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News: Ein neues Puzzleteil

Was befindet sich eigentlich im Zentrum der Milchstraße? Wahrscheinlich ein schwarzes Loch, würden wohl die meisten Wissenschaftler antworten. Beweisen konnte das bisher niemand, aber die Indizien mehren sich. Dazu gehört auch eine schwache Röntgenquelle, die das Röntgenobservatorium Chandra ganz in der Nähe von Sagittarius A*, einem Kandidaten für das langgesuchte schwarze Loch, erspäht hat.
Im Herzen der Milchstraße herrscht reger Betrieb. Riesige Wolken molekularer Gase – die Überreste von Sternenexplosionen – und rätselhafte Strukturen mit einer Länge von mehreren Hundert Lichtjahren kreisen um das Zentrum. Aber was sich dort eigentlich befindet, darüber rätseln Astronomen immer noch. Sicher, es wird stark vermutet, dass sich dort ein schwarzes Loch verbirgt, aber direkt nachweisen konnte es bisher niemand.

Ein möglicher Kandidat ist Sagittarius A*, eine Radioquelle, die einem schwachen Quasar ähnelt. Seit langem nehmen Wissenschaftler an, dass sie von einem superschweren schwarzen Loch mit der 2,6 Millionen-fachen Masse unserer Sonne gespeist wird. Falls das tatsächlich zutrifft, dann müsste Sagittarius A* auch Röntgenstrahlen aussenden. Diese Strahlung würde von den heißen Gasen einer Akkretionsscheibe stammen, dieim Gravitationsfeld des Loches wirbelt. Frühere Röntgensatelliten besaßen bisher nicht die nötige Empfindlichkeit und das Auflösungsvermögen in einem, um diese Strahlung nachzuweisen. Doch das Röntgenobservatorium Chandra könnte den Wissenschaftlern nun die Daten geliefert haben, auf die sie schon so lange warten. Zumindest verkündeten Frederick K. Baganoff und seine Kollegen von der Pennsylvania State University, dass Chandra eine neue schwache Röntgenquelle ganz in der Nähe von Sagittarius A* entdeckt habe, bei der es sich um die lang gesuchte Röntgenstrahlung des massereichen schwarzen Lochs handeln könnte.

Allerdings stellten die Wissenschaftler verwundert fest, dass die Quelle sehr viel schwächer ist als angenommen. Sie beträgt nur ein Fünftel von dem, was anhand von früheren Messungen mit Röntgenteleskopen erwartet wurde. "Da muss irgendetwas Ungewöhnliches in der Umgebung dieses schwarzen Lochs sein, das beeinflusst, wie es gefüttert wird und wie die Gravitationsenergie, die von der hineinfallenden Materie freigesetzt wird, in die Röntgenstrahlung umgewandelt wird, die wir sehen", meint Baganoff. Grund für die schwache Strahlung könnte sein, dass ein gewisser Mangel an Materie herrscht, die in das Loch stürzt, oder dass die Umgebung aus irgendwelchen Gründen das meiste der angezogenen Materie abweist. Falls nachgewiesen wird, dass Teile oder gar die gesamte Strahlung nicht von Sagittarius A* sondern einem anderen Objekt stammt, dann werden die Theoretiker seiner Ansicht nach alle Modelle über diesen Quasar neu überdenken müssen.

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