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Höhlenfisch Astyanax mexicanus: Fit trotz Insulinresistenz

Obwohl Höhlenfische der Art Astyanax mexicanus dauerhaft hohe Blutzuckerwerte haben, werden sie nicht zuckerkrank.
Höhlenfisch der Art Astyanax mexicanus

Höhlensalmler der Art Astyanax mexicanus (bisweilen auch: Astyanax jordani) verfügen über eine Eigenschaft, um die sie vermutlich viele Patienten mit Diabetes beneiden: Die Süßwasserfische haben zwar dauerhaft hohe Blutzuckerwerte und sind gegen das Hormon Insulin resistent, das Körperzellen dazu anregt, Glukose aus dem Blut aufzunehmen – gesundheitliche Schwierigkeiten bereitet ihnen das allerdings nicht. Im Gegenteil: Ihr ungewöhnlicher Zuckerstoffwechsel hilft ihnen wahrscheinlich sogar dabei, in einem extrem nahrungsarmen Lebensraum zu existieren. Das berichtet ein Team um Nicolas Rohner vom Stowers Institute for Medical Research in Kansas City, Missouri, nun im Fachmagazin "Nature".

Astyanax mexicanus lebt sowohl in Flüssen als auch in unterirdischen Gewässern, wo Dunkelheit herrscht und die Tiere nahezu vollständig von der Außenwelt abgeschottet sind. Entsprechend müssen die Höhlenfische weite Strecken des Jahres ohne Nahrung auskommen und große Mengen zu sich nehmen, wenn schließlich doch einmal etwas verfügbar sein sollte. Rohner und seine Kollegen glauben, dass die Insulinresistenz der Tiere – die den Ergebnissen der Forscher zufolge tatsächlich nur bei der Höhlenform der Art vorkommt – genau diesem Umstand geschuldet ist und ihnen dabei hilft, mit den angefutterten Reserven länger auszukommen.

Beim Menschen gilt eine Insulinresistenz als sicheres Zeichen für eine Stoffwechselerkrankung und nicht zuletzt als Wegbereiter für Diabetes. Sie führt in aller Regel zur Einlagerung großer Fettmengen und zu einem chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel, der wiederum auf Dauer Nerven und Blutgefäße schädigt. Die Höhlensalmler der Art Astyanax mexicanus scheint das allerdings kaltzulassen. Die Wissenschaftler konnten keine Hinweise darauf finden, dass die Gesundheit der Tiere durch die hohen Zuckerwerte in irgendeiner Weise beeinträchtigt ist. "Wenn die Proteine in unserem Blut dauerhaft in Zucker getränkt werden, arbeiten sie irgendwann nicht mehr richtig, weil sie mit der Zeit davon ummantelt werden. Doch bei den Fischen haben wir trotz ihres hohen Blutzuckerspiegels keine derart veränderten Proteine gefunden", so Studienautorin Misty Riddle. Wie die Fische das anstellen, ist den Wissenschaftlern bislang noch ein Rätsel. Möglicherweise, so spekulieren die Forscher, verfügen die Tiere über eine weitere Mutation, die sie vor den Auswirkungen des hohen Zuckerspiegels schützt.

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