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Hallstatt: Forscher finden einzigartiges Kultgefäß

Kuh-Kälbchen-Gefäß

Bereits vor zwei Jahren stießen Archäologen des Naturhistorischen Museums Wien im Hallstätter Gräberfeld auf ein besonderes Bronzeobjekt – allerdings war es in Hunderte kleinster Teile zerfallen. Restauratoren gelang es nun, den Fund wieder in seiner ursprünglichen Gestalt zusammenzusetzen: Zum Vorschein kam ein bronzenes Schöpfgefäß mit einem aufwändig gearbeiteten Griff in Form einer Kuh und eines Kälbchens. Dies und die kunstvollen Ornamente machen die rund 2500 Jahre alte Kelle einmalig.

Das Schöpfgefäß ... | ... aus Hallstatt stammt vermutlich aus dem 6. oder 5. Jahrhundert v. Chr. Archäologen vom Naturhistorischen Museum Wien fanden es in hunderte Bruchstücke zersplittert im Grab einer Frau.

So überziehen den bronzenen Körper der Kuh verschieden geformte Einlegearbeiten aus Eisen, die darauf hindeuten, dass das Gefäß einst als Kultgerät gedient haben könnte. Zu den Verzierungen zählen Sonnensymbole, wie ein Hakenkreuz, ein Radkreuz und ein Kreis oder aber S-förmige Doppelvogelbarken. Möglicherweise verehrten die Menschen der Hallstattzeit Kühe als heilige Tiere, wie Anton Kern vermutet, Leiter der prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien.

Gemessen an der Größe des Gefäßes – rund 30 Zentimeter im Durchmesser – diente es wohl dazu, Wein aus größeren Behältern in Trinkbecher zu schöpfen. Fest steht in jedem Fall, dass die aufwändig gearbeitete Kelle nicht für den Alltagsgebrauch bestimmt war. "Wir wissen allerdings zu wenig über die religiösen Vorstellungen der Hallstattkultur, um bestimmen zu können, für welche Zeremonien es vielleicht genutzt wurde", sagt Kern. Weitere Analysen sollen aber zumindest Hinweise auf die Herkunft des Objekts liefern, die bislang noch nicht bestimmt werden konnte.

Verschiedenste Kultsymbole ... |  ... machen den Fund aus Hallstatt einzigartig. Bei genauerem Hinsehen lassen sich auf der Flanke des Tieres ein Radkreuz, eine Scheibe, eine Doppelvogelbarke, ein Hakenkreuz sowie eine weitere Doppelvogelbarke erkennen (von links nach rechts). Die Zeichen galten in vorgeschichtlicher Zeit als Sonnensymbole.

Das Gefäß wurde vermutlich zwischen dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. ins Grab gelegt. Aus den übrigen Beigaben schließen die Wiener Archäologen, dass es sich um die letzte Ruhestätte einer Frau handelte, die verbrannt und dann mit zahlreichen außergewöhnlichen Bronze- und Tongefäßen bestattet worden war. Weil die meisten der Grabfunde eher einen kultischen als materiellen Wert besitzen, könnte die Tote zu Lebzeiten vielleicht eine Priesterin gewesen sein, so Kern. "Da von ihr jedoch kaum mehr als die Asche erhalten ist, lässt sich diese These aber nur schwer nachprüfen."

Die ersten Grabungen im Hallstätter Gräberfeld fanden bereits im 19. Jahrhundert statt. Schon damals entdeckten die Ausgräber ein sehr ähnliches Schöpfgefäß – allerdings ohne Kultsymbole. Da im Laufe der Zeit dort immer mehr Stücke aus dem gesamten Fundspektrum der älteren Eisenzeit zu Tage gefördert wurden, erhielt die Epoche schließlich den Namen "Hallstattzeit".

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