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Nobelpreise 2006: Friedensnobelpreis würdigt Kreditbank für Arme

Friedensnobelpreis
Das norwegische Nobelpreiskomitee verleiht den diesjährigen Friedensnobelpreis an Muhammad Yunus und die Grameen-Bank in Bangladesch "für ihre Bemühungen, wirtschaftliche und soziale Entwicklung von unten zu erzeugen", die auch Demokratie und Menschenrechte stützt. Dauerhafter Frieden sei nur möglich, wenn große Bevölkerungsgruppen einen Weg aus der Armut finden. Die von Yunus und der Grameen-Bank angebotenen Mikrokredite bieten die Möglichkeit dazu.

Muhammad Yunus | 1976 gründete Muhammad Yunus in Bangladesch die Grameen-Bank, die Armen mit Mikrokrediten von wenigen Dollar hilft. Für das erfolgreiche Projekt, das weltweit viele Nachahmer gefunden hat, bekam er den Friedensnobelpreis 2006.
Yunus hatte vor drei Jahrzehnten begonnen, seine Vision, auch Armen ohne finanzielle Sicherheiten Kredite zu geben, in die Praxis umzusetzen: Ein Darlehen von wenigen Dollar als Starthilfe ermöglichte Menschen, die für "normale" Banken als kreditunwürdig gelten, den Lebensstandard ihrer Familien zu erhöhen und binnen kurzer Zeit das Geld zurückzuzahlen. Diese Idee der Grameen-Bank ist inzwischen Vorbild für viele Einrichtungen weit über Bangladesch hinaus, die nun selbst Mikrokredite im Kampf gegen die Armut einsetzen. Von dem Konzept profitieren insbesondere Frauen in Gesellschaften, in denen sie gegen soziale und ökonomische Widerstände zu kämpfen haben, so das Komitee weiter. Wirtschaftlicher Fortschritt und politische Demokratie sei aber nur möglich, wenn die weibliche Hälfte der Menschheit im selben Umfang daran teilhaben können wie Männer.

Yunus' Vision, die Armut in der Welt zu beseitigen, sei mit Mikrokrediten allein nicht zu verwirklichen, erklärt das Komitee. Yunus und die Gramenn-Bank haben aber gezeigt, dass auf dem Weg zum Ziel Mikrokredite eine Hauptrolle spielen. Erst kürzlich hatten die Vereinten Nationen die Bedeutung solcher Kleinstkredite unterstrichen, indem sie das Jahr 2005 zum "Jahr der Mikrokredite" erklärt hatten.

Ähnlich wie bei einer Genossenschaft gehört die 1976 von Yunus gegründete Grameen-Bank zu 94 Prozent den Darlehensnehmern und zu sechs Prozent dem Staat Bangladesch. 97 Prozent der insgesamt inzwischen 6,61 Millionen Empfänger sind Frauen. Finanziert werden die Leihgaben ausschließlich durch eigene Rücklagen der Bank, die abgesehen von wenigen Ausnahmen jährlich Gewinne macht. Die Rückzahlungsquote für Darlehen liegt bei 99 Prozent. Gefördert werden Projekte zur Existenzgründung, Hausbau, Schul- und Hochschulbesuch sowie in einem besonderen Programm Bettler, die damit in die Lage kommen sollen, sich neue Einkommenswege zu schaffen.

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