Offenbar ist die Umgebung für die Bildung größerer Himmelskörper aber zu feindlich.
Der Kugelsternhaufen 47 Tucanae, der sich etwa 12 000 Lichtjahre von der Erde entfernt befindet, ist mit seinen mehreren Millionen Sternen das zweithellste Objekt seiner Art in der Milchstraße. Eine Durchmusterung mit Hilfe des Hubble Space Telescope ergab nun Erstaunliches: In ihm sind keinerlei Hinweise auf die Existenz größerer Planeten zu entdecken.

Dabei hatte sich das Team um Ronald Gilliland vom Space Telescope Science Institute in Baltimore große Mühe gegeben: Im Juli 1999 beobachteten sie mehr als acht Tage lang ununterbrochen das Objekt 47 Tucanae. Sie musterten dabei die Helligkeit von über 34 000 Sternen, in der Hoffnung, Schwankungen zu entdecken, die von größeren Planeten stammen könnten. Auf Grund der Anzahl bekannter Riesenplaneten, die sich um andere Sterne herum bewegen, gingen die Wissenschaftler davon aus, mindestens 15 bis 20 Exemplare in dem Sternenhaufen zu entdecken. Aber sie fanden keinen einzigen. "Irgendetwas stimmt mit dieser Umgebung nicht", wundert sich daher das Teammitglied Timothy Brown vom National Center for Atmospheric Research in Colorado.

Den Grund für das Fehlen der nicht selbst leuchtenden Himmelskörper können sich die Astronomen nicht erklären. Einige von ihnen nehmen an, dass in 47 Tucanae Planeten nur sehr schwer entstehen können, da dort die benötigten Elemente wie Kohlenstoff, Sauerstoff, und Eisen fehlen. Wenn sich aber doch welche bilden sollten, leben sie in diesem dicht gepackten Sternenhaufen äußerst gefährlich: Ein vorbeiziehender Stern könnte die im Verhältnis kleine Kugel ins Schwanken bringen und aus ihrer Umlaufbahn hinaus ins All werfen, wodurch sie für Astronomen nicht mehr auffindbar ist.

Steinn Sigurdsson und seine Kollegen von der Pennsylvania State University gehen zur Zeit allerdings einer anderen Möglichkeit nach. Sie vermuten, dass Gezeitenkräfte die Planeten zerstören. Was auf der Erde zu harmlosen Erscheinungen wie Ebbe und Flut führt, könnte in dem eng gepackten Haufen verheerende Ausmaße annehmen. Die Gravitation eng benachbarter Sterne könnte die kleinen Körper zusammendrücken und wieder auseinanderziehen. Durch dieses wiederholte Schubsen und Stoßen erhitzen sich die Gesteinsmassen vermutlich derart, dass die Planeten enorm anschwellen und dann schließlich explodieren. "Davon träumen Astronomen", sagt Sigurdsson. Aber bewiesen ist noch nichts.

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